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100 Prozent Wein?

Wie schon in zahlreichen Beiträgen in anderen Blogs zu lesen ist, startete gestern die neue Weinsendung 100 Prozent Wein auf dem Nachrichtensender n-tv. Dort muss offensichtlich mal wieder Sendezeit gefüllt werden und da kann man bestimmt ein seichtes Weinmagazin platzieren. Die erste Sendung beschäftigte sich mit dem deutschen Weinbaugebiet Mosel. Hierbei wurden vier weinerzeugende Betriebe vorgestellt und einige Themen der Weinproduktion angeschnitten. Das waren die Weingüter Dr. Loosen, St. Urbans-Hof, Margaretenhof und die Kellerei Peter Mertens. Weine der ersten beiden Weingüter werden auch bei Hawesko – dem Sponsor der Sendung – verkauft.

Der hohe Anteil an Winzern, die über Hawesko vermarktet werden, bestärkt nicht gerade den Eindruck der Seriosität einer solchen Sendung. Andererseits ist auch zu bemerken, dass diese Beschreibungen, die ohne Sichtung der Sendung vorab getätigt wurden, doch etwas übertrieben sind. Zudem wurde sich auch mit der Rebsorte Elbling beschäftigt. Einen Wein aus Elbling gibt es jedoch derzeit nicht im Sortiment von Hawesko. Das Weingut Margaretenhof und das Thema Elbling scheint von Michael Liebert, der an der Sendung beteiligt war, eingebracht worden zu sein. Jedenfalls hebt er dieses Weingut auf seiner Seite hervor.

Generell blieb die Sendung in einem unbeschwert-plauderhaften Tonfall. Problematisierungen blieben aus. Die Moderatorin von 100 Prozent Wein Jennifer Knäble scheint eine gute Wahl zu sein. Zum einen studierte sie Marketing. Zum zweiten passen ihre von Fachkenntnis unbeschwerten Fragen in das Konzept. So lange Jennifer Knäble sich auf das stellen von Fragen beschränkt, bleibt das relativ unproblematisch. Aber Ernst Loosen zu erzählen: “Ich mag süße Weine. Die Männer mögen das gar nicht”, ist doch ziemlich peinlich. Da sollte man sich doch vorher etwas mehr mit dem Thema beschäftigen.

Die Zielgruppe der Sendung sind Menschen, die eher wenig mit Wein zu tun haben. Weinfachberater sind da nicht richtig aufgehoben wie auch Alexander Ultes schreibt: “Ich denke dass ich nicht zur Zielgruppe zählte, mich allerdings durch den Titel der Sendung 100% Wein angesprochen fühlte wodurch die Erwartungen meinerseits recht hoch waren und leider nicht erfüllte werden konnten.”

Noch mal zu der Unabhängigkeit der Sendung und zu einem O-Ton von Jennifer Knäble: “Hier im Weingut von Ernst Loosen kann man sicher sein, dass einem nur edle Tropfen ausgeschenkt werden”. Ich kenne auch viele hervorragende Weine aus diesem Weingut. Jedoch so zu pauschalisieren, ist nicht ganz seriös. Der Name eines Winzers garantiert das nicht unbedingt immer und mit jedem Wein für gute Qualität. Und auch, dass einem die Weine dann selbst schmecken, ist damit nicht garantiert. Solche Urteil sind typische Vorstellungen von Nicht-Weintrinkern.

Besonders schwach waren die Einkaufstipps. Da wurde gefragt, auf was man als Kunde acht geben soll. Jedoch blieb die Frage dann vollkommen offen. Gerade, wenn man eine Sendung produziert, die sich an wenig fachkundige Zuschauer richtet, kann man so einen Serviceteil mit nützlichen Informationen bestücken. Ein solcher Nutzen für den Zuschauer ist jedoch nicht das Ziel der Sendung 100 Prozent Wein. Vielmehr soll das dazugehörige Weinpaket verkauft werden.

Mal schauen wie lange es diese Sendung gibt. Das letzte Weinmagazin im deutschen Fernsehen Vinum TV wurde ja auch mit Pomp und Trompeten angekündigt und verschwand nach kurzer Zeit ohne jegliche Begründung. Damals meinten viele, dass Wein im Fernsehen nicht vermittelbar ist. Diesmal beteiligten sich auch viele Blogs daran die neue Sendung bekannt zu machen. Eine frühere Problematik taucht nun bei 100 Prozent Wein wieder auf. Mit wieviel Tiefgang überschätzt man Zuschauer? Auch fragt man sich: Ab wann ist es eine Marketingsendung ohne Anspruch? Immerhin war die erste Sendung von 100 Prozent Wein nahezu fehlerfrei.

2 Gedanken zu „100 Prozent Wein?“

  1. Genau das gleiche habe ich bei den Einkauftipps auch gedacht. Wozu eine Frage stellen, wenn diese dennoch nciht beantwortet wird. Das gilt es auf jedenfall zu verbessern

  2. Hi Jenny,
    man sieht an solchen Stellen, dass die Sendung schnell, billig und einfach gemacht ist. Das wird dem Thema dann leider nicht so ganz gerecht. Für den Sendeplatz ist das allerdings ganz passend. Da werden ja sonnst Sonntags auch schnell mal billige Dauerwerbesendungen gesendet. Mir kommt es bei dieser Sendung ohnehin so vor, als wenn Sendeplatz möglichst einfach gefüllt werden soll.

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