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20 Jahre ProWein: Ein Jubiläum mit Erfolgen

20 Jahre ProWein 2014 Ein Jubiläum mit Erfolgen Die internationale Weinfachmesse ProWein feierte in den vergangen Tagen ihr zwanzig jähriges Bestehen. Da weinverkostungen.de nun auch schon 10 Jahre voll hat, war es nicht nur eine Pflicht wieder einmal nach Düsseldorf zu fahren. Das ist ein Doppeljubiläum. Folglich gab es recht viel Schaumwein zu probieren. Die Messe war dieses Jahr nach all den Vergrößerungen erstaunlich eng, weil gut besucht. Selbst am tendenziell schwächeren Dienstag waren die Hallen der ProWein noch gut gefüllt. Die offiziellen Zahlen bestätigen dies: Bei konstant gebliebenen 4830 Ausstellern stieg dieses Jahr die Besucherzahl zum Vorjahr um ca. 7 Prozent auf 48.000 Weinfachleute. Man kann sich ein weiteres Wachstum anhand der begrenzten Kapazitäten bei den Hotels und dem öffentlichen Nahverkehr kaum noch vorstellen.

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Die ProWein begann für uns angemessen prickelnd mit einer von Christine Balias geführten Verkostung einiger Cremants von der Loire. Viele dieser Häuser wie Gratien & Mayer, Bouvet-Ladubay, Ackerman oder auch Veuve Amiot sind als große Erzeuger auf dem deutschen Markt recht bekannt. Diese Häuser haben zumeist nicht nur einen hohen Qualitätsstandard sondern erzeugen auch recht interessante Mengen. Das führte in der Vergangenheit zu einigen Kampfpreisen, bei denen man sich fragen kann, wie die Herstellung von Flaschengärungen auf diesem hohen qualitativen Niveau überhaupt rentabel ist.

Insider sagen, dass diese Preise teilweise auch unter den Erzeugerkosten lagen, Schaumwein jedoch eine schnelle Distribution erfordert. Die Angebote können auch die Folge von Schwankungen in der Erntemenge sein. Und an der Loire ist man nicht wie in der Champagne gezwungen in besonders ertragreichen Jahren eine Reserve zurück zuhalten. Das würde nicht zum Stil des Cremant der Loire passen. Doch die Angebotspreise auf dem bisher erlebten Niveau werden bald Geschichte sein. Deutschland ist der wichtigste Exportmarkt für diese Schaumweine. Und der Absatz an Cremant boomt in Deutschland seit einigen Jahren. 2013 ist der Export gegenüber dem Vorjahr um 13% gestiegen (die Inlandsnachfrage jedoch vergleichsweise nur um 8%). Mir gefiel in der Verkostung ganz besonders der weiße Milisime 2011 von Gratien&Mayer (silbernes Etikett). Der sollte aber nicht mit dem normalen Brut mit dem auffällig lila Etikett von diesem Erzeuger verwechselt werden. Der schmeckt zwar auch ganz gut, ist aber bei weitem nicht so fein und vielschichtig.

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Weiter ging es auf der ProWein in einer anderen Liga. Bei dem hervorragenden Champagne-Haus Bruno Paillard gab es eine Reihe Jahrgangschampagner zu probieren. Dieses Jahr war der Focus auf 2004 und 1995 gelegt. Bruno Paillard moderierte unterhaltsam und beschrieb seine präzise Arbeit, die manchmal auch chirurgische Eingriffe nötig macht. Der Chefsommelier vom Hotel Ritter Durbach Ronny Weber beschrieb die hohe Qualität dieser Champagner und meinte, dass man in seinem Haus noch nie überlegt hat den Erzeuger zu wechseln. Die 2004er Assamblage schien mir noch etwas jung zu sein. Sie wurde auch noch mal in der Magnum ausgeschenkt. Die 1995er wollte man gar nicht wieder ausspucken.

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Folgend ging es zu einem nicht so prickelnden Thema. Und das lag nicht nur daran, dass hier keine Schaumweine ausgeschenkt wurden. Über die Zuspitzung der politischen Situation in der Türkei war in den vergangen Tagen wieder einiges in den Tagesmedien. Dass die Weinwirtschaft in dem Land unter dieser Regierung zu leiden hat, war auch schon zu erfahren. Die großen Verbotsschilder auf den Weinflaschen, die eher die Giftigkeit eines Reinigungsmittels verdeutlichen als für ein Genussmittel passend sind, wirken doch recht abschreckend. Wein scheint nicht in das Bild dieser religiösen Verbotsmenschen zu passen. Dabei hat die Türkei eine lange Geschichte als Weinland. Und gerade die Wiederentdeckung auch auf den ausländischen Märkten bahnte sich in den vergangenen Jahren an.

Bei der von Markus Del Monego moderierten Verkostung ist sicherlich auffällig, dass man noch von keinem typischen Stil des Weins aus der Türkei sprechen kann. Selbst ein Korridor kann man noch nicht ausmachen. Hier kommen zahlreiche (regionale und internationale) Rebsorten zum Einsatz. Auch mit welchem Holz und wieviel man benutzt, ist sehr unterschiedlich. Da gab es in der Verkostung einen weißen Wein mit massiven Holz. Ein weiterer war damit sehr angemessen dezent. Bei den Rotweinen konnte man von duftigen Blendern über ausgewogene Weine bis zu den Charaktertypen alles erleben, was es so gibt. Was man jedoch feststellen kann: Die Qualität steigt in der Türkei beständig. Hoffen wir auch, dass dieses Land als Erzeuger von Wein mit einer lebendigen Weinkultur erhalten bleibt.

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Die Aussteller von Neuseeland hatten international Weinblogger und Twitterer zu sich an den Stand geladen. Das war eigentlich das einzige größere (und nicht nur zufällige) Treffen von Bloggern auf der ProWein. Einige von den Anwesenden kannte ich. Aus der deutschen Weinbloggerszene – in der man sich sehr gut kennt und vernetzt hat – war ich leider der einzige. Aber es geht im Leben auch nicht darum was man schon kennt. Vielmehr darum, auf was man bereit ist sich einzulassen. Und hier werden genau die Neuseeländer interessant. Ich mag den Kiwi-Style. Man merkt bei diesen Winzern, dass es sich um ein Einwandererland mit zumeist glücklichen Menschen handelt. Diese sehen Unterschiede nicht negativ, sondern nutzen sie produktiv.

Das bildet sich auch bei den Weinen ab. In Deutschland kennt und schätzt man den Sauvignon Blanc. Vor allem aus Marlborough. Da gibt es sicherlich sehr gute. Besonders den fast schon legendären aus der wolkigen Bucht. Der und der dahinter stehende international engagierte Mode-, Livestyle- und Weinkonzern hat viel Gutes für den Wein aus Neuseeland getan. Zugleich verdeckt er etwas die anderen Rebsorten, Regionen und Winzer des Landes. Cloudy Bay und Sauvignon Blanc ist vieles, aber nicht alles. Häufig wird der Pinot Noir nach vorne geschoben. Aber man sollte den Shiraz (Syrah) stärker ins Blickfeld ziehen.

Damit sind wir bei den Elefanten. Genauer bei Elephant Hill. Neben vielen anderen weißen und roten Weinen wird hier ein tierisch guter Shiraz gemacht. Den gibt es ganz normal und auch als Reserve. Da ist richtig gut weißer Pfeffer dahinter. Insgesamt war die Vielfalt der Neuseeländer sehr überraschend. Es ist ein Land in dem der Sauvignon Blanc zwar sehr wichtig ist, von den anderen Rebsorten wird man in Deutschland aber bestimmt in Zukunft noch mehr hören. Zwei mir zuvor unbekannten Menschen hinter den deutschsprachigen Weinblogs sind von Elisabeth Gstatz aus Österreich und Miguel Zamorano aus Köln.

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Der Messemontag begann mit einem sehr ernstem Thema. Dr. Martin Tesch von der Nahe hatte an seinen Stand geladen um auf zwei karitative Projekte aufmerksam zu machen. Sein Weingut hatte in diesem Jahr einen Wein für Oxfam erzeugt. Die Erlöse gingen komplett an die Hilfsorganisation. Die Menge beschrieb Tesch bescheiden als für seinen „kleinen landwirtschaftlichen Betrieb mit vier Mitarbeitern“ verkraftbar.

Aber eigentlich ging es bei dieser Informationsveranstaltung nicht um das Weingut Tesch. Vielmehr wurde eine Plakataktion von Paula Bosch (Erste Sommeliere Deutschlands), Jürgen Fendt (Chefsommelier, Restaurant Bareiss – Baiersbronn) und Sebastian Bordthäuser (Chefsommelier, Steinheuers Restaurant „Zur alten Post“ – Heppingen) vorgestellt. Auf den ganzseitigen Anzeigen, die schon in einigen Genussmagazinen und der Intro abgedruckt wurden, wurden die Sommeliers gefragt, welche Weine sie zu einem leeren Teller empfehlen würden. Das klingt erst einmal etwas provokativ, legt aber den Finger in einer empfindliche Wunde.

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Bei der Aktion geht es jedoch nicht primär Spenden darum zu sammeln, sondern eine Öffentlichkeit für sehr ungleiche Lebensbedingungen herzustellen und gerade die wohlhabenden Schichten hierzulande anzusprechen. Für diese Anzeigen spricht, dass auf das Thema Hunger in dieser Welt nicht mit abstoßenden Bildern aufmerksam gemacht wird, sonders dass vielmehr unser Reichtum thematisiert wird und vor diesem Hintergrund gefragt wird, ob man nicht selbst etwas teilen möchte.

Hinzu gab kam noch Ralf Bos (BosFood), der über das jahrelange Engagement von „Spitzenköche für Afrika“ berichtete. Die vier schilderten eindrücklich ihre persönlichen Beweggründe diese Aktionen zu unterstützen. Es hat viel mit der Verantwortung zu tun, die man wahrnehmen kann evtl. sogar sollte, wenn man im Leben einen Gestaltungsspielraum erhalten hat. Ralf Bos beschrieb zwar, dass der Gewinn seiner Firma seit dem Beginn dieses Engagements stetig fällt, aber er meinte auch dass es genau so sein solle. Hier geht’s zu der Aktion bei Oxfam.

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Als nächstes stand eine Schaumweinverkostung der Superlative auf dem Plan. Das noch etwas weniger bekannte italienische Magazin „Challenge Euposia“ hatte zu einer Probe der besten Weine aus ihrem Wettbewerb an den Stand der „Deutschland Sommelier Association“ (DE.S.A.) eingeladen. Das war nicht nur spannend, weil ein deutscher Schaumwein aus dem Rheingau gewann. And the winner is: Weingut Wegeler Geheimrat J 2008. Der Kellermeister Andreas Holderrieth nahm den Preis dankend entgegen. Ich konnte mich an meinen Besuch des Weinguts vor einigen Jahren erinnern.

Doch die eigentlichen Gewinner dieser Verkostung waren die teilnehmenden Messebesucher. Denn es ging international zu. Aktuelle Champagne-Botschafterin Christine Mayr moderierte kenntnisreich. Und mein Tischnachbar Boris Maskow (auch mit Ralf Kaiser in der Jury des Weinpreises vertreten) konnte für mich detailliert ergänzen. Der Geheimrat „J“ war natürlich in seiner fruchtig intensiven Fülle ein Vergnügen. Doch tatsächlich beeindruckt war ich von einem sehr säurebetonten Schaumwein aus England. Dies war der Annie’s Anniversary Brut von Camel Valley. Englischer Schaumwein wird sicherlich begleitet durch den klimatischen Wandel in der Zukunft auch noch relevanter werden.

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Ich hielt dann kurz noch einmal eine Andacht im exklusiven Showroom von Penfolds. Während einige Stände auf der ProWein darum kämpfen gut besucht zu werden, tut man hier in einem schwer erreichenden Raum vieles dafür, nicht gefunden zu werden. Hierhin kam man nur auf vorherige persönliche Einladung und RSVP auf die kurze Liste des Country Managers. Meine Identität hat dann doch niemand merklich überprüft. Wahrscheinlich passierte das aber unsichtbar. Penfolds ist das zuzutrauen und als Fan einiger dieser Weine sollte ich inzwischen bekannt sein. Wohlfühlen auf hohem Niveau – bei dem Eingangskontrollen lästig währen – sind hier Programm.

Einen Showroom mag nicht jeder. Auf eine – wenn auch nicht explizit heilige – Messe gehört so etwas. Eigentlich hätte man die Flaschen hier gar nicht öffnen brauchen. Der Geist von handwerklicher und technischer Perfektion – wie ihn auch Peter Gago verkörpert – schwirrte auch so im Raum herum. Wenn man dann doch probierte und die Reste in den millimetergenau ausgerichteten Taufbecken versenkte, also das Blut Jesu nicht materiell in sich aufnahm, so fühlte man sich doch erleuchtet von der Genialität von Penfolds.

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Die Qualität beschränkt sich nämlich keineswegs auf das Marketing (mit der man ganz locker im vergangenen Jahr die Preise in Deutschland erheblich erhöhen konnte), sondern ist im selben Maße in den Weinen enthalten (man hat sie nur früher deutlich unter ihrem eigentlichen Wert kaufen können). In der nun präsentierten BIN-Edition sind wieder einmal einige der besten Weine aus Australien versammelt. Die neben jeder Flasche (dieser triviale Begriff passt hier gar nicht) positionierten Messdiener ähhm Ausschenker transportierten extreme Fachkenntnisse und zugleich diese weltoffene australische Freundlichkeit. Also im besten Sinne dieser Geste: Eine Verneigung.

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Von einem Höhepunkt zum nächsten. Auf dem Rheinturm von Düsseldorf präsentierte Nicola Neumann auf 168 Metern Höhe Winzerchampagener der Superlative. Die Verkostung war nichts für Leute mit Höhenangst, denn es gab richtig große Champagner. Mir haben da ziemlich viele dieser noch gar nicht so bekannten Schaumweine gefallen. Den Penet-Chardonnet Grand Cru „Les Fervins“ 2009 möchte ich mal extra erwähnen.

20 Jahre ProWein 2014 Ein Jubiläum mit ErfolgenAber eigentlich war ich von der Messe schon etwas geschafft um noch angestrengt zu verkosten. Die Dichte an bekannten Leuten war hier zudem auch extrem hoch. Diese Champagner-Verkostung auf dem Rheinturm war sehr wahrscheinlich die Veranstaltung mit der größten digitalen Reaktion. Zugleich war es auch nicht piefig sondern sehr entspannt. Genau das was man nach einem langen Messetag braucht. Erfrischender lebendiger Champagner und lässige Stimmung.

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Am dritten Messetag ging es morgens zu der kreativsten Einladung, die ich dieses Jahr zu einem Stand auf der ProWein bekommen habe. Und zwar hatten die drei Winzer der „Rheinfront“ zum Weck-Woscht-Woi geladen. Das sind Georg Albrecht Schneider aus Nierstein, Lamberth aus Ludwigshöhe und Hiestand aus Guntersblum. Die drei Weingüter aus Rheinhessen lockten also mit einem typischen Fleischwurstfrühstück an ihren Stand. Und da regionale Authentizität allemal wichtiger ist, als die Sterneküche, und gute Ideen von mir mehr geschätzt werden als Marketing-Millionen ging ich da hin. Bei dem hohen Qualitätstand der Weine sollte man hier mal probieren. Ich bin mir sicher, dass man von diesen Weingütern noch etwas hören wird. Ein ausführlicher Artikel ist bei uns jedenfalls noch in Vorbereitung.

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Von der D.O. Rueda gab es eine Fachverkostung von 9 (natürlich weißen) Weinen von David Schwarzwälder. Dieser führte mit seiner ehrlichen und „kurz knackigen Art“ kenntnisreich durch einige Höhepunkte des Anbaugebiets. Ich bin seit langer Zeit ein Fan von Weinen aus Rueda. Ich mag diese frische Stilistik. Und das sah man schon an der Verkostungsliste: Sieben der neun Weine waren recht jung und zwar aus 2013. Das ist nicht ungewöhnlich, denn seinen Rueda sollte man möglichst bald auch trinken. Jedenfalls lohnt bei diesen Weinen (mit ganz wenigen Ausnahmen) keine Lagerung.

Ein Punkt sprach Schwarzwälder offen an. Vor einigen Jahren war der Einsatz von den selben Reinzuchthefen in dem Gebiet recht verbreitet. Heute gibt es auch viele Betriebe mit Spontanvergärung. Und man merkte bei der Verkostung eindrücklich, dass die geschmackliche Varianz nicht zu unterschätzen ist. Schwarzwälder nannte neben der frischen Frucht und der knackigen Säure die bodenbetonten und die kräutrigen als zwei Grundtypen im Wein aus Rueda.

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Mein Favorit in dieser Verkostung war der Verdejo von der Finca Montepedroso aus 2013. Er ist klar mit einer rassigen Säure, die lebendig im Nachhall stehen bleibt. So frisch kann man Weißwein aus Rueda lieben. Bei einem Preis von ca. 9 Euro ist er mehr als erschwinglich. Ebenso sehr gut fiel mir der Prius de Morana Verdejo 2013 auf. Er kann als fruchtig-frisch bezeichnet werden und besticht durch seine stimmige Ausgewogenheit. Es ist schon erstaunlich, dass dieser Wein vor einigen Jahren von einem Discounter verschleudert wurde. Ein fairer Preis liegt aus meiner Sicht auch über den ca. 6 Euro, die da derzeit ungefähr am Markt bestehen.

Bei Verdejo aus Rueda macht aber nicht nur der Preis Spaß. Es handelt sich um eine fast ausnahmslos wiedererkennbare Stilistik. Es gab zwei Weine, die davon etwas abweichen und so in Deutschland noch nicht sehr bekannt sind. Zum einen war da ein fassgelagerter Verdejo (so etwas habe ich hier schon mal erlebt). Zum zweiten wurde da ein nicht ganz trockener Wein ausgeschenkt. Man kann sich fragen ob man so etwas hier braucht. Aus meiner Sicht tut sich die Region eher einen Gefallen an ihrer Profilschärfe zu arbeiten. Zugleich war sicherlich gerade der Verdejo aus Fassausbau im positiven Sinne beeindruckend.

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Als letzte Station auf der ProWein stand die Weinschule von Bordeaux auf dem Zettel. Nein wir mussten hier nicht nachsitzen. Es war eher ein Vergnügen der Veranstaltung „Wein und Speisen“ mit Sabine Ernest-Hahn beizuwohnen. Ihr Fachbuch kann mit vollem Recht als Standardwerk für die Gastronomie bezeichnet werden. Es wurden vornehmlich Saint-Emilion und Saint-Emilion Grand Cru aus den Jahren 2004 bis 2012 probiert. Dazu gab es vier verschiedene Speisen, die auf ihre Harmonie hin überprüft wurden. Dabei passte natürlich alles, wobei die Veränderung der geschmacklichen Wahrnehmung sehr interessant war. Besonders groß ist die Herausforderung bei dem Käse.

Es gab neben den hier Vorgestellten eine Reihe weiterer geführter Verkostungen und andere Veranstaltung auf der ProWein. Etwas schade ist, dass die Diskussionskultur etwas zurückhaltend war. Zum Teil gibt es dann weder Zeit für Fragen, noch für Anmerkungen. Das ist etwas unpassend. Zum einen erleben wir gerade mit der Entwicklung des Netzes vielfältige Möglichkeiten der Meinungsäußerungen. Das kann man mit einer Veranstaltung nutzen. Zum zweiten ist die ProWein ein Fachmesse, also mit Fachbesuchern. Und diese haben meist nicht nur Grundkenntnisse.

Aber evtl. hängt das auch damit zusammen, dass die Messezeit kostbar ist. Das hört man an vielen Ecken der ProWein. In jeder Minute vergehen hier 60 Sekunden. Also schnell hinmachen? Aber nein. Nach zwanzig Jahren Erfahrung auf der internationalen Weinfachmesse sollte jeder die Gelassenheit entwickelt haben, sich nicht hetzen zu lassen und da drüber zu stehen. Man kennt dies von jedem Strandverkäufer in südlichen Ländern: Derjenige der versucht Zeitdruck zu erzeugen, will einen übers Ohr hauen. Das hat aber nichts auf einer Fachmesse für Wein zu suchen.

So, das war‘s mit unseren Erlebnissen auf der ProWein 2014. Wie immer auf so einer riesigen Messe: Es gibt bei so vielen Angeboten tausende Möglichkeiten dahin zu kommen wo man hin will. Entscheidend ist was du draus machst. Ein paar Schuhe sind durchgelaufen. Viele zumeist freundliche Menschen gesprochen, Weinfreunde wiedergetroffen und einige Weine nicht gesoffen sondern probiert. Alle sind hinterher hoffentlich etwas klüger. Auch wo die Reise im Bloggerland hingehen kann, ist (zumindest mir) wieder etwas klarer.

Die im Artikel vorkommenden Fotos und weitere optische Eindrücke gibt es in einem größeren Format in unserem Bilderbuch von der ProWein 2014 auf facebook.