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35 Prozent Wachstum im Wein-Onlinemarkt

Nach Angaben des Journal du Net weist der Wein-Onlinemarkt in Frankreich im letzten Jahr ein Wachstum von 35% auf. Als größtes Unternehmen erzielt der auf Bordeaux spezialisierte Online-Shop 1855 einen Umsatz von 10 Mio. Euro. Dicht gefolgt wird er von ChateauOnline mit ebenfalls 10 Mio. Euro (Wachstum 23%) und Wineandco mit 6 Mio. (Wachstum von 46%). Auffallend ist, dass diese drei Unternehmen jeweils auch zu den Ältesten am Markt gehören und schon vor mind. 10 Jahren gegründet wurden.

Der gesamte Wein-Online-Umsatz in Frankreich wird derzeit mit 100 bis 120 Mio. Euro im Jahr beziffert. In Deutschland dürfte dieser Markt derzeit wesentlich kleiner sein. 2006 waren es noch ca. 43 Mio., die im deutschen Wein-Onlinemarkt umgesetzt wurden. Das Wachstum lag in Deutschland in den vergangenen zwei Jahren im kleineren zweistelligen Prozentbereich. Man kann also heute eine jährlichen Umsatz von ca. 50 bis 60 Mio. Euro annehmen. Als größter Marktteilnehmer wies allen Hawesko 11 Mio. Euro (2007) und knapp 14 Mio. Euro (2008) in seinem Geschäftsbericht als Onlineumsatz aus.

Damit ist der deutsche Weinimporteur etwas stärker im Online-Geschäft vertreten, als die Mitbewerber aus Frankreich. Zugleich ist der Wein-Onlinemarkt in Deutschland nur halb so groß wie im französischen Nachbarland. Ein weiterer Unterschied im Vergleich der beiden Märkte besteht darin, dass die großen französischen Onlineversender hauptsächlich bis ausschließlich Weine aus Frankreich verkaufen.

Das Sortiment von Hawesko besteht hingegen überwiegend aus Importen (das hängt bei diesem Importeur auch damit zusammen, dass so die gesamte Verwertungskette genutzt werden kann). Die Vermarktung von deutschem Wein wird hingegen häufig von kleineren Wein-Onlineshops übernommen. Ein wesentlicher Grund hierfür liegen in den unterschiedlichen Handelspannen, die mit den jeweiligen Weinen erzielt werden können. Und so ist es für viele Online-Versender in Deutschland gewinnbringender einen Syrah aus Sizilien zu vermarkten als einen Riesling von der Mosel.

Durchaus interessant sind auch die erzielten durchschnittlichen Preise pro Weinflasche. So liegen diese bei den drei oben genannten großen französischen Online-Weinshops bei 10 bis 25 Euro. Im Vergleich dazu: Die durchschnittliche Flasche Wein in deutschen Supermärkten kostet 2 Euro bis 2,50. Weiterhin lesenswert zur Entwicklung des Online-Weinmarkts ist auch dieser Artikel.

5 Gedanken zu „35 Prozent Wachstum im Wein-Onlinemarkt“

  1. Als eine, die seit 20 Jahren in Frankreich lebt (und Wein trinkt), denke ich, das liegt vor allem daran, dass Wein viel stärker zur Kultur gehört und oft anders behandelt wird. Man fuhr schon immer lieber zum Winzer als in den Supermarkt, der persönlichen Auswahl wegen.

    Dem Onlinemarkt förderlich sind meiner Meinung nach drei Entwicklungen:
    1. Im Supermarkt laufen Billigweine und Weine zum Soforttrinken bestens. Qualität oder höherpreisige Ware wird dort nur noch unzulänglich gelagert. Also geht man auf Nummer Sicher und bestellt vor allem bessere Weine lieber direkt.
    2. Die Menschen haben nicht mehr die Zeit und Muße für Winzerbesuche. Man probiert im Urlaub, auf Messen, bei Weinproben etc. und bestellt sich für den Rest des Jahres die Ware frei Haus.
    3. Der Umgang mit Kreditkarten und Direktvermarktung ist in Frankreich grundsätzlich sehr viel etablierter als in D.

    Übrigens versendet auch fast jeder Winzer oder Brenner in Frankreich direkt, seit vielen Jahren und nicht unbedingt via Internet. Man holt sich eine Preisliste und bestellt per Telefon oder Mail, gezahlt wird mit Kreditkarte oder Scheckheft (gebührenfrei). Die Post hat sogar Spezialkartons für Wein- und Schnapsflaschen für Privat – zu günstigem Porto.

    Vorteil: Man kann sich fast jeden transportablen Lieblingswein aus jeder Region kommen lassen – aus dem eigenen Land natürlich. Denn warum sollte ein Land, das selbst eine derart große Vielfalt und Tradition hat, Weine aus dem Ausland trinken…?

  2. Entschuldigung Herr Günther, aber das glauben Sie doch selber nicht ? 35% Wachstum im Online-Weinhandel, aus welcher Statistik kommt den dieser Quatsch schon wieder. Der gesamte Wein-Onlinehandel bewegt sich nach unten und das ganz gewaltig, ich würde mal behaupten, je nach Unternehmen zwischen 40-60% Minus gegen letztes Jahr und das nicht nur bei Uns. Und da schließe ich die ganz großen Unternehmen nicht aus.Allein nur 7% vom Gesamtmarkt an Weinverkäufen läuft übers Internet ab.
    Lassen Sie sich doch nicht solche geschönte Zahlen aufbinden und rescherschieren Sie mal auch bei anderen Weinhandelsunternehmen.Es mag für manchen schön klingen wenn es so wäre,aber wenn Sie Ihre Rescherche mal richtig durchführen würden und zwar bei unterschiedlichen Unternehmen, würden Sie feststellen, das es nicht nur Märchenerzähler gibt.In diesem Sinne wär es schön wenn Sie zu diesem Artikel einen Folgebeitrag mit realistischen Zahlen bringen.

  3. @Klaus Ruckmich:
    Die 35% betreffen Frankreich. Die Quelle ist oben angegeben. Man sollte berücksichtigen, welcher Zeitraum dem zugrunde liegt. Die Zahlen bezüglich Hawesko sind deren Geschäftsbericht entnommen. Dort waren es immerhin auch mehr als 20% Wachstum im Onlinegeschäft (wohl gemerkt von 2007 auf 2008). Das es 2009 auch dort nicht ganz so gut läuft, war zu vernehmen.

    Ich habe jedoch keinen Anlass dazu an diesen Zahlen zu zweifeln. Aktuellere Daten gibt es bei diesem Thema nicht zuverlässig. Wenn man da etwas heranziehen wollen, würde man tatsächlich auf viele “Märchenerzähler” – wie Sie es nennen – stoßen.

    Ich will jedoch nicht bestreiten, dass es gerade in den letzten Monaten im Online-Handel zu erheblichen Umverteilungen gekommen ist. Diese Umverteilungen finden auch zwischen bestimmten Sortimenten statt.

    Und man sollte auch deutlich hervorheben, dass es nicht um die Menge, sondern um den Umsatz geht. Hier liegen ja gerade innerhalb des letzten Jahres – nach neuen GfK-Zahlen – erhebliche Verschiebungen (zumindest im Gesamtweinmarkt, was Online sich bestimmt auch bemerkbar machen wird).

  4. @Thomas Günther, das nenne ich mal eine prombte Reaktion und dazu noch eine Korrektur, nämlich der aus den Jahren 2007/08. So sieht die Sache anders aus und für mich schon realistischer.Wenn man allein bedenkt was Hawesko in der letzten Zeit verbraten hat.
    Ich nenne Multiwein,ein riesen Minusgeschäft,danach das Projekt mit dem chinesischen Markt auch ein Geschäft mit Minus und Abwärtstrend(was ich aber schon vor einem Jahr in einem Beitrag angekündigt habe)das der Markt in China einbricht.Und jetzt tvino, wovon ich auch nicht viel halte, das sich das durchsetzt.Hier versucht man halt irgendwie den Kopf über Wasser zu halten und greift nach sämtlichen Mitteln.Aus diesem Grund waren die Zahlen allein schon an diesem Beispiel für mich nicht vorstellbar.Alsdann alles Gute und einen schönen Tag.

  5. @Klaus Ruckmich:
    Korrekturen sind das nicht gewesen. Lediglich habe ich die Daten noch einmal genauer herausgestellt. Man sollte dabei immer auch sehen, dass es over-all-Zahlen für ein Jahr sind. Zudem gibt es langfristige Entwicklungen: Dabei gewinnt da Netz. Und zwar jeweils bei journalistischen Angeboten, sowie auch beim Weinhandel.

    Noch etwas zu Hawesko: Das Multiweindesaster hat mit der Onlineentwicklung nichts zu tun (Die oben genannten Umsatzzahlen betreffen auch nur den Onlineanteil). Ich erinnere mich bei der Geschichte jedoch noch daran, als der Laden in Münster eröffnet wurde. Ich habe damals schon geschrieben, dass es konzeptlos war. Das konnte nur schief gehen.

    Was jedoch auch die aktuelle Umsatz-Entwicklung (oben das sind ja alles Umsatzzahlen und keine Gewinne) bei Hawesko anbelangt, sehe ich das eher optimistisch. Man hat mit Jaques-Weindepot endlich einen Internethandel eröffnet und auch TVino kann gar nicht so schlecht sein, dass es sich negativ auf den Umsatz auswirkt. Ob dieses Format jedoch profitabel wird, steht auf einen anderen Blatt. Und ob man die internen Erwartungen mit TVino erfüllt ebenso.

    Aber auch hier verstehe ich mind. zwei Dinge nicht. 1.) Web2Null wird nur halbherzig verfolgt. 2.) Strategie eines Riesen wie Hawesko sollte doch ganz wesentlich eine Stärkung und Imageverbesserung der Marke sein. Das verfolgt man gerade nicht mit TVino. Aber die Leute in Hamburg werden da schon wissen was sie machen.

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