Jetzt gibt es Areni und Kangun von Takar. Ein Freund verleitete mich dazu einmal Weine aus Armenien zu probieren. Ich war skeptisch und neugierig zugleich. Was erwartet mich hier? Dieses Land ist als Weinerzeuger nahezu unbekannt in Deutschland. Dabei gibt es Weinbau dort schon seit ca. 6200 Jahren. Hinter der Marke Takar steht die Armenia Wine Company (AWC). Dies ist allerdings von dem langen geschichtlichen Hintergrund ein recht junger Erzeuger. Erste Pflanzungen wurden 2006 vorgenommen. AWC baut in allen drei Regionen von Armenien Wein an (Armavir, Aragatsotn und Vayots Dzor). Es werden Weißwein, Rose, Rotwein und auch Schaumwein hergestellt. Zur Verkostung stehen nun zwei Weine aus autochthonen Rebsorten. Das sind der Rotwein aus Areni und der Weißwein aus Kangun.
Das Etikett der Weine verleitet zu historischen, philosophischen und (Wein-) medienkritischen Einlassungen. Das steht nicht nur der Jahrgang 2014, sondern zugleich etwas kleiner gedruckt „one of 6200 vintages“. Einer von 6200 Jahrgängen. Dies lässt jedes Feiern eines Jahrhundertjahrgangs recht klein erscheinen. Zudem dies alle paar Jahre passiert. Zugleich kann man sich fragen wie viele Jahrgänge man selbst miterlebt. Und was dies vor dem Hintergrund einer 6200 währenden Weinbautradition bedeutet. Naja, bestimmt wirken sich die heutigen Techniken auch in Armenien positiv auf die Qualität aus. Ich möchte jedenfalls nicht wirklich den Wein trinken, den die Römer vor 2000 Jahren – wahrscheinlich erstmals hierzulande – angebaut hatten.
Rotwein Areni von Takar verkostet
Dichtes Rubinrot mit leicht violett schimmerndem Rand. In der Nase runder und erhabener Fruchtgeruch mit reifer Kirsche und Pflaume. In der zweiten Nase ist Zedernholz und eine leicht kräutrige Note, die die Frucht untermahlt. Dieser Wein riecht modern und erinnert etwas an gute Rotweine aus noblen Rebsorten. Am ehesten fällt mir da guter Shiraz aus Australien ein. Es könnte aber auch ein Merlot sein. Am Gaumen wirkt dieser Wein weich, frisch und trinkig. Dabei erzählt eine dezente Vanillenote vom Ausbau in armenischem Holz. Vor allem im Nachhall ist das zu spüren. Das Holz ist aber sehr gut in das Geschehen eingebunden.
Etwas mal meine eigenen Erwartungen reflektiert: Ich hatte eigentlich etwas leicht orientalisches und wirklich Ungewöhnliches erwartet. Das ist auf der Werteskala gelichberechtigt stark in beide Richtungen. Erschienen ist ein ziemlich guter Rotwein auf der Höhe der Zeit, der auch den hiesigen Geschmackspräferenzen auf ganzer Ebene entgegenkommt. Etwas später nachgeschaut ist dieser Eindruck nicht nur subjektiv. So wird die Armenia Wine Company von einem französischen Winemaker beraten und die technische Ausstattung ist nach eigenen Angaben auf europäischem Niveau.
Naturkorken
2014
12,5%
EAN 4850008151152
Weißwein Kangun von Takar verkostet
Helleres Strohgelb im Glas. Der Duft erinnert im ersten Moment aufgrund seiner frischen Art etwas an einen Sauvignon Blanc. Jedoch nicht so opulent, sonders dabei recht fein. In der Nase sind helle Blüten und Honigmelone. In der zweiten Nase ist dezent der Ausbau im Holz wahrzunehmen. Wenn sich der Kangun etwas öffnet, wird er wesentlich breiter. Da hat man in der Nase zudem Passionsfrucht mit etwas Pfirsich. Er erinnert dann eher an einen französischen Chardonnay mit Fassausbau. Auch der Gaumen ist der Kangun frisch geprägt. Die Fassnote ist gut eingebunden. Ein mineralisches Spiel erzeugt Spannung in der käutrig wirkenden Länge. Bleibt angenehm stehen.
Presskorken
2014
12,5%
EAN 4850008151169
Als Fazit: Der Rotwein ist Kasse. Bei dem Weißwein bin ich mir etwas unschlüssig. Da gibt es einfach so viele gute einheimische Produkte. Preise für den hiesigen Markt gibt es für diese beiden Weine noch nicht. So sind derzeit auch noch nicht hierzulande verfügbar. Bei dem roten Areni würde ich durchaus so als Kategorie 15 Euro für angemessen erachten. Bei dem weißen Kangun bin ich etwas ratlos. Er wird ab Erzeuger wahrscheinlich einen ähnlichen Preis wie der Rotwein haben. Keine Ahnung ob sich dieses Preisniveau auf dem deutschen Markt realisieren lässt.
Noch ein kleiner Nachtrag: Die armenische Schrift sieht wirklich lustig aus. Wenn man die nicht beherrscht ist es nahezu unmöglich herauszufinden welch ein Thema ein Text hat.