Über die Literware wird kaum geschreiben. In den Printmagazinen wird diesen Weinen kaum Platz eingeräumt. Auch Verkostungen dieser Weine sind sehr selten. Das Thema “Wein in der Literflasche” stellt einen jedoch vor einige Fragen. Was befindet sich in den relativ günstigen großen Flaschen, die keine Lagenangaben o.ä. haben? Sind es nur die Reste, die in den anderen (hochwertigeren) Weinen keinen Platz gefunden haben? Relativ günstig muss man sagen, da man beim Weingut Robert Weil schon seit geraumer Zeit feiert, den Liter auf dem Markt bei über 10 Euro positioniert zu haben.
Andere Fragen tun sich auf: Taugen diese Weine etwas? Garantiert der Hersteller gar mit seinem guten Ruf und einer hervorragenden Bewirtschaftung des Weinbergs für gute Qualitäten beim Liter? Und für wen sind diese Weine gedacht? Fragen über Fragen, die auch nicht alle Pauschal beantwortet werden können. Fest steht: Eine wichtige Verwendung der Literware findet sich in der Gastronomie. Hier sind günstiger Preis, blitzsaubere Qualität, guter Wein und angesehener Name (für eine Erwähnung auf der Karte) wichtig. Die größere Menge ist auch nicht so negativ wie manchmal im Hausgebrauch.
Diese Fragen sollen hier nicht nur theoretisch erörtert werden. Die Praxis findet sich in einer Verkostung der trockenen Literware des Jahrgangs 2007 vom Weingut Bassermann-Jordan wieder. Dieser Riesling hat eine eher dunkle Farbe. Er richt sehr fruchtig nach exotischen weißen Früchten. Auch etwas Pfirsich ist festzustellen. Diese Gerüche sind vielversprechend. Diese Versprechungen werden jedoch im Mund zerstört. Eine ungehobelte Säure brettert über den Wein. Einen Tag später ist eine etwas unreife Kiwi im Zentrum des Geschmacks. Der Nachhall hat seine Längen. In ihm sind jedoch die Disharmonien von Frucht und Säure zu spüren. Ein Wein, der der Klasse von Bassermann-Jordan nicht ganz gerecht wird. Aber es ist halt eben Literware.
Riesling Qualitätswein trocken
Pfalz
Erzeuger: Weingut Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan
A.P.Nr: 5 106 064 04 08
Inhalt: 1,00
Alkohol: 11,5 %
Jahrgang: 2007
Einkaufspreis: 7,00 €
Verschluss: Schraubverschluss mit Metalleinsatz
Quelle: Fachhandel
“Es ist halt eben “Literware” schreibst du – find eich nicht richtig. In der Literflasche erwarte ich einen einfachen Wein, ja. Aber es gibt eben auch einfache Weine, die mir sehr gut gefallen.
Sicher ist es so, dass man oft Den Inhalt einer Literflasche nicht wirklich trinken mag. Aber es gibt eben auch Gegenbeispiele – es gibt Litwerweine, die in der richtigen Situation absolut zu meinen Favoriten gehören – z.B.: Frühsommerabend, Terasse, Sonnenuntergang und ein leicht gekühlter Trollinger!
Die Literware sollte für ein Weingut genauso Aushängeschild sein, wie ein Premiumwein – schließlich sollte es auch an der Basis bezüglich Preis/Leistung stimmen. 7 Euro für den Riesling von Bassermann-Jordan scheinen da vollkommen überzogen und werfen kein gutes Licht auf den Produzenten. Hier in Baden habe ich ähnliche Erfahrungen mit Literflaschen aus renommierten Häusern gemacht. Wenn ich beim Gastronomiebesuch eine echte Enttäuschung im Glas habe, lockt mich dann das weitere Angebot des Lieferanten? Eher nicht.
Da ist der Griff zu einem ordentlichen 0.75 l Prädikatswein von unbekannteren Winzern oft die bessere Wahl. Meiner Meinung nach sollten Weinführer wie der Gault Millau prinzipiell auch die Literware in die Gesamtbewertung einbeziehen.
Zur Ehrenrettung der Literware: Ich habe auch schon einige wirklich saubere Weine verkostet, die durchaus Trinkfreude bereiteten. Solche gibt es besonders aus guten Jahrgängen, 2007 ist da sicher ein anständiges “Literjahr”.
Ich glaube der Liter verkauft sich in der Gastronomie hauptsächlich über den Namen. Genauso ist das auch bei vielen anderen Weinen. Das klingt relativ hart, aber es gibt viele Meschen die Wein trinken, für die dies ein Anhaltspunkt ist. Man könnte das zuspitzen darauf, dass es Menschen sind, die keine Ahnung vom Wein haben, aber durch die bekannten Namen dies übertünchen wollen.
Etwas konstruktiver: Eigentlich sollte man mal eine größere Blindverkostung der Literware von bekannten Weingütern machen. Das Ergebnis wäre auf jeden Fall spannend. Wenn dem Liter mehr Beachtung geschenkt werden würde, würden sich evtl. mehr Weingüter dazu entschließen, Mengen die nicht so dolle sind, nicht unter dem Namen des Weinguts zu verkaufen. In Bordeaux gibt es mehrere große Chateaus, die nur einen Wein machen und alles andere abstoßen.
@ Matthias: Der abschließende Satz sollte eigentlich nur zuspitzen, dass diesen Weinen von bekannten Gütern zu wenig Beachtung geschenkt wird. Zudem: Wenn man so etwas macht, braucht man sich nicht zu wundern, dass der Liter ein negatives Image hat.
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