Über Wein aus Griechenland besteht ein seltsames Zerrbild in Deutschland. Viele kennen Samos, Marodaphne, Kretikos und natürlich den Retsina. Inzwischen hat sich in der Weinwelt herumgesprochen, dass es aus diesem Land auch hervorragende trockene Weine gibt. Für mich war dies ein Grund ausführlicher Rotweine aus Griechenland zu verkosten. Daraus hervorgehend möchte ich hier vier Empfehlungen geben. Bei einer Einordnung half mir der Weinakademiker und Sommelier Nikos Panidis aus Athen.
Griechenland hat eine lange Tradition im Weinbau. Diese geht bis in die Antike zurück. Nach einer wechselvollen Geschichte ist der heutige Weinbau ohne die 1950er Jahre nicht denkbar. Zu der Zeit fand eine erste auch politische Öffnung des Landes statt. Seitdem ist ein Einfluss europäischer und vor allem französischer Önologen festzustellen. Diese brachten auch international verbreitete Rebsorten wie Chardonnay, Cabernet Sauvignon und Merlot mit. Mit dem finanziellen Aufschwung in den 1960er bis 1980er Jahre sind in Griechenland viele heute bekannte Weingüter entstanden.
Neuere Weinbaugeschichte Griechenlands
Ein wichtiger Entwicklungsschub setzte mit dem Beitritt Griechenlands in die EU ein. Das war im Jahr 1981. Doch schon zuvor wurde 1974 ein Weingesetz verabschiedet, welches diesen Regeln weitgehend entsprach. So seltsam es erst einmal klingt: Ein wichtiger Faktor für die qualitative Entwicklung des Weinbaus in Griechenland sind deren Auswanderer. Denn als später viele von ihnen ins Land zurückkamen, hatten einige das Wissen um den modernen An- und Ausbau des Weins im Gepäck. Und es scheint so als ob gerade diese Rückwanderer ab den 1990er Jahren an der erfreulichen Renaissance der ca. 300 autochthonen Rebsorten mitwirken.
Wenn man die neuere Geschichte des Weinbaus in Griechenland erzählt, sollte man die vergangenen Jahre nicht verschweigen. Gerade die hochwertigen Weine des Landes wurden bis 2008 sehr gut durch die Binnennachfrage vermarktet. Das ist auch ein Grund wieso die griechischen Spitzenweine hierzulande nicht so bekannt sind. Seit der Finanzkrise schwächelt die Nachfrage im Erzeugungsland leider.
Aus einer recht umfangreichen Verkostung von Rotwein aus Griechenland möchte ich hier vier Empfehlungen aussprechen. Da ist zu Beginn der Gaia Estate aus der PDO Nemea. Das Weingut ist auf die traditionellen Rebsorten fokussiert. In diesem Wein ist dies Agiorgitiko. Das ist die häufigste rote Rebsorte in Griechenland. Übersetzt heißt sie Heiliger Georg. Der Wein ist duftig mit Kirsche, Pflaumen und etwas Vanille im Hintergrund. Am Gaumen machen sich eine gute straffe Tannine bemerkbar. Die Säure und Frucht sind beim Agiorgitiko von Gaia Estate gut aufeinander abgestimmt. Dieser Rotwein ist übrigens unfiltriert. Der Wein kostet so ungefähr 26 Euro.
Als zweiten Rotwein möchte ich den Mouchtaro vom Weingut Muses empfehlen (rechts im Bild). Er stammt aus der Region PGI Thiva in Mittelgriechenland, was zugleich eine Nähe zur Küste meint. Die Rebsorte Mouchtaro wird lediglich von diesem Weingut vermarktet. Es ist ca. 30 Hektar groß. Der Wein ist duftig mit Waldfrüchten und Feigen im Hintergrund. Am Gaumen ist er fruchtig und trotz seiner Fülle sehr elegant. Im Handel in Griechenland liegt dieser Rotwein von Muses Estate bei ca. 13 – 14 Euro. Hierzulande ist er leider noch nicht erhältlich.
Rotweine aus Griechenland mit autochthonen Rebsorten
Kommen wir zum Gourmenissa vom Weingut Chatzivartis (Bild mitte). Erste Pflanzungen des Erzeugers fanden 1994 statt. Heute werden ca. 10 Hektar Rebfläche mit traditionellen aber auch internationalen Rebsorten bewirtschaftet. Dieser Rotwein trägt den Namen der Region PDO Gourmenissa, welche von kontinentalem Klima geprägt ist. Er besteht aus den autochthonen Rebsorten Xinomavro und etwas Negosa. Im Glas zeigt er sich in einer hellen fast schön bräunlichen Farbe. Die Nase ist fruchtig mit Beeren und Kirsche geprägt. Im Handel liegt dieser Rotwein bei knapp 18 Euro.
Die vierte Empfehlung kommt vom Weingut Alpha (links im Bild). Dies liegt in einer der kältesten Weinregionen von Griechenland mit dem Namen PDO Amyndeon. Nikos Panidis erzählt, dass ein See in der Nähe die Temperaturen mild hält. Zwar gibt es hier einen kühlen Winter aber keine Spätfröste. Dem Alpha Xinomavro Reserve Vielles Vignes merkt man die klimatischen Bedingungen aus an. In der Nase mit duftiger Kirschfrucht bringt der Gaumen eine sehr schöne Pfeffrige Würze. Das macht mir so richtig Spaß. Für diesen Wein wird man hierzulande etwas unter 19 Euro ausgeben.
Bei diesen hervorragenden Rotweinen aus Griechenland möchte ich gar keine Abstufung machen. Sie waren alle hervorragend und mit den verwendeten autochthonen Rebsorten für sich eigenständig. Ich möchte mich besonders bei Nikos Panidis für sein freundliches Fachwissen bedanken. Ein kleiner Dank gilt auch den Initiatoren des Weingesetzes von 1974. Denn nach diesem muss das Etikett der Flaschen für mich nicht mehr unverständlich bleiben.