[Rheingau-Riesling-Route #11] Das Weingut Wegeler im Rheingau hat zwei große Aushängeschilder: Den Geheimrat J und ihre Lagenweine aus Rüdesheim und Oestrich-Winkel. Mit Wegeler verbindet man auch den Bernkasteler Doctor. Dieser legändäre Doctorwein kommt jedoch aus dem Weingut an der Mosel. Im Rheingau bewirtschaftet Wegeler eine Fläche von 45 Hektar und gehört damit schon zu den größeren Weingütern im Rheingau. Wegeler ist eines der Gründungsmitglieder des VDP. Historische Verdienste liegen in der Etablierung der Ersten Lagen und der Charta-Rieslinge. Wie im Rheingau nicht ungewöhnlich erzeugt das Weingut zu 100% Weine aus Riesling.
Generell besitzt das Weingut Wegeler Anteile an 16 Einzellagen, die für ein Erstes Gewächs zugelassen sind. Neben den Weingütern Breuer, Lang, Weil ging von Wegeler 1992 die Initiative zu dieser Spitzenkategorie des deutschen Weins aus. Mit dem Jahrgang 1999 werden im Rheingau die Ersten Gewächse erzeugt. Gleichzeitig gibt es immer noch die Charta Rieslinge. Das ist sicherlich etwas kompliziert. Auf dem Weingut Wegeler bestätigt man uns aber, dass insbesondere die Kategorie Carta wieder im kommen ist. Diese Rieslinge überzeugen häufig durch ihre Intensität und Langlebigkeit, die durch vollreifes Traubenmaterial erreicht wird.
Der Spitzenwein bei Wegeler ist der Geheimrat J. Dies ist ein Cuvee aus verschiedenen Lagen. Es gibt immer zwei Wege große Weine zu erzeugen. Einer besteht darin pointiert den Charakter einer einzelnen Lage herauszuarbeiten. Ein zweiter Weg ist in Deutschland in den vergangenen Jahren etwas weniger beachtet worden. Das Cuvee aus Lagen und Rebsorten ist in anderen Ländern häufig höher angesehen. Denken wir an den Bordeaux, in dem die Vorzüge verschiedener Rebsorten kombiniert werden. Denken wir an den Brunello, wo einige Weingüter planmäßig in verschiedenen Gebieten (von Lagen kann man dort nicht so richtig sprechen) anbauen, um die Unterschiede harmonisch zusammenzufügen. Und so ist auch bei Wegeler mit dem Geheimrat J die Idee vorhanden, dass eben nicht nur der Charakter einer Einzellage die Größe eines Rieslings ausmachen kann.
Seit 1983 gibt es den Geheimrat J bei Wegeler. Nach dem Vorbild aus Bordeaux wurde der Spitzenwein als Cuvee aus bis zu 16 Ersten Lagen etabliert. Benannt ist es nach dem Gründer des Weinguts Geheimrat Julius Wegeler. Der Vorteil dieses Rieslings besteht in der Kombination der unterschiedlichen Weintypen von den Steillagen bei Rüdesheim und den Lösslehmböden um Oestrich-Winkel. Der Geheimrat J wird jedoch nicht in allen Jahrgängen erzeugt. Der frühste Verkauf beginnt 15 Monate nach der Ernte. Die trockene Spätlese hat durch langen Ausbau und perfektem Traumbenmaterial hohe Lagerfähigkeit.
Der schöne Weinkeller im Weingut Wegeler beinhaltet neben einigen Jahrgängen Geheimrat J viele ältere Rieslinge. Leider wurde er 1945 vollständig ausgetrunken, weswegen aus der Zeit davor nichts mehr verfügbar ist. Hier lagern aber so einige Schätze, die auch noch verkauft werden. Besonders für die Gastronomie ist interessant, dass bei der Entnahme aus dem Keller ein Zusatzetikett auf die Flasche kommt. Auf diesem ist der Zeitpunkt vermerkt. Damit kann eine optimale Lagerung garantiert werden. Der Kellermeister vom Weingut Wegeler bestätigt dies mit seiner Unterschrift.
Geheimrat J, ein Spitzenprodukt vom Weingut Wegeler
Der Geheimrat J ist eine trockene Spätlese. So etwas kann locker 10 Jahre und älter werden. Wir probierten bei unserem Besuch im Weingut Wegeler den Jahrgang 2000. Dieser zeigt sich mit einer intensiven Farbe im Glas. In der Nase sind angenehm reife Früchte, etwas Vanille und Mirabelle. Am Gaumen zeigt sich eine noch frische Säure, die in ein harmonisches Finale führt. Bei dem noch deutlich jüngeren Geheimrat J aus 2007 überzeugt eine chremige Fülle die angenehme Säure unterstreicht den trockenen Charakter dieses Rieslings und bringt einen frischen und langen Nachhall. Besonders die Lagerlänge und der gute Zustand dieser Weine über längere Zeiträume zeugen von der Qualität des Gemeinrat J.
Über den Wein-Jahrgang 2010 ist schon viel geschrieben worden. Vieles auch deutlich zu früh. Was in weiten Teilen stimmt, ist das die Menge deutlich geringer ausfiel. Im Weingut Wegeler hatte man im Rheingau ca. 30% Einbußen gegenüber normalen Jahrgängen. Das hat aber nicht sehr viel mit der qualitativen Bewertung eines Jahrgangs zu tun. Die 2010er Spätlese aus dem Rüdesheimer Berg Rottland kann hierfür als Beweis herhalten. Trotzdem sie jetzt noch recht jung ist, beweist dieser Riesling schon jetzt seine Klasse. In der Nase ist süße Aprikose. Der Gaumen ist von angenehmer Würze geprägt. Etwas Eucalyptus führt in eine saftige Länge. So gut kann 2010 sein.
Den Wein mag ich zwar auch sehr, der <> Sekt ist seit Jahren einer meiner Favorites!
Hi Alex,
ich finde es vorallem schön in diesem ganzen Terroir-Hype das Lagencuvee auch mal positiv darzustellen. Denn da kann auch Größe entstehen.
Viele Grüße
Thomas
Hallo Thomas,
bin absolut Deiner Meinung. Allerdings ist das deutsche Weindenken mental eher mit Burgund verhaftet als mit, sagen wir mal, Bordeaux oder gar Südrhône. Deshalb sicher auch die starke Terroir-Betonung und die rebsortenreinen Weine.
Nicht dass ich was gegen Terroirweine hätte, ganz im Gegenteil, aber was man aus einer Cuvée machen kann (hier eine Rebsortencuvée), zeigen zum Beispiel die Luckerts mit ihrem “Auf der Mauer”. Das ist alles andere als Kellermeister-Gepantsche, was man hierzulande ja oft bei dem Begriff “Cuvée” befürchtet.
Hi Matze,
meine Kritik geht noch etwas in eine andere Richtung, was mit dem Weingut Wegeler eigentlich nichts zu tun hat. Klar, Terroir/Einzellage sind nicht nur im Denken, sondern auch Marketing in Deutschland fest verankert. Nur dann muss man auch tatsächlich eine Lagentypizität in die Flasche bringen. Dazu sind nähmlich aus meiner Sicht eine Reihe von angesehenen Winzern nicht bereit. Ein Lagenwein sollte der Versuch des Erzeugers sein mit seiner überlieferten Kultur die Einzellage ausdrucksstark zu interpretieren. Da werden lieber mit Reinzuchthefen gefällige Rieslinge erzeugt die außer der Verortung des Wachstums nichts mit der Lage zu tun haben. Mir ist so etwas für den Anspruch der dann häufig selbst formuliert wird zu wenig.
Eigentlich bin ich mir da nicht einmal sicher inwieweit das in der deutschen Weinszene reflektiert wird. Ich glaube man sollte mehr Blindproben von Einzellagen machen, bei denen auch Piraten dabei sind. Also als Flaschen
😉
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