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Bloggerstudie der FH Köln: Keine gekauften Blogger

Nach einer aktuellen Studie der Fachhochschule Köln wurde eine weitgehende inhaltliche Unabhängigkeit von Blogs belegt. Damit widerspricht diese Bloggerstudie dem fälschlich entstandenen und weit verbreiteten Vorurteil über gekaufte Blogger. Vielmehr entsteht nach der Befragung von 347 Bloggern und Forenbetreibern das Bild einer großen Unabhängigkeit gegenüber Werbung und Vermarktungsinteressen.

Eine große mediale Aufmerksamkeit über die gekauften Blogger entstand nach einem Artikel in der taz vom 22.04.2009. Dabei bezog man sich ausgerechnet auf den Informationswissenschaftler Prof. Matthias Fank von der Fachhochschule Köln. Er schreibt nun in seiner aktuell veröffentlichten Bloggerstudie, dass eine frühere und nicht publizierte Studie in dem Artikel in der taz “verfälscht wiedergegeben” wurde.

Zitat aus der taz: “Die Untersuchung ergab, dass 50 Prozent der untersuchten augenscheinlich unabhängigen Blogs zu Marketing-Zwecken erstellt wurden – es handelt sich also um Blogs von Unternehmen oder Privatpersonen, die versuchen, ihre Produkte zu verbreiten.”

Dem muss nun durch die Bloggerstudie der Fachhochschule Köln wissenschaftlich belegt widersprochen werden. Danach gaben rund 90% der Blogger an, dass die Beiträge von den Bloggern selbst verfasst wurden. Fast 52% der Blogger greifen nie auf Pressetexte zurück. Bei den Befragten wurde es skeptisch gesehen, mit den Einnahmen eines Blogs seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. 91,2% erhalten keine Vergütung für ihre Beiträge. Interessant ist ebenso, dass 90% der Blogger der Meinung sind, dass Werbung deutlich gekennzeichnet sein soll.

Bannerwerbung ist die am stärksten verbreitete Form der Werbung. Jedoch gaben 56% der befragten Blogger und Forenbetreiber an, dass bei ihnen kein Werbung möglich ist. Bei 39% ist Bannerwerbung als einzige Werbeform möglich. Nur bei den verbleibenden knapp 11% werden Beiträge durch Firmen bezahlt oder bestehen regelmäßige Zahlungen durch Unternehmen (eher bei Foren verbreitet). Durch eine Beitragsvergütung würden 61% der Blogger die Unabhängigkeit gefährdet sehen. 70% der privat betriebenen Blogs sind werbefrei.

Eine Mehrzahl von 42,4% der Blogger gab an, dass Unternehmen nie in ihrem Blog Kommentare hinterlassen. Weiteren 31,3% ist so etwas nicht bekannt. Bei der Thematik verdeckter Kommentare durch Unternehmen in Blogs oder Foren, gaben 46,3% an, dass sie nicht den Eindruck hätten, dass dies passiert. 76% sind keine solche konkreten Fälle bekannt.

In den bekannt gewordenen Fällen von verdeckten Einträgen oder Kommentare durch Unternehmen sind diese zu 46,% gelöscht, zu 28,1% kommentiert und zu 18,3% geoutet worden. Diese Verdeckte Form der Werbung ist also weniger verbreitet als gedacht und kann für das Unternehmen sehr schädlich sein. Eine Mehrheit sprach sich in der Bloggerstudie auch dafür aus, dass Mitarbeiter, die privat in Blogs oder Foren einen Kommentar hinterlassen, der auch ihren Arbeitgeber betrifft, sie dies auch kenntlich machen sollen.

3 Gedanken zu „Bloggerstudie der FH Köln: Keine gekauften Blogger“

  1. Hallo Thomas,

    man kann die Zahlen zum Teil auch anders interpretieren: fast 70% der Blogger würden sich wünschen, daß die Firmen Texte auf ihren Seiten veröffentlichen oder an Diskussionen teilnehmen. Und über 60% möchten gerne zu Pressekonferenzen eingeladen werden, fühlen sich zur Zeit gegenüber den etablierten Medien benachteiligt.
    Vielleicht ist die “Unabhängigkeit” eher dem Fakt geschuldet, daß die Blog-Szene von den Unternehmen nicht ernst genommen wird?

  2. Lieber Michael,
    danke für den Link. Ich hatte die Studie online noch nicht gefunden. Hatte die per Mail zugeschickt bekommen, weil ich teilgenommen und mein Interesse an den Ergebnissen bekundet hatte.

    Zum inhaltlichen: Deutlich wurde doch, dass Unternehmen die Kommentare schreiben, dies ehrlich und offen als Unternehmen tun sollen. Und das Bloggs und Foren nicht heimlich von Unternehmen unterwandert sind (das war ja der Vorwurf aus dem April). Das ist denke ich die Hauptaussage der Studie. Gleiches gilt für die Kennzeichnung von Werbung.

    Ich denke ein wesentlicher Teil der Befragten würde nicht zu Pressekonferenzen gehen wollen. Viele arbeiten sicherlich, da sie ja kaum Einnahmen durch den Blog haben. Was gefragt wurde waren ja lediglih Pressetexte. Die bekommt man in der Regel auch, wenn man halbwegs seriös ist. Ich interpretiere das Ergebnis in diesem Punkt eher als ein Bestreben nach unique-content. Der Bereich der kritischen Kommentierung von Pressetexten ist ja auch deutlich.

    Der Aspekt Werbung ist jedoch sehr interessant. So ergibt sich eine Differenz zwischen den Fragen “Besteht bei Ihnen Werbung” und “Ist es möglich Werbung bei Ihnen zu schalten”.

    Aber – und das muss ich hier auch deutlich betonenen – eine Umfrage unter den ca. 50 Weinblogs würde ein anderes Ergebnis liefern. Woran das liegt, kann man spekulieren.

  3. Pingback: Aktuelle Situation der Blogger und Foren-Betreiber

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