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Bordeaux billig wie nie!

Ich hatte einen kleinen Auftrag von einem Weinfreund. Ich sollte die Marktsituation von einigen Chateaus aus Bordeaux vor allem aus den Jahren 1990, 2000 und 2003 erforschen. Er hat vor ein paar Jahren einen großen Posten kostengünstig als Gesamtpaket übernommen gehabt und wollte wissen, was die einzelnen Bordeaux-Weine kosten. Meine Recherchen führten über mehrere Preislisten. Sicherlich kann man am Markt nicht immer das realisieren, was andere Händler verlangen. Die können einen langen Atem haben. Wenn man die Weine tatsächlich verkaufen will, ist das anders. So holte ich auch die Angebote eines Einkäufers ein. Dieser bot maximal die Hälfte des gängigen Marktpreises.

Besonders ausgefallen waren die Preise für einen 1990er Chateau Lynch-Moussas (5 Euro; kostet hier 97 Euro) oder für einen 1990er Chateau Haut Batailley (20 Euro; kostet hier 246 Euro). In einem Fall nur 10% und im zweiten nur ca. 5% von den Preisen anderer Händler zahlen zu wollen ist doch arg daneben. Eine Gewinn-Kalkulation von 30 % kann ich ja durchaus verstehen (das wäre also 70% vom eigenen Verkaufspreis zu zahlen). Alles andere jedoch nicht. Ich fürchte nur, dass es genug Dumme gibt, die zu solchen Preisen verkaufen. Bei den gebotenen Preisen würde ich die Weine schon eher selbst übernehmen und degustiern. Letztendlich zählt bei dem ganzen hin-und-her-gehandel ja ohnehin, was ein Endverbraucher bereit ist zu bezahlen. Dies wird all zu häufig bei der Bordeauxspekulation vergessen. Da sind zu viele Geldhaie und zu wenig Weinfreunde am Werk. Und viele dieser Haie haben nur die Dollarzeichen in den Augen und keinen Verstand für Wein.