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Brüder Dr. Becker Riesling Classic

Foto: Thomas GüntherDie Weinrallye geht nun in die dritte Runde. Das Thema wurde diesmal von Matthias Metze gestellt. Und wie bereits vermutet, geht es um Biowein. Speziell Riesling soll es sein. Vor dem Kauf dieses Weines fragte ich mich, ob beide Brüder promoviert haben müssen, wenn man „Brüder Dr. Becker“ aufs Etikett schreiben darf. Da diese Bezeichnung wie die vielen önologische Geheimräte und Reichsgrafen aber in der Vergangenheit entstanden ist und die Erben lediglich bei der Betriebsbezeichnung geblieben sind (zudem sind viele Doktortitel eingeheiratet), vergas ich den Gedanken an eine Recherche dieser Fragestellung schnell. Vielmehr lenkte sich mein Blick auf die reichlichen Logos auf der Flasche, die wie Orden schimmern.

Dies sind gleich drei. VDP, EcoVin und Classic. Zum VDP braucht man nicht viel zu schreiben. Zu EcoVin schon. Im Weinbereich sind ja mehrere Öko-Verbände aktiv (Naturland, Bioland, Demeter). Diese sind älter als das Bio-Siegel und die ihm zugrunde liegende Eu-Bio-Verordnung. In vielen Dingen haben diese Verbände wesentlich härtere Vorgaben, als es vom Bio-Siegel garantiert wird. Trotzdem ist bei den Weinen dieser Verbände selten das bekannte Bio-Siegel vorhanden. Das hängt auch etwas mit der Konkurrenz in der Kennzeichnung zusammen. Zudem wird das Bio-Siegel häufig auf preisgünstigen Weinen verwendet, wodurch eine Abwertung bei Weinen entstehen könnte, die eine ökologische Erzeugung nicht nur als positives Attribut eines Produktes zur Vermarktung, sondern als Mittel in einer Qualitätsphilosophie begreifen. Wer ökologisch am weitesten geht unter den Verbänden, ist sicherlich strittig und ich würde mich da nicht positionieren wollen. Zum Teil unterscheiden sich auch einfach nur die Ansätze.

Ein weiteres Logo ist das Classic-Logo. Dies wurde eingeführt um für eine Region typische Weine mit typischer Rebsorte zu kennzeichnen. Die Kennzeichnung mit dem Classic-Logo kränkelt leider etwas. Ich finde es ja immer gut, wenn man einen günstigen regionalen Standard schafft, also so etwas wie einen Bezugspunkt in der geschmacklichen Vielfalt der Weinwelt festlegt. Problematisch an dem Logo ist nur, das einige sehr günstige Weine dies tragen und diese wenig klassisch schmecken, sondern im schon verkosteten Einzelfall gar nicht.

Doch wenden wir uns nach der ganzen Etikettenleserei dem Wein selbst zu. Bzw. vorher sind noch einige Kleinigkeiten zur Ausstattung zu sagen. Helles Glas mag ich eigentlich nicht wegen der Problematik der Lagerung. Der Korken macht einen etwas billigen Eindruck. Sehr positiv an der Ausstattung ist, dass kein stinkender Kunststoff als Kappe verwendet wurde. Ich mag solchen Minimalismus.

Der Riesling erscheint relativ hell im Glas. Ohne mit der Nase am Glas zu schnuppern verströmt der Wein einen bezaubernden fruchtigen Geruch im Raum. Dieser zeigt sich auch im Mund. Der Geschmack ist sehr rund und harmonisch. Eine Ananas steht im Zentrum. Zudem sorgt eine gut portionierte Säure neben der reichen Frucht für Spannung. Sie drängt sich dabei aber keineswegs auf. Der Riesling hat herrliche fruchtige Längen. Dafür, dass ich zu dem Wein relativ blind in einem Bio-Supermarkt gegriffen habe (nein, nicht bei Basic), kann man das wirklich als einen Glücksgriff bezeichnen. Trotz des etwas herabqualifizierenden Classic-Logos ist der Wein seinem Preis mehr als angemessen. Dies gilt, obwohl der Riesling von Brüder Dr. Becker sich sehr deutlich von den Weinen unterscheidet, für die das Weinbaugebiet Rheinhessen bekannt ist und häufig geschätzt wird (z.B. Roter Hang, Gunderloch).

Riesling Classic
Rheinhessen
Erzeuger: Weingut Brüder Dr. Becker
Inhalt: 0,75
Alkohol: 12%
Jahrgang: 2006
Einkaufspreis: 7,50 €
Verschluss: Naturkorken
Quelle: Bio-Supermarkt

Ein Gedanke zu „Brüder Dr. Becker Riesling Classic“

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