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Brunello-Skandal – mehrere betroffene Weingüter

Brunello SkandalAngesichts der vielen Berichte über Weinskandale in Italien gilt es diese etwas zu sortieren. Es handelt sich dabei genauer um zwei Skandale. Zum einen geht es um gepanschten Billigwein mit gesundheitlichen Gefährdungen. Zum anderen gibt es einen Brunello-Skandal. Bei diesem werden 13 Weingüter verdächtigt betrügerisch andere Rebsorten als Sangiovese zur Abfüllung des Brunello benutzt zu haben. In diesem Zusammenhang wurden 600.000 Flaschen Wein und mehrere Weinberge beschlagnahmt. Im Zentrum der Ermittlungen steht Castello Banfi. Aber auch bei den beiden großen italienischen Weinhäusern Antinori und Frescobaldi wird ermittelt. Bei Argiano sollen ebenfalls Flaschen beschlagnahmt worden seien.

Der Vorwurf gegen die Weingüter lautet zur Herstellung des Brunello nicht nur den üblichen hochwertigen Sangiovese-Clon verwendet zu haben, Stattdessen soll auch Merlot und Cabernet Sauvignon aus Süditalien beigemischt worden sein. Dabei würde nicht nur gegen die Vorschrift verstoßen Brunello zu 100% aus Sangiovese zu produzieren. Der Wein muss auch ausschließlich in Montalcino angebaut sein. Dies bringt nun hervorragende Weine in Verruf. Besonders der Jahrgang 2003 soll betroffen sein. Antinori hat den Vertrieb des Brunello dieses Jahrgangs vorsichtshalber eingestellt.

Verfälschter Brunello?

Bei dieser Drastik im Brunello-Skandal fragt sich, wieso angesehene Erzeuger in Versuchung kommen können derartige Betrügereien zu begehen und damit in die Gefahr geraten ihren guten Ruf zu demolieren. Drei wesentliche Gründe sind dabei herauszuarbeiten. Zum einen gibt es trotz der über 7 Millionen Flaschen Brunello – die jährlich weltweit vermarktet werden – einen weiteren Marktbedarf. Zum zweiten lockt eine saftige Gewinnerwartung.

Ein weiterer wesentlicher Grund ist es, Geschmäcker besonders in der Neuen Welt bedienen zu wollen. Dort werden eher fruchtige und nicht so trockene Weine bevorzugt. Dass hierbei jedoch gerade die unvergleichliche Eigenständigkeit des Brunello bedroht ist, ist jenseits der juristischen Aufarbeitung die eigentliche Dramatik dieses Skandals. Diese Unvergleichbarkeit ist ein hoher Wert in der globalen Beliebigkeit, den man auch mit noch so cleveren Marketingstrategien erzeugen kann.

“Sehr gut gelungen ist auch die 2003er Ausgabe des Basis-Brunello von Banfi. Mit terroirtypischem Weichsel- und Brombeerbouquet, am Gaumen warm und nachhaltig, unglaublich dicht und dennoch erfreulich elegant.” [Zitat eines Händlers]

Ein Skandal und seine Auswirkungen

Die Hochglanzmagazine haben den Brunello in den vergangen Jahren immer hoch gejubel. Bei diesem Brunello-Skandal ist noch nicht abzusehen welche Folgen für das Ansehen der Verkoster dieser Magazine haben wird. So manche Punktbewertung für diese Weine jenseits der 90 kann fraglich werden. Sie verrät dann etwas mehr über den Verkoster als über den Wein. Ebenso ist zur Zeit noch ungewiss, wie sich die Preise entwickeln werden. Und dies kann ganz unabhängig vom Nachweis einer Schuld der erzeugenden Betriebe sein. Ein Brunello von Antinori aus dem Jahre 2003 kostet derzeit über 40 Euro. Für einen Brunello vom Castello Banfi muss man mehr als 30 Euro auf die Ladentheke legen.

3 Gedanken zu „Brunello-Skandal – mehrere betroffene Weingüter“

  1. Bernd@ Gartenmöbel

    Wie kann man denn einen ganzen Weinberg beschlagnahmen? Das klingt etwas eigenartig im Text 🙂

    Wir kaufen seit einigen Jahren nur noch Wein vom Weinhändler unseres Vertrauens. Ich glaube, dass bei billig-Weinen aus den Supermärkten einiges zusammengepanscht wurde. Auch wenn man es manchmal vielleicht im Geschmack gar nicht wahrnimmt (zumindest als gelegenheitsweintrinker)…

  2. @ Bernd: Man kann ja auch Autos oder Häuser beschlagnahmen. Wieso keinen Weinberg? Es ist sicherlich eine seltsame Sache, weil die Absperrung eines Weinbergs ja auch notwendige Arbeiten daran verhindert.

    @ Rio: Das wird dir wahrscheinlich niemand sagen können. Im Grappa ist das Motiv der geschmacklichen Beeinflussung durch andere Rebsorten weniger relevant. Wenn man jedoch Gewinnsucht als Motiv anlegt, so ist die Zumischung oder ausschließliche Verwendung anderer Rebsorten oder einer anderen Herkunft durchaus denkbar. Was ich sehr interessant finde, ist die Fragestellung, inwieweit der derzeitige Stand der Analysetechnik Wissenschaftler dazu befähigt ein Anbaugebiet beim Wein oder Grappa nachzuweisen oder zumindest bestimmte Anbaugebiete oder Rebsorten auszuschließen.

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