Silvaner mit höheren Oechlegraden können sehr unangenehm massiv-fruchtig sein. Ich hätte auch nie zu einer solchen Flasche gegriffen. Am Stand vom Bürgerspital zum Hl. Geist auf der diesjährigen ProWein hatte ich jedoch die Gelegenheit diesen Wein zu verkosten. Ich hoffe jedenfalls, dass es der 2006er war und nicht schon der nachfolgende Jahrgang. Man sollte meiner Meinung nach immer mal wieder Weine verkosten, die man im ersten Moment so einstuft, dass sie einem nicht schmecken würden. Vorurteilsfrei dann an die Verkostung zu gehen, ist immer ein spannender Versuch. Manchmal wird er auch belohnt.
Der Silvaner Kabinett Würzburger Stein-Harfe gefiel mir auf der ProWein spontan. Alle Vorurteile gegenüber fette Silvaner mit hohen Oechlegraden und einem höheren Restzucker treffen auf ihn nicht zu, bzw. sind lediglich Vorurteile und keine Urteile. So besorgte ich mir ein Flasche Silvaner Kabinett Würzburger Stein-Harfe über den Fachhandel. Der Wein begeisterte mich erneut. In einer unbeschreiblichen Filigranität präsentiert sich eine ausgewogene Williamsbirne. Dieser Silvaner lässt andere Dampfwalzen dieser Rebsorte vergessen, die nur so über die Geschmacksnerven fahren. Dieser Wein aus der hervorragenden Lage Würzburger Stein-Harfe braucht auch keine kräftige Säure um die Frucht interessant erscheinen zu lassen. Sie ist es auch so.
Silvaner Kabinett Würzburger Stein-Harfe
Franken
Erzeuger: Weingut Bürgerspital zum Hl. Geist
A.P.Nr: 3003 023 07
Inhalt: 0,75
Alkohol: 12%
Jahrgang: 2006
Einkaufspreis: 9,50 €
Verschluss: Naturkorken
Quelle: Fachhandel
Ich hab festgestellt, dass so ein eher schwerer Silvaner viel Zeit zum Reifen braucht. Mit trockenen Silvaner-Spätlesen hat ich die Erfahrung gemacht, dass sie eigentlich erst nach fünf Jahren wirklich schmecken. Sie verlieren die Pappigkeit, die Du völlig richtig anmerkst und werden sehr cremig und rund mit schönen Alterstönen. Würzburger Stein ist dabei mein Favorit 🙂
LG Wolf
Hallo Wolf,
ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich so etwas noch nicht verkostet habe. Das lag aber eher am Desinteresse. An gereiften Wein interessierten mich fast ausschließlich Rieslinge und rote Bordeaux-Weine. Bei den Rieslingen ist gerade die Säure im Zusammenspiel mit den Alterungstönen interessant. Bei den Weinen aus Bordeaux ist es die Weichheit im Alter. Das mit dem alten Silvaner als Spätlese werde ich bei gegebenen Anlass mal nachholen.
Viele Grüße
Thomas
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