Das Thema der 9. Weinrallye ist Alltagswein. Menschenskind, sind es wirklich schon acht Durchgänge gewesen? Wie schnell die Zeit vergeht. Das Thema ist aber wirklich eine Herausforderung. Man mag sich fragen, was ein Alltagswein ist. Ist es ein Wein, der vielen schmeckt? Muss er charakterlos sein? Und das Wichtigste: Ist es gesund jeden Tag Wein zu trinken? Also, Wein tatsächlich in den Alltag zu integrieren. Beim letzten bin ich skeptisch. Zudem ist mir der Alltagswein so verstanden höchst zuwider. Ist nicht gerade die Abwechslung und vor allem die Möglichkeiten zu dieser Abwechslung ein sehr spannendes Moment bei Thema Wein? Ich bin davon überzeugt, sonnst würde ich auch nicht etwas überrumpelnd so eine Frage stellen.
Ich habe jedoch bei einer vergangenen Verkostung einen Wein gefunden, den ich als Alltagswein bezeichnen würde. Es handelt sich um den Caspari Riesling Hochgewächs trocken. Das Hervorragende an diesem Wein ist, dass nichts Hervorragendes vorhanden ist. Er ist sauber, als Riesling erkennbar, schön zu süffeln, auf Partys ausschenkbar, verschreckt auch nicht das holde Geschlecht (am heutigen Weltfrauentag soll das besonders berücksichtigt werden). Rund um handelt es sich also um einen Alltagswein. Der Caspari Riesling Hochgewächs trocken überzeugt in einer bereiten harmonischen Frucht, bei der man gar nicht länger nach der genauen Richtung fragen möchte. Auch die Säure ist nicht zu intensiv. So ist es ein passender Wein für viele Gelegenheiten. Auch „für die gesellige Runde“, wie man noch vor ca. 10 Jahren sich nicht scheute auf die Rückenetiketten zu schreiben. Wo ist eigentlich diese Etiketten-Prosa geblieben?
Caspari Riesling Hochgewächs trocken
Mosel
Erzeuger: Caspari-Kappel
A.P.Nr: 2 581 077 05 07
Inhalt: 0,75
Alkohol: 12 %
Jahrgang: 2006
Einkaufspreis: 5,70 €
Verschluss: Silikonkorken
Quelle: Fachhandel
Das ist es, nicht wahr? Ein Wein, der Charakter hat aber nicht zu viel, den man jedem anbieten kann, der aber trotzdem nicht beliebig ist. Den man auf einer Party ausschenken kann aber auch einem Weinliebhaber ins Glas schütten kann. Den man nicht direkt leid wird und der nicht zu viel kostet. Muss ich mal probieren, den Caspari. Für mich war es im letzten Jahr der Riesling-Kabinett von Florian Weingart, Mittelrhein. Ebenfalls sehr sauber gemacht. Fruchtig, nicht zu viel Säure aber mit guter Struktur. Ordentlicher Abgang und für 5 Euro preislich kaum zu unterbieten.
Im Prinzip kann man den Alltagswein im Gegensatz zum Verkostungswein denken. Während der Alltagswein eher etwas beliebig sein sollte, kommt es beim Verkostungswein auf viele Muskeln und einer Unvergleichlichkeit an. Man sollte dies häufiger mal machen: Bei einer schnellen Verkostung von 20 – 50 Weinen seinen Liebling herausfinden (man sollte die Weine alle nicht kennen) und von diesen an einem Tag zwei Gläser trinken. Das fällt dann meistens schwer, weil der erwählte Wein viel zu Geschmacksintensiev und sehr Auffällig ist.
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