Der weltweite Absatz von Champagner geht seit Jahresbeginn deutlich zurück. Schon im Weihnachtsgeschäft 2008 konnten viele Händler und Vertriebe der Marken in Deutschland nur mit Mühe und Preisnachlässen bzw. Angeboten die Absatzmengen der Vorjahre erreichen. Nun liegen Vergleichszahlen zum Champagner-Absatz des ersten Halbjahres 2008 zu 2009 vor. Danach ist die Menge im Vergleich zum Vorjahr weltweit um 20% gesunken. Es handelt sich also um eine handfeste Champagner-Krise.
Vor diesem Hintergrund hat der Dachverband der Champagner-Erzeuger CIVC (Le Comité interprofessionnel du vin de Champagne) die Erntemenge um ca. 25% im Vergleich zum Vorjahr abgesenkt. 2009 dürfen damit nur noch 9.700 Kilo Trauben pro Hektar geerntet werden. Damit soll nicht nur die erzeugte Menge Champagner an den derzeitigen Absatz angepasst werden, sondern auch eine bestehende Lagerkapazität von ca. 1,2 Milliarden Flaschen abgebaut werden.
Die Champagner-Krise ist jedoch weltweit nicht gleichsam vorhanden. Während in Frankreich der Absatz nur um ca. 5% zurückgegangen ist, gibt es Regionen mit einem Rückgang von 40%. Diese sind insbesondere Russland und Asien. Damit sorgen gerade die Regionen besonders stark für die Champagner-Krise, die in den vergangenen Jahren für einen Preisanstieg und sogar Lieferengpässe (vor allem im Bereich Rose-Champagner; wir berichteten) verantwortlich waren. In der Champagne versucht man diese Krise nun zu normalisieren und meint der Absatz würde sich lediglich auf ein Niveau der Jahre 2005 oder 2006 normalisieren.
Es ist absurd, von Krise zu sprechen. Die Unmsätze/Verkäufe bewegen sich auf das Niveau von 2005 zu. Am meisten verlieren die Marken, die sowieso nicht die großen Qualitätsbringer sind. Anders als in Frankreich redet man in Deutschland gleich von Krise, wenn man mal nicht in Champagner baden kann. Außerdem ist es lächerlich, wenn im Adlon ein Glas für “faire 29 Euro abegoten wird. Die guten und individuellen Produkte bleiben für die Reichen und Wohlhabenden erschwinglich. Und eine Mengenbegrenzung auf 9.200 K/ha schadet dem Champagner durchaus nicht.
Das ist eine handfeste Krise. Bei den Zahlen handelt es sich um Absatzmengen. Die Umsatzzahlen sehen noch viel extremer aus, da Absatz derzeit auch über Preisnachlässe generiert wird.
In der Wirtschaftswelt ist der Vergleich zum Vorjahr jedoch immer die entscheidende Größe. Nicht, was 2005 passierte. Das hängt auch damit zusammen, dass aktuelle Produktionskapazitäten nach einer Prognose auf Basis des vergangenen Geschäftsjahres erstellt werden.
Was die einzelnen Marken und Preisklassen betrifft, gibt es da komplexe Verschiebungen. Zum einen sind zumindest in Deutschland die Nobelmarken mit mehr als 50€/Flasche etwas stabiler durch ihre wenig zu beunruhigende Kundenschicht. Gleichzeitig gibt es ein Konsumverhalten Richtung eine Kategorie preisgünstiger. Das merken die großen Marken am ehesten.
Die Ertragsverringerung ist sicherlich auch für die Qualität besser. Hoffen wir zumindest, dass die Winzer die Chance zu beeserer Selection nutzen. Als Kontrast gab es in den vergangenen Jahren Flächenausweitungen. Die Champagne ist also einfach größer geworden. Nur: bei den meisten Champagnern ist keine Jahrgangsangabe vorhanden.
Das bringt für den Konsumenten also erst mal nicht viel. Außer, dass Champagner im Schnitt wahrscheinlich etwas besser wird. Und natürlich, dass die Preissteigerungen der letzten Jahre auf vielen Märkten sich erst einmal als vollkommen unrealistisch darstellen.
Die Absatzkrise ist sicherlich da! Es ist auch schon ein Preisverfall im Bereich der Markenchampagner zu bemerken!
@Spiritman:
Preisverfall nicht wirklich. Der Normalpreis ist bei allen bekannten Champagnermarken bislang gleich geblieben. Aber es haben die ständigen Erhöhungen der letzten Jahre nicht stattgefunden. Die Konsumenten sind zudem beim Champagner – wie in den anderen Produktgruppen – wesentlich angebotssensiebler geworden. Daraus resultiert automatisch ein durchschnittlich geringerer Verkaufspreis pro Flasche.
von krise kann nicht die rede sein. denn das abkommen zur erntemenge 2009 ist ein geschickt austarierter kompromiss zwischen den interessen der winzer, ihre trauben zu preisen etwa auf vorjahresniveau an den mann zu bringen und dem interesse der grossen häuser, die überkapazität von ca. 300 mio. flaschen abzuverkaufen. die produktion von 2 – 3 jahren, also eine menge von 600 – 900 mio fl. liegt sowieso immer in den kellern der champagne, allein schon wegen der zahlreichen reserveweine, jahrgangschampagner die von gesetzes wegen drei jahre liegen müssen, nichtjahrgangschampagner, die allein bei moet mindestens drei jahre liegen, bevor sie vermarktet werden und der zum teil nicht unerheblichen bibliotheksbestände älterer jahrgänge; was natürlich nur bei einer gewissen verknappung funktionieren kann.
die winzer klagen im übrigen gar nicht über absatzprobleme, denn die von den kleinen erzeugern auf den markt gebrachten champagner liegen vor ort sowoieso selten über 20 eur. ebenfalls unbeeindruckt zeigen sich die klassischen prestigecuvées, weil sich dafür immer eine käuferschicht findet, auch im rahmen einer weltweiten finanzkrise. die stockungen sind im bereich der massencuvées zu beobachten, die zwischen ca. 28 und 45 eur liegen, also bei der moet, veuve, pommery, feuillatte, jacquart, marne et champagne, union champagne usw. klientel. und dass sich der markt da korrigiert, ist doch völlig ok.
@ boris maskow:
Rein wirtschaftlich ist dies eine Krise. Diese ist definiert als ein negatives Wachstum. Das ist eindeutig zu beobachten und mit Zahlen belegt. Auch wenn das nicht alle wahrhaben wollen. Dass einige Erzeuger wenig oder gar nicht davon betroffen sind, ist genau mein reden ähhmmm… schreiben. Markennamen wollte ich bewusst nicht erwähnen.
bloss negatives wachstum reicht für eine krise m.e. noch nicht aus, wenn die übrigen parameter, zb arbeitsplätze, investitionen und liquidität sich nicht ebenfalls negativ verändern. wir haben es hier deshalb eher mit einer einschneidenden korrektur nach unten zu tun, die nach den wahrhaft fetten jahren (in denen die champagne zusammen mit dem cognac gegen den trend die cashcow der französischen luxusgüter- und exportindustrie schlechthin war) gerade kein krisenanzeichen ist. wobei das gezerre um krise ja oder nein zugegebenermassen letztlich ein streit um kaisers bart ist. schade um das tolle traubenmaterial aus diesem jahrgang ist es allemal.
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