Es gibt noch eine Kleinigkeit nachzuholen. Es handelt sich um eine umfangreiche Verkostung des noch aktuellen Jahrgangs Chianti Classico 2009. Zum Einstieg der Verkostung haben wir uns mit dem vorherigen Jahrgang 2008 beschäftigt. Dies galt auch etwas zur Einstimmung, zur Selbsteichung und -kontrolle. Leichte Korrekturen gegenüber der Verkostung im Jahr 2010 sind somit angebracht. Das ist nicht ungewöhnlich, so verändert sich der Wein in der Flasche (teilweise waren es zuvor auch Fassproben), man hat Tagesformen und einige Chianti Classico waren im vergangenen Jahr noch Fassproben. 2008 und 2009 gelten in der Toskana als sehr gut; so auch beim Chianti Classico.
Chianti Classico 2008
Barone Riscasoli – Castello di Brolio
80% Sangiovese, 10% Merlot, 10% Cabernet Sauvignon
Rubinrot mit leichten Eintrübungen, reife und süßliche Kirsche mit etwas Holz in der Nase, Amarena in der zweiten Nase, schlanker Gaumen mit kräftig trockener Säure, unausgewogen.
84
Castello delle Stinche – Fattoria di Lamole – Antico Lamole Vigna Grospoli
100% Sangiovese
Helles Rubin mit ziegelrotem Rand, Caramel mit vegetativen Noten in der Nase, frischer und leichter Gaumen mit Apfelaromen, in der mittleren Länge erstaunlich verspielt.
83
Castello di Volpaia
90% Sangiovese, 5% Merlot, 5% Syrah
Klares Rubinrot mit hellem Rand, süße Fruchtnase, gute integrierte Säure, auch der Gaumen ist angenehm mit reifen Früchten, schöner Nachhall. Man fährt bei Volpaia sehr gut mit dem Schwerpunkt auf dem Sangiovese. Syrah ist im Chianti Classico nicht sehr häufig. Es scheint ihm aber gut zu tun.
90
Lamole di Lamole
90% Sangiovese, 5% Canaiolo, 5% Malvasia Nera
Klares Rubinrot, Cramel in der Nase, zweite Nase bringt harmonisch Früchte in den Mittelpunkt, kräftiger Gaumen mit schwungvoller Säure. Exrem lang.
87
Melini
90% Sangiovese, 5% Cabernet Sauvignon, 5% Merlot
Etwas trübes Rubinrot, Schokoladen-Caramel in der Nase, zweite Nase von Frucht untermalt, wirkt dabei etwas kitschig und gemacht, der Gaumen erfüllt die Erwartungen nicht und lässt diesen Chianti Classico als unausgewogen erscheinen, zu deutliche Säure.
85
Poggerino
100% Sangiovese
Dunkleres Rubinrot, kräftige Aromen mit eingelegten Kirschen und süßen Pflaumen in der Nase, Gewürze im Hintergrund, etwas stichig, wuchtige und trockene Würze am Gaumen. Hier versteht man schon, dass viele andere Chianti Classico nicht nur aus Sangiovese bestehen. Auch wenn dies so bestimmt auch eine Berechtigung hat.
85
Poggio Bonelli
90% Sangiovese, 10% altri vitigni
Dunkel trübes Rot im Glas, dunkle Schokolade in der Nase, zweite Nase mit Schwarzwälder-Kirsch-Torte, Weiße Kirschen am Gaumen, die Säure spielt mit der Frucht. Gegenüber der Verkostung dieses Weins im verganenen Jahr präsentiert es sich heute etwas besser.
84
Tenuta Villa Trasqua
95% Sangiovese, 3% Colorino, 2% Malvasia Nera
Kares Rubinrot, süßlicher Duft mit etwas Brause, in der zweiten Nase sind dunkle Kirschen, frucht geprägter Gaumen, gefällig auch in der Länge.
86
Doch nun zur eigentlichen Verkostung des Chianti Classico aus dem Jahr 2009. Die Vorauswahl der verkosteten Weine entsteht zuerst dadurch, welche Weine angestellt werden. Als zweites wählen wir aus. Dabei werden die Chianti Classico von Erzeugern berücksichtigt, die bislang aus unserer Sicht schon gute Weine in die Flasche gebracht haben. Um auch anderen Weingütern eine Chance zu geben, werden diese zum Teil zufällig zum anderen Teil weil sie irgendwo aufgefallen sind in die Verkostung eingefügt. Die Verkostung selbst findet dann verdeckt statt, was jedem Chianti Classico seine Chance zusichert.
Chianti Classico 2009
Bandini Villa Pomona
klares rubinrot im Glas, dezente Sauerkirschen in der Nase, frisch und erst etwas stichig am Gaumen, wird dann aber weicher, angenehm runde Länge mit etwas Caramel.
85
Bibbiano – Montornello
Dunkleres Rubinrot, eingekochte Waldfrüchte in der Nase, florale Noten in der zweiten Nase, packender wuchtiger Gaumen, kräftige Säure ist gut eingebunden, in der Länge etwas unausgewogen.
87
Borgo Salcetino
Leuchtend klares Rubinrot mit hellem Rand, würze und Dörrobst in der Nase, weicher Gaumen mit etwas Schokolade, ist recht schnell wieder weg und bleibt zugleich extrem dezent stehen.
84
Casa Sola
Dunkleres rot mit klarem Einschlag im glas, frucht neben dunklen Mischbrot in der Nase, zweite Nase mit Amarenakirschen, beschwingte Säure am Gaumen, schwingt harmonisch ab, aber der Geruch?
82
Castelare di Castellina
rubinrot, leicht trüb, ausgewogene fruchtnase, trockener Gaumen mit gut integrierter Säure, angenehme dezente Frucht, gute Länge. Der Castellare wird noch etwas zulegen.
88
Castello di Selvole
Rubinrot, Nougat-Caramel mit leichter Frucht, zweite Nase mit süßer Kirschsauce, strenger Gaumen, grüne Noten im Nachhall.
83
I Sodi
Dunkles rubinrot, Pinien in der Nase, fruchtig in der zweiten Nase, intensiv am Gaumen Würze spielt mit Frucht und ist von caramelligen Noten untermalt. Außergewöhnlich und polarisierend.
86
Podere di Cappella
Dunkle Farbe, etwas kitschige frucht in der Nase, weich am Gaumen, wodurch der brausige Eindruck bleibt. Der wird bestimmt vielen Leuten schmecken. Aber ist es ein Chianti?
84
Querciabella
Helles Rubin, leicht trüb, sehr schöne Mon-Cheri-Kirsche in der Nase, in der zweiten Nase mit etwas Vanillepudding, Gaumen leicht und mit erfrischender Säure, etwas Schokolade, guter Nachhall. Fein.
89
Rocca di Montegrossi
Rubinrot, zimtige Rauchnoten in der Nase, zweite Nase mit etwas Unterholz, kräftige Säure unausgewogen, wenn auch ziemlich lang.
82
Ruffino – Santedamme
Dichtes Ruinrot, süße Kirsche mit Waldfrüchten in der Nase, intensive Säure neben feinem Geschmack, lang.
85
Villa Cerna
Dunkel-klares Rubinrot, Frucht mit etwas Alkohol, der Gaumen ist auch nicht wirklich erfreulich.
83
Weiter geht es mit der Verkostung des Chianti Classico Riserva aus dem Jahrgang 2008. Dieser wird in der Regel ungefähr ein Jahr länger in großen Fässern ausgebaut und daher auch ein Jahr später vermarktet. Diese Weine zeichnen ich häufig über eine höhere Intensivität und einen feinen langen Nachhall aus.
Chianti Classico Riserva 2008
Bibbiano – Vigna del Capannino
Dunkeres Rubin mit etwas Eintrübungen, schöne Frucht mit einem süßen Sherryton, in der zweiten Nase fällt etwas Stich auf, der Gaumen ist leicht unausgewogen, der Chianti bleibt dann noch recht lange stehen.
85
Capannelle
Etwas dunklere aber klare Farbe, in der Nase ist kräftig Caramel, die zweite Nase bringt leicht stichig eingeweckte Früchte, der Gaumen zeigt gut integrierte Säure, Spannung wird recht lang gehalten.
86
Castellare di Castellina
Dunkles Rubinrot, eigentümlicher Geruch mit reifen und süßen Waldfrüchten, Gaumen kräufrig aber in sich gut ausbalanciert, runder Nachhall.
89
Cecchi
Dunkelrot, süße Frucht mit Kirschen und Brombeeren in der Nase, Gaumen erst von fülliger Säure geprägt, später zeigen sich auch viele feine Noten, gute Länge.
88
La Madonnina
Dunklers Rubin, leicht trüb, Himbeeren in der Nase, in der zweiten Nase sind Casis und Alkohol, trockener Gaumen mit relativ kräftiger Säure, schnell verabschiedet er sich.
84
Le Miccine
Klares Rubinrot, hell, Caramel in der Nase, in der zweiten Nase von Frucht untermalt, dünn am Gaumen bei kräftiger Säure, bleibt leicht “pelzig” stehen.
83
Querciavalle
Dunkles rubinrot, Pflaumen und süßes Cassis in der Nase, frischer Gaumen mit dezenter Würze, mittlere Länge, allerdings kommt ein komischer Nachgeschmack hinzu, der den Spass etwas verdirbt.
85
Tenutta la Novella
Rubin mit leicht violetem Einschlag, Veilchenparfüm in der Nase, ist in der zweiten Nase kräftiger und mit Würze untermalt, der Gaumen bringt eine kräftigere Säure mit sich, der Nachhall zeigt wieder diese Veilchen, was soll man mit so einem Kitschwein machen? Liegt es evtl. an dem Teroldego den man hier beigemischt hat? Typisch Toskana ist es jedenfalls nicht.
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Abschließen möchten wir die Verkostung des Chianti Classico und zugleich diesen Report mit einigen Weinen die in die obigen Kategorien nicht passten aber trotzdem angestellt und von uns verkostet wurden.
Lamole di Lamole
Chianti Classico Riserva 2007
Dunkles klares rubinrot, würzige Nase mit Alkoholstich, im Hintergrund eingelegte Kirschen, sanfter Gaumen, der etwas zu leicht ist für diesen Geruchsauftritt, zu kurz. (2007 scheint ausnahmsweise ein nicht so glücklicher Jahrgang bei Lamole gewesen zu sein.)
83
Tenuta Villa Trasqua
Chianti Classico Riserva 2006
Klares Rubinrot, etwas stichig in der Nase mit Fruchtkompott im Hintergrund, staubiger Gaumen, im mittleren Nachhall klingen dezent Kirschen an.
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Castello di Ama – Vigneto Belavista
Chianti Classico 2007
Trübes Rubinrot, harmonische Nase, wuchtig am Gaumen mit Würze gute Länge und Reifepotenzial.
88
Castello di Ama – Vigneto La Casuccia
Chianti Classico 2007
Dunkleres Rubin, reife und in sich feine Nase, intensiv dabei aber rund am Gaumen.
87
Castello di Volpaia – Coltassala
Chiant Classico Riserva 2007
Dunkles klare Rubinrot, dunkle Würze in der Nase mit reifen Waldfrüchten, kräftig am Gaumen, leider macht die Säure etwas starken Druck, in der sehr guten Länge bringt sie sich harmonisch ein, gutes Reifepotenzial.
89
Castelli del Grevepesa – Clemente VII
Chianti Classico Riserva 2007
Dunkles Rubinrot, dezent-harmonische Frucht mit etwas Tannenwald in der Nase, erst Weich am Gaumen, dann zeigt er seine Kraft. Zugleich bricht er nicht ungestüm aus. Gute Länge.
87
(Noch im vergangenen Jahr stellte man beim Clemente 2008er Jahrgang an. Nun ist das Jüngste der 2007er. Was ist da los? hat man noch so viele alte Weine auf Lager oder traut man den aktuellen Jahrgängen nichts zu.)
Hier Verkostungsberichte des Chianti Classico aus der Vergangenheit:
Chianti Classico 2008
Chianti Classico 2007
Chianti Classico Riserva 2007
Chianti Classico 2006
Chianti Classico Riserva 2006