Supermärkte und Discounter sind mengenmäßig bedeutende Weinhändler in Deutschland. Also gibt es jetzt auch einen Supermarktweinführer. Der Weinkauf dort kann beim täglichen Lebenmittelkauf quasi nebenbei mit erledigt werden. Die scheinbare Vielfalt im Supermarkt ist für viele Wein-Laien kaum verständlich. An diesem Thema setzt Cordula Eich mit ihrem Supermarktweinführer an. Dafür hat sie über 1.000 Weine aus den Regalen der Supermärkte und von den Paletten der Discounter verkostet. Dabei wurde die Literware oder der Tetrapack genausowenig ausgesparrt wie die hochpreisigeren Weine. So heißt es z.B. bei einem Chateauneuf-Du-Pape für 12,99 Euro salop: “Schickes Etikett bestimmt den Preis… Wie eine Boxershorts von Armani…”.
I. Theorie
Die Thematik von Wein im Supermarkt und Discounter ist sicherlich problematisch. Das fällt schon in der Gliederung des Supermarktweinführers auf. Während der Discounter seine Weine aus dem Standardsortiment exklusiv vertreibt, gibt es bei den Markenweinen in den Supermärkten erhebliche Schnittmengen. Und so enthält der Supermarktweinführer viele Weinbewertungen doppelt. Die Sekte von Rotkäppchen sind wortgleich sogar vier mal in dem Buch drin. Die Abschnitte Kaisers und Tengelmann sind ebenso nahezu identisch wie die Texte über die Weine bei Plus und Netto. Hier hätte man Platz und Seiten sparen können.
Zugleich fehlen wichtige Bezugsquellen für Wein. Dies sind vor allem auch SB-Märkte und Kaufhäuser. In beiden Kategorien bestehen erhebliche Sortimentsüberschneidungen mit den Supermärkten. Gerade die SB-Märkte profilierten sich in letzter Zeit enorm. Ein weiteres Probelm einer übersichtlichen Darstellung vom Weinangebot in Supermärkten ist, dass dieses regional und konzeptionell unterschiedlich ist. So gibt es nicht nur Konzepte von eigenständigen Händlern in den Supermarktketten, sondern auch eigene Linien, wie z.B. Edeka-aktiv, E-Center, REWEcity… Das wirkt sich natürlich auch auf das jeweilige Weinsortiment aus. Hier wäre evtl. eine Gliederung der Weine nach Marken – wie in dem Buch “Super-Weine aus dem Supermarkt” von Frank Kämmer – sinnvoller gewesen.
Supermarktweinführer
II. Praxis
Über Sinn oder Unsinn eines Supermarktweinführers könnte man auch ohne dessen konkrete Kenntnis schreiben (wie es einige Blogger getan haben). Auch über die Wein-Vertriebsschiene Supermarkt kann man hervorragend schreiben, ohne sie tatsächlich zu kennen. Anders ist es bei weinverkostungen.de üblich. So haben wir einen Praxistest mit dem Supermarktweinführer von Cordula Eich gemacht. Das Buch haben wir kurzerhand mit in den nächsten Supermarkt genommen und das Weinregal mit dem Text verglichen.
Es gab leichte Abweichungen zwischen Regalinhalt und dem was im Supermarktweinführer aufgelistet ist. Das hängt auch damit zusammen, dass das Sortiment in ständiger Veränderung begriffen ist. So konzentrierten wir uns auf die “SuperSchoppen”-Empfehlungen von Cordula Eich. Einen Wein gab es in dem Supermarkt nicht. Bei zwei weiteren Weinen war der Preis inzwischen erhöht worden. Ein Wein davon ist der oben abgebildete Rose, der nun 2,99 statt 2,29 Euro kostet. Das Foto verrät zudem etwas über die Weinkompetenz in diesem Supermarkt. Während auf der Weinflasche gut lesbar “Halbtrocken” steht, meint das Regaletikett, es würde sich um einen “lieblichen” Wein handeln. Letztens hat diese Kette noch Werbung mit ihrem “Weinfachsortiment” gemacht.
III. Fortsetzung der Praxis
Letztlich entschieden wir uns dazu zwei rote Weine, die von Cordula Eich mit dem Super-Schoppen ausgezeichnet wurden, käuflich zu erstehen. Wir werden diese verkosten und schauen, inwieweit das Urteil des Supermarktweinführers verlässlich bzw. von uns nachvollziehbar ist. Die Verkostungsergebnisse werden in den kommenden Tagen erscheinen. Nochmal zurück zum Buch: Der Supermarktweinführer von Cordula Eich ist lesenswert und zuweilen unterhaltsam auch ohne Wein im Glas. Der saloppe Umgang mit Wein ist in der Vergangenheit aber doch schon etwas arg strapaziert worden.
Cordula Eich: Super Schoppen Schopper 2010 – Deutschlands umfastendster Supermarktweinführer, 287 Seiten, Amsterdam, 2009, 9,95 Euro
Hier sind zwei Empfehlungen aus dem Supermarktweinführer verkostet:
Oberon Spätburgunder trocken aus Baden
Sonsierra Tempranillo Rioja Alta
Pingback: Noch ein Führer
Super Schoppen Shopper 2010-Deutschlands überflüssigster Supermarktweinführer!
Alle Jahre wieder entscheidet sich ein Journalist oder ein Journalistenteam dafür, dass der potenzielle oder gesetzte Weinliebhaber geführt werden muss!
Ja, der Dschungel der Weinwelt ist groß und die vinophilen Religionen vielfältig. Der neue Weinführer “2010 Super Schoppen Shopper” (trendy Name oder Brechmittel?)beschäftigt sich nun mit dem Angebot der Niederungen von Supermarktregalen.
Nichts Neues, macht dies z.B. Till Ehrlich schon seit Jahren qualitativ hochwertig, wenn man dies im Zusammenhang mit “Billig Wein” sagen kann.
Der neue Führer geht noch tiefer, nämlich in die Tempel der Diskounter!
Jetzt erwartete ich ganz subjektiv, dass mir dieser unser aller Führer erklärt welcher Wein, den wirklich einer ist und keine “Laborratte”?! Welcher Wein unter welchen Bedingungen vinifiziert worden ist? Und welche Antworten erhalte ich von “Deutschlands umfassendsten Supermarktweinführer”? Eine kleine Kostprobe:
“Yellow Tail, Chardonnay 2007” “Werther`s Echte in Flüssigform!” Jawohl, das ist umfassend und absolut trendy oder wie es ein bekannter Weinjournalist sogar behauptet “Konsequent und frech”!
Kein Wunder, dass dieser Führer auch in der Bildzeitung angepriesen wird, denn vielmehr Textzeilen benutzt dieser auch nicht. “Super Schoppen Shopper 2010” ist oberflächlich, gibt keine Auskünfte über Erzeuger, sagt nicht wirklich etwas über die tatsächliche Qualität der Weine und ist einem spatpubertären “Slang” geschrieben, der sich dem “Diskounterniveau” anpasst! Bitte zu Till Ehrlich`s Führern greifen, denn der hier rezensierte ist Deutschlands überflüssigster Supermarktweinführer!
Philipp Erik Breitenfeld
Lieber Phiipp Erik,
ich kann verstehen, dass das Buch polarisiert. Zum einen ist das mit dem Thema Discounter festzumachen. Zum zweiten ist das eine “saloppe” Auseinandersetzung mit Wein. Beides habe ich thematisiert. Als drittes ist da noch der Aspekt, dass solch ein Buch grundsätzlich nicht neu ist.
Wo ich jedoch widersprechen muss ist, dass das Buch weder von Journalisten noch ausgesprochenen Weinkritikern stammt. Einen Aspekt, den ich in der Rezension noch nicht bemerkt habe, der aber durchaus erwähnenswert ist, dass hochpreisige Weine relativ schlecht abschneiden. Das betrifft die Supermärkte. Und das halte ich nachvollziehbar. Supermarkt kann mit dem Preissegment 10Euro+ schlecht umgehen.
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