Jedenfalls wenn es nach der Ansicht eines Autors von Spiegel-Online geht. Werner Theurich, der dort einen Artikel mit dem Titel „Die Zukunft ist rot“ geschrieben hat, meint, dass deutsche Spätburgunder „langsam aber sicher zu den Franzosen“ aufschließen. Wenige Absätze später behaupten „sich heimische Produkte gegen die vermeintlich übermächtige französische Konkurrenz“ schon blendend. Als preisgünstige Winzer werden Toni Jost (Rheingau/Mittelrhein), “Peeth-Wetz” (so im Original; gemeint ist das Weingut Peth-Wetz, Rheinhessen) und Gies-Düppel (Pfalz) angegeben. Weiterhin werden die Winzergenossenschaften in Königsschaffhausen oder in Sasbachwalden (Baden) wegen ihrer Spätburgunder empfohlen. Für eine obere Kategorie empfiehlt Herr Theurich das Weingut Fürst (Bürgstadt in Franken).
Auch die Rebsorte Cabernet Sauvignon – „keine Seltenheit mehr in unseren Weinbergen“ – wird im Spiegel positiv erwähnt. Ich kann mich leider nur an einen fürchterlichen Merlot und einen grausamen Tempranillo aus Deutschland auf der ProWein erinnern. Und auch was sonnst an deutschen Rotweinen durchschnittlich – mit wenigen hochpreisigen Ausnahmen – so ins Glas kam, war nicht im Geringsten in einem Atemzug mit Bordeaux oder generell französischem Wein zu nennen. Dafür sorgt schon ein deutlicher stilistischer Unterschied. Dass die deutschen Rotweine die Klasse des Rieslings erreichen werden, liegt doch noch in weiter Ferne. Eine relativ seltsame Angelegenheit ist, dass in dem Text im Spiegel die Rebsorte Dornfelder kein einziges mal genannt wird. Sicherlich, einige der im Artikel genannten Namen sind jetzt auf meine Verkostungsliste gekommen. Aber das heißt ja auch nicht so viel.
Die beste Empfehlung für den Job eines SPON-Kolumnisten ist es wohl möglichst wenig Ahnung vom Thema zu haben. Dass ein angesehenes Nachrichtenmagazin einen solch seichten Lifestyle-Schmonzes als Trend-Story bringt, ist schon ein arges Armutszeugnis. Diese Story strotzt nur so vor Fehlern und Halbwahrheiten. Von wegen „In Baden gehören der Traube traditionell zwei Drittel der Anbaufläche, in den anderen Gebieten allerdings meist derzeit noch unter zehn Prozent.“ Tatsache ist: Die Ahr ist neben Württemberg nach wie vor das einzige deutsche Anbaugebiet in dem mehrheitlich Rotwein angebaut wird und zwar zu 88 Prozent. Württemberg kommt immerhin auf 70 Prozent. Aber schon in Baden sind es „nur“ 43 Prozent und in der Pfalz 40 Prozent. Und damit sind alle roten Sorten gemeint nicht nur Spätburgunder. In Baden lag der SB-Anteil 2006 bei ca. 35 Prozent vermutlich, also bei etwas mehr als einem Drittel und nicht zwei Drittel.
…so ganz clever scheint der Spiegel-Mann ja nicht zu sein, sonst wüsste er, das deutscher Spätburgunder seit vielen Jahren erstklassig ist. 1999 war ein Einschnitt, seit 02 kommt auch die breitere Masse in Bewegung.
Leider kenne ich seine beispiele nicht, sie erscheinen mir auch weitgehend unbekannter Natur, hier findet ihr wirklich interessante Spätburgunder, nämlich beim Spätburgunderpreis!
Grüße, Niko
Die in dem SPON Artikel genannten Weine sind durch die Bank ordentlich bis gut, aber mit Ausnahme von Fürst (Centgrafenberg) und Königschaffhausen (Regnum) gehören sie nicht zu absoluten Spitze. Die Cracks der letzten jahre, die wirklich französischen Burgundern Paroli bieten können, kennt er offenbar nicht: Keller, Kesseler, Huber, Duijn, Stodden usw. usw..
Ja, Duijn mag ich auch sehr gerne. Vor allem der SD ist richtig gut und lässt einen vieles was man sonnst von Spätburgunder aus Baden kennt vergessen. Wobei der Preisanstieg besonders im letzten Jahr doch enorm war.
Noch ein kleiner Nachtrag: Den Einfluss, den solche Artikel haben, sieht man daran, wie viele Leute nach dem imaginären Weingut Peeth-Wetz in Internet suchen. Da es das nun gar nicht gibt, landen viele Leute hier auf der Seite. Das ist doch peinlich. Jedes Journalistenhandbuch lehrt einen, dass an einer Geschichte vieles falsch sein kann; hauptsache die Namen stimmen.
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