An einigen Orten wird gejammert. Inzwischen hat sich das Gejammer in einige Medienerzeugnisse und sogar in so genannte Weinblogs
hinein geschlichen hineingepoltert. Da wird behauptet, der Deutsche Wein sei in der Wirtschaftskrise, besser gesagt: Die weltweite Wirtschaftskrise sei in der deutschen Weinwirtschaft angekommen. Das soll dann etwas verzögert gekommen sein, denn die Weingenießer sind ohnehin etwas blöd und merken so etwas wie eine Wirtschaftskrise erst etwas später, so die Unterstellung. Bei der ProWein im April sei noch alles in Ordnung gewesen. Alles Quatsch! Vielen deutschen Weinerzeugern geht es gar nicht schlecht.
Die Stimmen aus der deutschen Weinwirtschaft sind nämlich widersprüchlich. Da gibt es sicherlich Weinerzeuger, die vor realen Umsatzeinbußen jammern. Es gibt auch welche, die jammerten schon, bevor von einer US-Immobilienkrise die Rede war. Es gibt aber auch einige Erzeuger von deutschem Wein, die derzeit gute Geschäfte machen. Und das liegt nicht daran, dass sie billige oder schlechte Produkte haben. Nein, diese Weinerzeuger haben gute Produkte und sie vermarken sie auch gut.
Wie bei jeder Krise gibt es nämlich eine Marktbereinigung und Weinerzeuger, die die Zeichen der Zeit verschlafen haben, geraten zeitlich komprimiert vor wirtschaftliche Probleme. Dann immer das Problem auf andere zu schieben, ist ziemlich einfach. Da sollten sich die Erzeuger von deutschem Wein eher fragen, welchen Wein erzeugen wir, welche Weine will der Kunde haben und wie vermarkten wir unsere Weine? Vielfach erscheint das Thema Deutscher Wein wie ein Museum. Und so wie sich ein Museum nicht begründen muss, stehen manche dieser Weine jetzt wie ein Stillleben in den Verkaufsregalen oder erreicht diese gar nicht mehr. Mit der Wirtschaftskrise hat das aber nicht sehr viel zu tun.
Wenn man bedenkt dass für einen Liter Riesling als lose Ware von den Kellereien im Moment lediglich 70 cent bezahlt werden und selbst dafür sogut wie kein Wein gekauft wird kan man schon davon reden, dass die Krise die Weinwelt erfasst hat. Vor allem an der Mosel sitzen viele Erzeuger von Fasswein derzeit auf ihrem Wein fest, und dass in einer Zeit in der durch zeitaufwendige Weinbergsarbeit und Pflanzenschutz enorme Kosten entsetehen. Eine Besserung ist ncht in Sicht. Die Kellereien beklagen sich über mangelnden Absatz und können laut eigenen Aussagen deswegen nicht beziehen. Die Sektkellereien, bisher ein Standbein des Moselfassweinmarktes sind komplett auf andere, noch billigere Herkünfte umgestiegen. Angeblich um im Preisdruck in Krisenzeiten bestehen zu können. In meinen Augen befinden wir uns noch nicht an der Talsohle. Was sich hier anbahnt ist keine Krise sondern für viele Erzeuger eine regelrechte Katastrophe.
Ich finde das sehr interessant, dies auf ein Anbaugebiet herunter zu brechen. Gerade die Mosel ist hierfür ein sehr gutes Beispiel. Dort findet seit Jahren ein Winzersterben statt. Renomierte Winzer finden keine Nachfolger. Die Arbeit an den Steillagen wird zum Teil vom Kunden nicht honoriert.
Und dies obwohl die Mosel (mit Saar und Ruwer) eines der presigereichsten deutschen Weinbaugebiete ist. Einige Winzer sind international sehr bekannt und berühmt für gute Weine. Was meiner Meinung nach dort fehlt, ist eine gewisse Abstraktion und strategisches Denken. Und die Ursachen der dortigen Krisen liegen in anderen Bereichen als der Weltwirtschaftskrise.
Die Mosel hat ihren guten Ruf durch die Tradition. Viele Fehler wurden daher nicht begangen. Doch die Innovation fehlt aus meiner Sicht. Es gibt z.B. meines Wissens nach keine Pop-Weine von der Mosel (Wissenslücke?; oh sorry gibt doch den sunshine von den Jungwinzern von der Mosel; mehr davon und vor allem breiter in den Handel damit!). In anderen Weinbaugebieten ist dieses Segment inzwischen gut besetzt.
Und so bleibt auch der Vertrieb leider häufig sehr traditionell. Man hat ein paar Abnehmer in der Gastronomie, evtl. noch Vertrieb in den Fachhandel und Direktkunden. Vor allem die Direktkunden werden weniger, da neue Käuferschichten eher wechselorientiert sind und nicht mehrere Kisten einkellern.
Die Gastronomie gerät derzeit aus den neuen Weinbauländern (auch Süd-Osteuropa) unter Druck. Der Fachhandel strukturiert sich derzeit stark in Richtung Marken um. Das ist auch nichts für Winzer mit 10 ha, der dann auch noch seine 15 bis 20 Nummern macht.
Das sind alles lang anhaltende Entwicklungen, mit denen die Wirtschaftskrise nichts zu tun hat. Und gerade hier sehe ich wenig entwickelte Strategien. Das fatale scheint zu sein, indem diese Probleme aufgeschoben wurden, treten sie bei den Beschleunigungsfunktionen einer Wirtschaftskrise eher zu Tage.
In diesem Punkt muss ich dem Autor ganz klar zustimmen. Die Mosel (-Saar-Ruwer) leidet nun seit vielen Jahren unter den oben beschriebenen Schwierigkeiten, obwohl auch hier ein Paar neue Sterne am Winzerhimmel aufgingen (siehe Niewodniczanski). Es ist jedoch kein reines Marketingproblem. Die Qualität, insbesondere im unteren Preissegment, lässt wirklich oft einiges zu wünschen übrig. Der Steillagenweinberg an sich ist eben kein sofortiger Garant für Güte. Viele kleinere Betriebe arbeiten mit veralteten Maschinen und/oder weinbaulichen und kellerwirtschaftlichen Methoden. Die Winer müssten das fabelhafte Potenziall ihrer Weinberge viel besser nutzen und schnell umdenken. Ansonsten wird es der Mosel ergehen wie dem Mittelrhein.
An diesem Endsatz( mit Wirtschaftskrise hat es aber nicht viel zu tun)stört mich die Gelassenheit mit der man hier sehr unbekümmert umgeht.Sicher haben diese Dinge mit der Wirschaftskrise zu tun,oder wollen wir jetzt behaupten, sie sei gar nicht da. Obwohl ich erlesene Weine aus dem Elsass anbiete, die Landes-überschreitend den unseren gleichen, kann ich als Händler behaupten das hier Zurückhaltung beim Verbraucher eingetreten ist. Ich verkaufe diese hochwertigen Weine, gerade mal 1 Euro über dem Preis des Weinguts für Deutschland und habe hier keinerlei Resonanz. Ich finde man sollte über die Tatsachen sprechen und nicht die Wirtschaftskrise herunterspielen und alles schönreden.Die Wirtschaftskrise ist da und sie beeinflußt sehr das Verhalten aller Verbraucher. Der Fachhandel wird hierdurch auch schwer getroffen, beobachtet man mal die Seitenaufrufe in unserem Shop seit März 2009 kann man feststellen, das die Suche nach erlesenen Weinen schlagartig um 4/5tel zurückgegangen sind und da sind wir nicht die einzigen am Markt. Der gesamte Fachhandel hofft im allgemeinen auf eine schnelle Wiederbelebung des Marktes, wie sollte es sonst sein, das man die ganzen Lagerbestände auf ein Minimum heruntergefahren hat und kaum noch Auswahl vorfindet und das sogar bei den ganz Großen Weinhandels-gesellschaften am Markt.Sicher nicht wegen der hohen Nachfrage der Verbraucher. Ich würde mir wünschen das hier mit mehr Realitätssinn, Beiträge veröffentlich werden.
@ Herr Ruckmich:
Gelassenheit ist grundsätzlich eine ganz gute Einstellung. Es ist auf jeden Fall besser, als ständig alle Leute wegen der Wirtschaftskrise verrückt zu machen. Und auch wenn es diese gibt, ist sie nicht Ursache für alles was einem gerade nicht passt. Und meistens wird irgendetwas behauptet ohne, dass man davon Ahnung hat. Natürlich gab es Probleme im Absatz von deutschem Wein in den USA.
Der Fachhandel in Deutschland ist aber bei weitem nicht “schwer getroffen”. Ich kenne mehrere Einzelhandelsunternehmen mit derzeit sehr guten Umsatzzahlen. Von deutschen Winzern habe ich in persönlichen Gesprächen eine sehr entspannte Resonanz erfahren. Ein deutscher Sekthersteller spricht sogar davon in der Krise wachsen zu wollen. Es finden also auch Neuverteilungen am Weinmarkt statt.
@ Herr Günther:
ich glaube den Markt sehr wohl gut einschätzen zu können und auch Ahnung darüber zu haben was läuft. Die Zahlen sprechen für sich, auch wenn Sie diese beschönigen. Die Wirtschaftskrise ist nunmal da und beeinflusst sehr das Verhalten der Verbraucher. Sicher mag es einen Sekthersteller geben mit Wachstum, vermute es ist Faber. Vergleichen Sie doch mal die Sortimente von 2009 mit dem Jahr 2005/2006 in verschiedenen Onlineshops, hier wurde sehr stark geschmälert. Wenn Sie in der Zeit 2005/2006 keine besucht haben können Sie natürlich keine Vergleiche stellen.
Schauen Sie sich mal die Unternehmen Weinwolf im Vergleich zu vor ein paar Jahren in Sachen Bordeauxsortiment an. Glauben Sie wenn Expansion herrscht, das es Gründe gibt Lagerbestände zu reduzieren. Sie sollten mal Fakten bringen, ich weiß sehr wohl von was ich spreche. Wir haben seit Jahren in unserem Land ein Binnenmarkt Problem(hoffe Sie haben davon gehört)Ich möchte mal wissen welche Ihrer Einzelhandelsunternehmen nach oben schießen, können Sie mir gerne per Mail mitteilen. Ich glaube wir müßen die Realität akzeptieren und da nützt ein schönes blabla recht wenig. Der Markt wird sich regulieren, der Zeitpunkt ist zur Zeit schwer einschätzbar. Viele Unternehmen müßen sich mittlerweile auf andere Marktsegmente umstellen um Ihre Umsätze zu machnen. Beispielweise gibt es ein Weinhande lsunternehmen, das mittlerweile auf Webdesign und Webblogs umgestiegen ist, sicher nicht weil zur Zeit der Markt boomt. Also bitte halten Sie den Ball flach und bleiben etwas realistischer ich kenne auch einige Kollegen aus dem Fachhandel und die bestätigen mir keinerlei Wachstum. Ich äußere mich grundsätzlich etwas kritischer, weil ich der Realität etwas mehr zuneige als irgendwelchen Statistiken und Schönmalereien.
So ist jeder Mensch verschieden und in seinen Ansichten unterschiedlich.
@ Herr Ruckmich:
Ich habe Ihnen nie unterstellt keine Ahnung zu haben (war unglücklich formuliert). Dies war allgemein auf die Panikmache gemünzt, bei der kaum gefragt wird, welche Ursachen bei welchen Entwicklungen vorhanden sind. Es läuft irgendwo schlecht und schon ist das Wort Wirtschaftskrise da, ohne zu schauen, wie sich der Weinmarkt umstrukturiert.
Der Aufhänger im Artikel war deutscher Wein. Über die Problematik beim Bordeaux hab ich schon an anderer Stelle geschrieben und da sieht es tatsächlich etwas anders aus. Auch über die Situation von Sekt/Champagner im Jahresendgeschäft 2008 hab ich schon differenziert geschrieben.
Was den Online-Weinhandel betrifft, ist das wieder eine ganz andere Baustelle, die von vielen Eigendynamiken geprägt ist. Ich glaube nicht, dass die Sortimentstiefe oder der Umsatz einiger Shops aussagekräftig ist, ob hier irgendwelche Wirkungen einer Wirtschaftskrise vorhanden sind.
Da gibt es so viele technische Entwicklungen und Veränderungen im Kaufverhalten, dass dieses Feld schwierig zu überblicken ist. Und das gilt gerade bei Online-Shops, die ein Mailing machen oder sogar einen Print-Katalog.
Wenn die Aussage gemacht wird das die Winzer den falschen Wein produzieren, bzw. am Markt vorbeiproduzieren dann kann ich das so nicht stehen lassen. Die Weine die in großen Mengen als Konsumweine in den HAndel geraten werden von den Kellereien vertrieben. in den letgzte Jahren wurde hauptsächlich Riesling für ein angepeiltes Segment von 1,79 bis 2,49 Euro verlangt. Diese Ware wurde auch von den Winzern geliefert. Dass es natürlich in Jahren mit geringer Ernte wie 2006 zu Preiserhöhungen kommen kann ist selbstverständlich.
Wie soll der Winzer bitte für den Markt produzieren, woher soll er wissen was der Verbraucher will? Dies liegt eindeutig in der Hand der Kellereien. Ich kann eben nicht in diesem Herbst Sauvignon Blanc ernten und im nächsten Portugieser. Alle reden vom Erfolg des deutschen Rieslings, wenn ich durch dne Keller gehe und volle Tanks sehe spüre ich davon nichts. Allein an der Qualität liegt es auch nicht, denn die Kellereien kaufen ungeachtet der teilweise sehr guten Qualitäten NICHTS ! Woran liegt es also? die deutschen Kellerein und Diskounter werden offensichtlich sehr kurzsichtig geleitet.In der aktuellen BamS schaltet Lidl eine ganzseite Anzeige für SA, CA und australische Weine. Wieso nicht für deutschen Riesling oder Spätburgunder? Angebot schafft Nachfrage. Aktionen wie VDP BEI ALDI funktionieren, und zwar in einem Preisbereich über drei Euro. Vor allem den Sektkellereien sind 75 cent pro Liter Grundwein noch zu teuer. Dann lieber 30 cent/Liter für Sizialinische Plörre aus zweifelhaften Verschnitten. @dimitri glauben Sie hier ist die Qualität besser? Das ganze darf dann noch als deutscher Sekt verkauft werden. Ein Witz. Man werfe mir meinetwegen auch gerne übermäßigen Patriotismus vor, wenn ich verlang dass die deutschen mehr deutschen Wein trinken sollen. (In unserem Betrieb verwenden wir zu über 90% deutsche Technik und Ausstattung.) Angeblich reicht die gesamt deutsch Weinernte lediglich um die Binnenachfrage zur Hälfte zu decken. Dann frage ich mich doch wieso soviel Wein übrig ist. Mit Sicherheit gibt es teilweise fragwürdige Qualitäten, diese fließen jedoch in den Domkellerstolz und andere weinähnliche Getränke.
Die Frage ist außerdem wieviel Qualität der Verbraucher will. Für 2,49 € kann ich keinen Riesling aus einer Steilstlage mit 30 hl/ha Ertrag erwarten. Die meisten Weintrinker wissen außerdem gar nicht das es soetwas gibt. Was sich meiner Meinung nach grundlegend ändern muss ist wie oben bereits beschrieben die einstellung der deutschen zum deutschen Wein. Wieso kostet ein mit verlaub gesagt miserabler chenin blanc aus SA 5 € und ein sauber produzierter fruchtiger Genossenschafsriesling 2,79 €. Macht man ein billiges Golnetz um die Flasche und schreibt Riserva aufs geduldige Etikett, zack 9,99 €. Wer der Meinung ist das mehr als 2% der Aldiweineinkäufer wissen was Riserva oder Crianza bedeutet werfe den ersten Stein. Diese Imagearbeit ist von den Gebietsweinvertretungen, Genossenschaften und Kellerein zu leisten. Wir selbstvermarktendne Winzer leisten unseren Beitrag durchminternational sehr gute Qualitäten zu teilweise lächerlichen Preisen. Wenn die Situation sich jedoch nicht ändert wird der Verbraucher irgendwann nur noch ein oder zwei deutsche Weine im Hnadel finden, da viele Weinerzuger auf der Strecke geblieben sind.
@Karl-Josef
Ich bin durchaus nicht gegen deutschen Wein. Im Gegenteil, ich selbst trinke überiegend diesen und propagandiere auch dessen Qualität wo ich nur kann. Jedoch erscheint es für mich, mit Verlaub, typisch, dass Sie die Marketing- und PR-Verantwortung den Gebietsweinvertretungen, Genossenschaften und Kellereien zuschieben wollen. Gerade Sie als selbstmarktender Winzer(?) sollten darauf Wert legen für sich selbst und die hohe Güte Ihrer Produkte zu werben. Die Ahr hat es vorgemacht: ein Paar Qualitätspioniere und Marketinggeeks haben das ganze, zugegeben kleine, Weinanbaugebiet hochgebracht. Heute gibt es noch nicht einmal einen erwähnenswerten Fassweinmarkt, da alles über die Flasche verkauft wird. Nur so, als kleines Beispiel.
Ich bin durchaus der Meinung das die Flaschenweinvermarktung ausgebaut werden muss, und versuche dies auch zunehmend im eigenen Weingut. Allerding hat die Mosel aktuel knapp 9000 ha, wovon 1/3 auf die Genossenschaft entfällt, und mehr als ein weiteres drittel über Kellereien vertrieben wird. Da sieht man in welcher Größenordnung sich der Direktabsatz abspielt. Ich kene die Ahr recht gut und war ein halbes Jahr in der Wachau. Der Segen dieser Gebiete ist das diese recht klein sind. Weiterhin fehlt der Mosel das einzugsgebiet köln/bonn. Ohne Bonn wäre die ahr heute noch das land des halbtrockenen portugiesers für die bustouristen. Viele Winzer a der Ahr spüren jedoch den abzug der finnazkraft nach Berlin bereits deutlich.
Bonn exestierte auch zur Zeit des “halbtrockenen Portugiesers”, war allerdings erst an Weinen der Ahr interessiert als diese auch qualitativ was hermachten und internationale Standarts erreichten. Natürlich sind auch (einige) Betriebe der Ahr heute betroffen, da, wie es der Autor bereits in seinem Artikel erwähnte, eine Marktbereinigung stattfindet. Kunden schauen jetzt erfahrungsgemäß eben nicht nur noch auf den Preis, sondern auch auf das Preis-Leistungs-Verhältnis und lassen sich auch gern von verstärkter Aufmerksamkeit seitens des Produzenten verwöhnen. Aus Gesprächen mit den Top-Vertretern der Ahrwinzer weiß ich, dass man in diesem Segment eher ein Umsatzplus zu verzeichnen hat.
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@ KJ Thul:
Die Mosel hat aber auch einige Stärken. Sie steht neben zwei, drei anderen deutschen Anbaugebieten für die international erfolgreiche Königsrebsorte Riesling. Sie ist bekannt für unterschiedliche und hochwertige Böden (Schiefer) mit gutem Vermarktungspotenzial. Es gibt eine imposante Flusslandschaft (dagegen haben andere Gebiete langweilige Äcker). Es gibt an der Mosel auch Leuchttürme unter den Winzern. Es existieren sogar zwei (Riesling-)Spitzenverbände. Und einiges mehr …
Ich bin mir sicher, dass man sich vor diesem Hintergrund, einer hohen Qualität der Weine und einer gradlinigen, wiedererkennbaren, ansprechenden, zielgruppenspezifischen und gleichzeitig den Weinen entsprechenden Vermarktung, nicht mehr über Literpreise von Kellereien unterhalten muss. Natürlich braucht es dazu modern orientierte Winzer und auch die Unterstützung der Gebietswerbung.
Auch “Seilschaften” wie “Message in a Bottle” aus Rheinhessen können ein Modell sein. Da sind viele sehr engagierte Winzer in den Bereichen Marketing und Qualität, die durch ihr Zusammenwirkung Kräfte bündeln. Ich glaube, dass gerade in solchen Projekten eine Zukunft des deutschen Weins liegt, da hier die jungen Wechselweingenießer angesprochen werden.
Nach meinen Beobachtungen im Anbaugebiet Baden haben jetzt besonders die Erzeugerbetriebe Absatzprobleme, die austauschbare, beliebige Weine anbieten. Warum soll der Konsument einen schlichten Weißburgunder im LEH für 3,99 kaufen, wenn er die gleiche Qualitätsstufe im Discount für 2,59 bekommt? Da ist leicht gespart.
Viele selbstvermarktende Erzeuger sollten sich spätestens jetzt fragen “warum soll der Kunde ausgerechnet meine Produkte kaufen, was ist das besondere an meinem Wein?”. Eine dem Preis angemessene Qualität in der Flasche, Image-Bildung und Pflege durch Herausstellen der Eigenheiten (dass kann die vorherige Suche nach denselbigen beinhalten), Pressearbeit und Kundenbindung durch häufige Kontakte sind da aus meiner Sicht unverzichtbar. Und das allerwichtigste: Mit dem Wein müssen Emotionen verkauft werden!
Das funktioniert besonders in der Kategorie “leicht austauschbar” sicher nicht mit vollkommen veralteten 08/15-Webseiten und altbackener Flaschenausstattung. Ich empfehle hier unbedingt einen Blick über die Grenze, in Österreich wird uns Deutschen in dieser Beziehung einiges vorgemacht. Da gibt es haufenweise aufstrebende Betriebe, die vor allem mit cleverem Marketing gute Flaschenpreise erzielen – mit entsprechend hochwertigen Inhalt, versteht sich.
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