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Die Apfelverkostung

Die ApfelverkostungNein, dieser Artikel hat nichts mit guten Vorsätzen zum neuen Jahr zu tun. Auch wollen wir hier nicht zum Apfelsommelier werden. Vielmehr geht es um zwei wichtige Dinge. Einerseits wird in Weinbeschreibungen häufig bei Weißweinen der Apfel als Geschmacksnote genannt und das ist zweifelsfrei in vielen Weinen auch zu finden. Zugleich können Äpfel auch sehr unterschiedlich schmecken. Das ist ähnlich wie bei den Rebsorten. Um dies zu demonstrieren haben wir uns 5 verschiedene Exemplare unterschiedlicher Apfelsorten zugelegt.

Wo fängt man eigentliche bei so einer Apfelverkostung an? Nimmt man erst die eher säuerlichen Äpfel oder die süßen? Bei Weinverkostungen ist das eine ziemlich einfache und einhellig geregelte Angelegenheit. Erst die leichten, säurearmen und alkoholarmen Weine mit wenig Restzucker und dann jeweils immer etwas mehr. Das ist bei langen Probentagen mit ca. 100 gut sortierten Weinen ganz interessant, da man den Anstieg dann irgendwann kaum noch merkt.

Aber zurück zur Apfelverkostung. Wir fangen mit den süßen Sorten an. Folgende Apfelsorten stehen zur Verkostung an: Elstar, Gala, Fuji, Braeburn und Granny Smith. Zu Beginn steht der Elstar aus Deutschland an. Der Apfel hat eine gelbe und eine rote Seite. Anders als beim Märchen Schneewittchen schmecken die aber beide gleich. Eher süß, leicht mehlig und angenehm fruchtig-saftig. Der Elstar gilt als eine Herbstsorte.

Kommen wir nun zur Sorte Gala. Er ist eher rot mit etwas helleren Streifen. Der Geruch dieser Apfelsorte ist wesentlich fruchtiger als der Elstar. Der Gala ist etwas wässriger aber durchaus mit wenig Säure und eher süßlich. Im Mund bleibt er ziemlich mehlig zurück. Auch der Gala gehört in die Kategorie Herbstsorte.

Die dritte Sorte in unserer Apfelverkostung ist der Fuji. Diese Sorte stammt aus Japan. Schon beim Anschnitt duftet er extrem süßlich. Anders als die anderen beiden Sorten ist der Fuji extrem knackig. Das ist auch kein Wunder, da er in die Kategorie Lagersorte gehört. Zugleich ist er fruchtig und säurearm. Honig im Nachhall. Äußerlich ist der Fuji hellrot mit gesetztem Gelb gestreift. Das könnte ein fetter Chardonnay mit etwas Restsüße aus dem Fass sein.

Kommen wir nun zu den säuerlichen Apfelsorten. Hier macht der halb rot halb gelbe Braeburn den Anfang. Eigentlich ist diese Sorte recht knackig. Durch eine längere Lagerung ist dieses Exemplar jedoch schon etwas mehlig geworden. Die Säure ist recht dezent und von süßer, aber leicht bitterer Frucht überdeckt. Braeburn gilt ebenso als Lagersorte.

Granny SmithDer letzte Kandidat dieser Apfelverkostung ist der Granny Smith. Giftgrün strahlt er einem entgegen. Das Fruchtfleisch ist fest und richtig knackig. Beim ersten Bissen in den Granny Smith zieht sich der ganze Mund zusammen. Eine leichte Bitternote bleibt stehen. Das ist tatsächlich ganz wie grüner Apfel. Man konnte hier einfache grasige Sauvignon Blancs als ähnlich vermuten.

Nach so eine Verkostung sei jedem empfohlen, der Weine versucht in Worte zu fassen. Man wird merken, dass der Begriff Apfel viel zu schnell verwendet wird oder die Zuweisung eines Weins zum Apfel häufig viel zu einfach passiert. Gerade eine solche Gegenprobe verfeinert die Beschreibungsmöglichkeiten und verbessert die Wahrnehmung.

3 Gedanken zu „Die Apfelverkostung“

  1. Danke Thomas, das erzähle ich schon seit Jahren und werde auf meine Frage “nach welchem Apfel schmeckt der Wein denn?” gerne belächelt.
    Kannst dir auch mal den Spaß machen und versuchen wie sich der Geschmack verändert wenn die Schnittfläche oxidiert… 😉

  2. Hi Alex,
    schon allein wenn man eine Lagersorte wirklich lagert, schmeckt der Apfel anders. Was in dem Text nicht ganz so gut herauskommt ist, dass nicht nur bei den verschiedenen Sorten sich Säure und Zuckergehalt unterscheiden.

    Ein weiterer Punkt den man mal sehr kritisch diskutieren sollte ist, dass Apfelaroma aus der Industrie wesentlich häufiger in Wein zu finden ist als das aus realen Äpfeln. Und der Geschmack scheint mir auch in Weinkreisen von dieser Industrie soweit uniformiert zu sein, dass er als einziger Apfelgeschmack anerkannt wird.

    Bei anderen Geschmacksrichtungen ist das nicht anders. Einfach mal 10 Weine nehmen, wo Mangogeschack erkannt wurde, dann daneben a) eine Mango, b) Gerolsteiner linie Mango/Grapefruit und c) Joghurt mit Mangogeschmack. Kaum jemand wird blind als Referenz a) meinen.

    Viele Grüße
    Thomas

  3. @Alex Häufig ist unser Geschmackssinn von industriell verarbeiteten Produkten extrem geprägt – viel mehr als wir uns denken.
    Vor allem was Gewürze wie Vanille angeht gibt es da extreme Unterschiede zwischen der puren Vanilleschote (natürlich auch noch sortenabhängig) und den verarbeiteten Produkten wie Vanilleeis, Vanilla Coke, Vanillepudding etc. im Wein ist es dann nochmal anders.
    Aber es kann schon sein, dass hier einige Winzer in ihrem Geschmackssinn bereits von der Industrie geprägt sind. Irgendwie bedenklich…

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