[Exkursion Sachsen #4] In den vergangenen Jahrzehnten gab es eine deutliche Reduzierung der Flaschenformen. Die Artenvielfalt hat auch schon zuvor mit der industriellen Fertigung abgenommen. Manche historische Flaschen sind sogar vielen Weinfreaks unbekannt. Die Rheingauflöte kennen noch recht viele Insider, aber weiß noch jemand wie die historische Flaschenform im Rioja aussah? Die ist noch ungewöhnlicher als die Sachsenflasche. Andere Flaschen – wie der in Franken typische Bocksbeutel – hatten einige Zeit Imageprobleme. Man wollte modern sein und so gab es immer mehr Weine in Bordeauxflaschen. In Deutschland hat auch der Schlegel einiges ersetzt.
Doch seit einigen Jahren erinnert man sich wieder an alte Formen. Genauso wie die Bierindustrie sucht man nach Alleinstellung (dort treibt es inzwischen das Mehrwegsystem an Belastungsgrenzen und schwächt die Ökobilanz, da stärker sortiert werden muss und Verkehrsstrecken wachsen). Der Bocksbeutel ist wieder angesagt und einige Weinerzeuger in Sachsen legen wieder wert auf die traditionelle Flaschenform. Auch hier wird Anteilsmäßig recht viel in Bordeaux- und Schlegelflasche gefüllt. Weingüter wie Vincenz Richter, das Schloss Wackerbart und die Sächsische Winzergenossenschaft Meißen vermarkten Wein jedoch wieder in der Sachsenflasche.
Interessant bei den Flaschenformen ist auch die Uniformierung der Inhaltsmenge. Diese ist eine Anforderung an die Erzeuger von Seiten des Handels. Zudem ist für den Weintrinker nicht zumutbar gering abweichende Füllmengen nebeneinander im Regal zu haben. Es war gar nicht überall üblich 0,75l in eine Flasche Wein abzufüllen. Flaschengrößen von 0,7l waren beispielsweise an der Mosel bis in die 1970er Jahre keine Seltenheit. Über das Urabmessung der Sachsenflasche liegen jedoch keine Informationen vor.