Es ist wieder einmal Zeit für einen etwas gelagerten Wein. Vouvray gilt vor allem in den restsüßen Bereichen als gut lagerfähig. So steht nun das Cuvee Aurelie aus dem Jahr 1995 von der Domaine du Viking zu Verkostung bereit. 1995 kann man an der Loire eindeutig als eines der besseren Jahre bezeichnen. Die 15 Jahre, die dieser Vouvray nun alt ist, sind für die süßen Weine aus der Rebsorte Chenin Blanc bei entsprechender Weinqualität durchaus erreichbar. Ein wirklich guter Vouvray kann auch bis zu 100 Jahre alt werden.
Die Domaine du Viking wird inzwischen in der sechsten Generation bewirtschaftet. Auf 15 Hektar wird ausschließlich Vouvray erzeugt. Den Namen erhielt diese Domaine im Jahre 1989, da der jetzige Inhaber Lionel Gauthier etwas wie ein Wikinger aussieht. Die Cuvee Aurelie wird bei der Domaine du Viking nur in den besten Jahren aus handgeernteten alten Reben der Sorte Chenin Blanc erzeugt. Vor der Füllung findet ein 14monatiger Fassausbau statt.
Doch zur Cuvee Aurelie aus dem Jahr 1995 selbst. Dieser Vouvray ist goldgelb mit bräunlichem Einschlag und leicht grünlichen Reflexen im Glas. In der Nase sind Nougat und Haselnuss. Die zweite Nase bringt getrocknetes Stroh hinzu. Im Mund zeigt sich dieser Vouvray der Domaine du Viking noch süß. Trotz der dickflüssigen Textur könnte er aber auch als halbtrocken gelten.
Eine dezente Säure lässt diesen Wein frisch erscheinen. In den weichen Nachhall hinein sind ansteigende Firne wahrzunehmen. Diese sind bei dem Cuvee Aurelie 1995 jedoch sehr gut in das Gesamtbild eingebunden. Erst ganz weit hinten entsteht ein leichter Biss. Wenn sich dieser Vouvray etwas öffnet, kann man auch etwas Tabak, Vanille und Dörrobst riechen. Am Gaumen tritt feines Marzipan hinzu, was dezent in den Nachhall geht. Genialer Wein.
Domaine du Viking Cuvee Aurelie Vouvray 1995
Frankreich – Loire – Vouvray
Erzeuger: Domaine du Viking
Inhalt: 0,75
Alkohol: 12%
Jahrgang: 1995
Einkaufspreis: keine Angaben
Verschluss: Naturkorken
Quelle: privat
Wenn ich jetzt behaupte, dass Vouvray immer geht, ist das natürlich nicht wahr. Aber ich bin auch ein großer Fan der trockenen, halbtrockenen und edelsüßen Chenins. Okay, es ist zwar keine besondere Sensation, aber ich finde immer noch, dass die Domaine Huet in allen Bereichen (plus Schaumwein) ganz oben steht. Als ich letztes Jahr dort war, fand ich die Weine fast zu harmonisch, aber bitteschön, das ist halt große Könnerschaft.
Hi Matze,
beim Schaumwein kann es auch kritisch werden. Hatte letztens einen “Brut extreme” im Glas. Richtig trocken ausgebaut ist das beim Chenin Blanc eine komplizierte Sache. Und wenn der Schaumwein dann fruchtig-restsüß ist, kann er zwar solo sehr gut schmecken, doch wie baut man das in ein Menü ein?
Die Domaine Huet werde ich mir für zukünftige Verkostungen mal reservieren.
Viele Grüße
Thomas
Huet macht als Schaumwein einen “Vouvray Pétillant”, mit dem war ich beim ersten Mal gar nicht einverstanden: sehr trocken, etwas brotig, wenig Perlage, ein Wein der fallenden Blätter, mein Vorschlag: Anfang Oktober zu genießen. Im Nachhinein hab ich mich etwas geschämt, weil es wirklich uralte Tradition dort ist…
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