In der Vergangenheit habe ich häufig Weine verkostet, die noch weit im Handel verbreitet sind. Ich halte eigentlich wenig davon hier Weine vorzustellen, die man nicht nachkaufen kann oder die einfach nur einer elitären Oberschicht vorbehalten sind. Wein soll Kommunikation ermöglichen. Gleichzeitig habe ich natürlich auch eine gewisse Verkostungserfahrung von etwas außergewöhnlicheren Sachen. Dazu zählt auch dieser Spätburgunder S aus dem Jahr 2000 vom Weingut Dr. Bürklin-Wolf. Die Einschätzungen über den Zustand dieses Weins vor einer Verkostung könnten widersprüchlich sein. Ich würde sogar behaupten, dass eine treffsichere Aussage über die Lagerfähigkeit dieses Wein nicht sehr verbreitet ist. Ich hatte jedenfalls auch etwas Befürchtungen vor dem Kauf.
Aber der Weinberater meines Vertrauens konnte mich beruhigen. Auch wenn ich mit einer fast vollen fehlerhaften Flasche zurück käme, wäre mir eine Erstattung gewiss. Das will ich aber eindeutig nicht. Der Preis war ohnehin verlockend: 13 Euro. Es gibt Händler, die andere und jüngere Jahrgänge dieses Weins für fast das Doppelte verkaufen (wollen). Es handelt sich schließlich um einen Spätburgunder der S-Klasse. Das S steht für Selektion. Diese Kategorie ist zwar nicht gesetzlich oder verbandlich geschützt oder festgeschrieben. Man kann jedoch bei namenhaften Betrieben – wie Dr. Bürklin-Wolf – davon ausgehen, dass es sich um eine Wein aus dem besten Lesegut aus Handlese mit schonender und sehr aufmerksamer Bearbeitung und Ausbau handelt.
Doch zur Verkostung: Schon das Öffnen des Weins ist ein Erlebnis. Nach dem Entfernen der Kapsel hatte ich etwas Angst. Da waren von oben am Rand des Korkens Spuren von Flüssigkeit erkennbar. Nach dem entkorken zeigt sich jedoch, dass der Korken erst mit weniger als einem Millimeter aufgebraucht ist. Nachdem er trocken ist, glitzert er leicht. Dies verweist auf etwas Weinstein. Im Glas ist der Spätburgunder von Dr. Bürklin-Wolf hell wie ein Portugieser Weissherbst. Jedoch ist die Farbe weder Orange, noch Rot, sondern Braun. In der Nase und am Gaumen zeigt sich ganz harmonisch feuchter Tabak. So stelle ich mir Kautabak vor. Leder und dunkle Schokolade sind auch zu schmecken. Es sind im Hintergrund schöne und harmonische Reifetöne zu wahrzunehmen. Ein genialer Spätburgunder. Was bringt dieser Wein nur für eine Länge in den Mund.
Was lernt man aus diesem Wein? Es gab schon vor Jahren wirklich geniale deutsche Rotweine. Die ganzen Geschichten von “Deutschland jetzt auch Rotwein-Land” sind also ziemlicher Unsinn. Zudem gibt es deutsche Rotweine mit erheblichem Lager- und Reifepotenzial. Dies ist mit acht Jahren auch nicht erschöpft. Zudem bewährt sich die klassische Rebsorte Spätburgunder. Dabei mag sich bestimmt so mancher Weintrinker (und vor allem diejenigen, die nicht als Weinkenner gelten) von der hell-braunen Farbe abstoßen lassen. Doch dies ist nur ein optischer Eindruck. Wieso sollen den hochwertige und geniale Rotwein dunkel sein. Eine solche Vorgabe aufzustellen oder so ein Vorurteil aufrecht zu halten, ist doch Unsinn. Der Händler hat noch drei weiter Flaschen von diesem Wein. Soll ich alle nehmen oder nur eine und diese in ca. 2 Jahren noch mal verkosten?
Dr. Bürklin-Wolf Estate Spätburgunder >S< Pfalz Erzeuger: Weingut Dr. Bürklin-Wolf A.P.Nr: 5 142 043 01 02 Inhalt: 0,75 Alkohol: 13,5% Jahrgang: 2000 Einkaufspreis: 13 € Verschluss: Naturkorken Quelle: Fachhandel