Für mich gehört seit Jahren das Weingut Dr. Crusius zur Riesling-Spitze der Nahe. Nicht selten stehen die Rieslinge bei einigen Autoren etwas zu sehr in Schatten anderer Erzeuger der Nahe. Das Weingut Dr. Crusius scheint eher noch ein Geheimtipp jedoch mit Fangemeinde zu sein. Bei dem Großen Gewächs ist dieses Weingut für mich in den letzten Jahren ganz weit oben in der Region Nahe. Ich schätze in dieser Kategorie, dass man auf Extravaganzen des Weinguts verzichtet und sich vielmehr bemüht die Charakteristik der Lage herauszuarbeiten.
Nun habe ich zwei Rieslinge von Dr. Crusius vor mir stehen. Da ist zum einen der „Sonnenfels“. Dieser Wein wird aus zugekauften Trauben erzeugt. Die Gutsabfüllung heißt „Rhyolith“. Keine Panik, aber eine gesunde Skepsis ist angebracht, wenn VDP-Weingüter als Abfüller tätig werden. Ich hatte jedenfalls in der Vergangenheit einige schlechte Erfahrungen mit solchen Weinen. Ein Kellermeister sagte zu mir einmal dazu: „das Zeug macht einen nicht blind. Toll ist es aber nicht“. Und meistens ist es leider auch so.
Besonders schade finde ich es, wenn Weine mit einer Bezeichnung die in der Vergangenheit für Gutsabfüllungen verwendet wurden, plötzlich aus zugekauften Trauben bestehen. Ärgerlich wird es dann sogar, wenn diese Weine dann auch nicht mehr schmecken. Weinfans, die sich für den Flascheninhalt interessieren und nicht für eine Marke, können sich von einigen Weingütern bei solchen Geschichten auf den Arm genommen fühlen. Unter den Weinfreaks spricht sich herum, welches Weingut in solchen Dingen Mist macht. Letztendlich wird sich Qualität durchsetzen; nicht der schnelle Rubel.
Doch hier sollte es um die Rieslinge vom Weingut Dr. Crusius gehen. Dieses hat mit den „Sonnenfels“ Riesling trocken tatsächlich etwas preiswertes und gutes in die Flasche bekommen. Er zeigt sich hell im Glas. In der Nase sind beim Sonnenfels reife Gelbe Früchte. Es wird Schmelz versprochen. Der Gaumen bei diesem Wein von Dr. Crusius ist füllig. Die Säure ist packend bis enervierend. Das gehört so in einen Riesling. Volle Frucht mit etwas Nussigkeit geht in die schöne Länge. Der „Sonnenfels“ zusammengefasst: Vollfruchtig und trocken packende Säure. So macht das Spaß. Dieser Riesling zeigt zudem, dass ein Wein aus zugekauften Trauben nicht schlecht sein muss.
Der Rhyolith meint das an der Nahe zu findende Vulkangestein. Es enthält unter anderem Quarz, Plagioklas und Alkalifeldspat. Der Riesling ist sehr hell mit leicht grünen Reflexen im Glas. Im Riesling Rhyolith ist die Nase gar nicht einmal so unähnlich. Neben dem Pfirsich in ist etwas verspielte Lychie. Die besonders die zweite Nase zeigt Heidekräuter. Der Gaumen ist voller mit markanter Säure. Nun kommt der Kräuterton gut zum tragen. Guter Riesling. Im Vergleich hat der „Sonnenfels“ gegenüber dem Rhyolith ein besseres Verhältnis von Preis und Genuss.
Es ist erstaunlich. Für diese Rieslinge von Dr. Crusius habe ich im Handel kaum mehr als 10 Euro bezahlt. Beide sind wirklich Spitze. Der „Sonnenfels“ ist recht leicht zugänglich. Der Rhyolith versteckt sich etwas. Sein Reiz ist die Komplexität und Eigenwilligkeit. Kein Riesling für die Masse. Eher etwas für die Fans der Nahe. Ich bin jedenfalls begeistert und froh, dass es Weingüter mit Intention bzw. Ausdruck gibt. Gefälligkeiten gibt es in dieser Weinwelt viel zu häufig. Und Dr. Crusius zeigt, dass extrem hohe Qualität in der Spitze nicht Beliebigkeit in der Basis bedeuten muss.
Dr. Crusius Riesling Sonnenfels trocken
Nahe
Abfüller: Dr. Peter Crusius
A.P.Nr: 7 775 009 41 12
Inhalt: 0,75
Alkohol: 12,5 %
Jahrgang: 2011
Einkaufspreis: 8 €
Verschluss: Naturkorken
Quelle: Fachhandel
Weingut Dr. Crusius Riesling Rhyolith trocken
Nahe
Erzeuger: Weingut Dr. Crusius
A.P.Nr: 7 775 009 28 12
Inhalt: 0,75
Alkohol: 13 %
Jahrgang: 2011
Einkaufspreis: 11 €
Verschluss: Naturkorken
Quelle: Fachhandel