Hier sind drei Flaschen aus verschiedenen Gebieten des Bordeaux und aus unterschiedlichen Jahrgängen versammelt. Bei der Verkostung in kleiner Runde kann man sich der Alterung und regionalen Differenzen in Bordeaux vergewissern. Der Chateau Rocher Lideyre aus der Appellation Cotes de Castillon ist vollkommen ausgelagert, sehr harmonisch und besitzt wenig Säure. Er stammt aus dem Jahr 2002. Sein Preis beträgt knapp 8 Euro. Ganz anders verhält es sich mit dem Chateau Gessan aus Saint Emilion. Hier ist ein robustes Säurekostüm vorhanden. Die Farbe ist dermaßen intensiv, dass selbst eine kleine Pfütze im Glas die weiße Tischdecke nicht durchschimmern lässt. Er passt mit der Intensität und den Aromen von Zimt und Nelken perfekt im die Weihnachtszeit. Der Preis des Chateau Gessan aus dem Jahre 2004 liegt im Einstiegsbereich für lohnenswerten Wein aus Saint Emilion (12 Euro).
Als dritter Wein steht der Chateau La Commanderie auf dem Tisch. Er macht mit dem Jahrgang 2005 einen etwas unfertigen Eindruck. Die Säure ist wuchtig. Dadurch erscheint dieser Wein aus Saint-Estephe aus etwas einfach; was er bestimmt nicht ist. Gerade der harmonisch lange Nachhall mit vanilligen Tönen zeugt davon. Der Chateau La Commanderie schlägt mit 14 Euro zu buche. Ich bewundere jeden, der bei so einem noch sehr jungen Wein eine verlässliche Aussage über Qualität und Potenzial treffen kann. Die kleine Probe war sehr spannend, da gerade die Vielfältigkeit dessen, was häufig plump unter Bordeaux subsumiert wird, erkennbar wurde.
Die Weine und ihre Reihenfolge in der Verkostung:
Chateau Rocher Lideyre, Cotes de Castillon, 2002, 8 Euro
Chateau Gessan, Saint Emilion, 2004, 12 Euro
Chateau La Commanderie, Saint-Estephe, 2005, 14 Euro