Wenn man etwas über den zukünftigen Stellenwert von Blogs erfahren möchte, lohnt sich ein Blick über den Großen Teich. Dort fand zum Jahreswechsel eine Umfrage über die Nutzung von Blogs unter 178 Journalisten aus Nordamerika statt. Dabei sind für mehr als dreiviertel der Journalisten Blogs sehr nutzvoll zur Themenanregung und um einen Einblick in Debatten oder Diskussionen zu bekommen. Fast 60% lesen Blogs zwei bis drei mal in der Woche. Mehr als 20% der Journalisten lesen sogar jeden Tag mehr als eine Stunde in verschiedenen Blogs. Überraschend ist auch, dass es nur sehr wenige Journalisten in Nordamerika gibt die kaum Blogs lesen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass es weniger als 10% sind.
Bloggende Journalisten sind in den USA auch keine Ausnahme mehr. 27% schreiben selbst in Blogs. 5,7% der nordamerikanischen Journalisten betreiben sogar einen eigenen Blog. Zugleich arbeiten sehr viele Journalisten im traditionellen Printbereich. 60% der Journalisten gaben an für Zeitungen zu arbeiten. 21% arbeiten für Print-Magazine und 12% für Blogs (Mehrfachnennungen möglich). Blogs können damit als etablierte Medien angesehen werden. Eine Polarisierung zwischen Bloggern und Journalisten – wie sie in deutschen Printmedien oder Blogs immer noch zu finden ist – ist damit nicht mehr haltbar.
Mehr als 70% der befragten Journalisten gaben an eine Liste von regelmäßig gelesenen Blogs zu besitzen. Für den überwiegenden Teil sind auf dieser ein bis fünf Blogs vorhanden. Jedoch fast 15% der Journalisten lesen 6 bis 10 Blogs regelmäßig (mindestens ein mal in der Woche). Als meist genutzte Suche in Blogs schneidet mit über 52% Blog-search vo google ab. Technorati liegt mit nur 8% auf Platz 2.
Folgende Eigenschaften von Blogs wurden durch die Journalisten als besonders positiv betrachtet:
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Geschwindigkeit der Nachrichten (74%)
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Verfügbarkeit der Nachrichten (69%)
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Niveau der Diskussion (62%)
Sicherlich sind diese Ergebnisse nur bedingt auf Deutschland übertragbar. So besitzt die USA beispielsweise kein differenziertes öffentlich-rechtliches Rundfunksystem. Auch deren Online-Angebote fehlen. Zugleich ist eine wesentliche Stärke, dass Englisch eine Weltsprache ist. Gleichzeitig kann man aber erkennen, dass eine Entwicklung auch in Deutschland in eine verstärkte Nutzung von Blogs durch Journalisten stattfindet. Am ehesten übertragbar können diese Entwicklungen auf themenspezifische Fachblogs gesehen werden bei denen keine öffentlich-rechtliche Konkurrenz vorhanden ist.