Von dieser Veranstaltung auf dem VinoCamp müssen wir noch berichten. In so genannten „Sozialen Weinproben“ wurde von 17 Teilnehmern eine Reihe von Weinen verkostet. Wir hatten uns ganz dem Thema Exoten verpflichtet (hier die Ankündigung). Und es war erstaunlich, welche Weine da zusammengetragen wurden. Bei einigen dieser Länder war mir nicht klar, dass dort überhaupt Weinbau existiert. Bei Indien oder China weiß man das schon, hat aber selten die Gelegenheit so etwas zu probieren.
Wir halten uns nicht lange mit der Vorrede auf, sondern starten mit der Verkostung. Ein kleines Problem verkehrte sich bei dieser Exotenprobe in sein Gegenteil. Ursprünglich dachte jeder, es würden zu wenige Weine da sein. Deswegen haben viele Teilnehmer gleich zwei oder drei Flaschen mitgebracht. Das Überangebot aus fast allen Kontinenten umfasste Weine aus Brasilien, China, Dänemark, Griechenland, Indien, Israel, Slowenien, Tansania …
Denn bei dieser Weinreise um die Erde konnte man viele unterschiedliche Dinge erleben. Unsere Reise begann gebührlich mit einem Schaumwein aus Brasilien. Es handelte sich um den Arte aus dem Hause Casa Valduga. Dies ist eine klassische Flaschengärung. Der Brut überzeugte schon mit seiner feinen und lang anhaltenden Perlage. Die Nase des Casa Valduga Arte war hefig geprägt mit Anflügen von Kräutern. Am Gaumen bestach dieser Schaumwein mit einer erfrischenden Fruchtigkeit. Das war schon mal ein sehr schöner Auftakt dieser Exotenprobe. Noch hat sich nicht sehr weit herumgesprochen, dass exzellente Schaumweine auch aus Brasilien kommen können.
Es ging weiter auf einem anderen Kontinent. Die nächsten drei Weißweine kamen aus Slowenien. Sie stammten vom Weingut puklavec&friends. Als erstes probierten wir aus der slowenischen Steiermark den Sauvignon Blanc mit Pinot Grigio. Dieser ist angenehm frischfruchtig in der Nase. Der Gaumen ist ebenso frisch. Hier spielt der Sauvignon mit seiner typischen Aromatik. Der zweite Wein von puklavec&friends bestand aus der Rebsorte Welschriesling. Er begeisterte nicht ganz so sehr wie die beiden anderen Weißweine von Puklavec. Das lag daran, dass es schon recht warm war und der sehr typische Welschriesling mit seinen leicht brotigen und nussigen Tönen nicht ganz in die Situation passte.
Als dritten Wein von puklavec&friends gab es einen reinrebsortigen Furmint. Er stammt aus der Exklusiv-Linie von Puklavec mit dem Namen Gomila. Damit versucht man gezielt den Fachhandel und die Gastronomie anzusprechen. Furmint klingt erst einmal recht unbekannt. Hinter ihr verbirgt sich jedoch die Rebsorte, die im Tokajer verwendet wird. Und dieser Weißwein von Gomila bestach in der Probe auch durch seine exotische Fruchtigkeit. Bei der hohen Qualität dieser drei Weißweine aus Slowenien überrascht letztendlich positiv der Preis. Diese Weine sind derzeit viel zu günstig auf dem deutschen Markt zu bekommen.
Wir blieben erst einmal in Europa. Aus Griechenland starteten zwei Weißweine. Sie stammten beide von der Domaine Papagiannakos. Beide waren zudem aus der Rebsorte Savatiano. Der einfachere Savatiano in der länglichen Flasche ist ein eher leichter und frischer Wein mit wenig Säure. Dafür ist diese Rebsorte bekannt. Der zweite Wein aus Griechenland mit dem Namen Savatiano Vareli von der Domaine Papagiannakos kommt in einer Burgunderflasche auf den Tisch. Er ist im neuen Barrique ausgebaut. Das merkt man ihm in seiner prägnanten und buttrigen Reife auch an. Besonders der zweite Weißwein aus Griechenland erinnerte mich an lange in Fass ausgebauten Chardonnay aus dem Burgund. Beide Weißweine zeigen, dass die Rebsorte Savatiano nicht nur für den Retsina taugt.
Die Niederlande waren mit einem Riesling und einem Solaris angetreten. Der Solaris fiel leider aus. Der Riesling von Apostelhoeve des Jahrgangs 2010 sorgte hingegen für positive Überraschungen. Es wurde noch etwas über die Tomaten- und Blumenproduktion geredet, aber eigentlich war der frische Riesling mit seinem dezenten Aprikostenaroma wie aus einer anderen Welt. Die sympathische Cordula Eich brachte diese Weine mit und zeigte damit, dass sie sich nicht nur für Discounter-Weine engagiert.
Die Rotweine starteten mit einem Ruby aus Tansania. Der war eindrücklich seltsam mit kräftigem Kaffee in der Nase. An den Gaumen brachte dieser Rotwein aus Tansania eine extravagante Säure. Jetzt wissen einige Leute mehr, dass es dort zwei Lesen im Jahr gibt. Ob diese jedoch ein Gewinn für die Welt sind, ist fraglich. Im Bezug auf die Außergewöhnlichkeit spielt dieser Wein jedoch ganz oben mit.
Wenig später gab es einen Pinot aus Argentienien. Zu dem habe ich mir nicht viel notiert. Kurz danach kreiste eine Flasche aus Jordanien die Runde. Er brachte eine fulminante Minze in die Nase. Der Gaumeneindruck dieses Rotweins aus Jordanien war enorm trocken. Das Tempo der Verkostung zog recht stark an. Als nächstes wurde Ein Rotwein von den Golanhöhen (?) in Israel eingeschenkt. Alle Weine von Dalton sind natürlich Kosher. Dieser brachte eine duftige Kirsche in die Nase. In der zweiten Nase war Mocka.
Einen kleinen Zwischenstopp auf unserer Reise um die Weinwelt machten wir bei Stephan Graf von Neipperg in Bulgarien. Dort erzeugt er den Rotwein Enira. Er besteht in Fassreife aus den Rebsorten Merlot, Cabernet und Syrah. Mir gefiel dieses Blend. Der anschließene Aufenthalt in Indien war für mich so kurz, dass ich leider gar keine Notizen gemacht habe. Aber Simon Lauinger hat seine Notizen nachgereicht: Farblich sehr dunkles Rot mit bräunlicher Verfärbung. “Die Nase war sehr rauchig, Tabak, bisschen ledrig. Im Geschmack extrem dicht, gewisse Restsüße, mit einer kräfigen Tanninstruktur – so wie man sich bei tropischem Wein auch durchaus vorstellen kann.” Weiter ging es nach Dänemark. Aus diesem eher kühlen Land probierten wir einen Rotwein der Rebsorten Rondo und Bolero. Die gelten als PIWI, sind also besonders widerstandsfähig gegen Pilzkrankheiten. Das schmeckte eigentlich ganz gut. Und blind würde ich diesen Wein niemals nach Dänemark verorten.
Eine größere Station machten wir dann in Rumänien. Das Weingut heißt Wine Princess. Von diesem gab es den derzeitig aktuellen Cabernet Sauvignon aus 2003 und den 2008er Cadarca. Beide stammen aus der in Rumänien sehr angesehenen Region Minis Vineyard. Die Rebsorte Cadarca hat dort auch ihren Ursprung. Meine waren das nicht wirklich. Aber der Direttore schwärmt hier über den Cabernet gleich für mich mit.
Abgeschlossen haben wir die Probe mit einem Eiswein aus China. Bei Eiswein denkt man eigentlich häufig an die deutschen Weinbaugebiete. Thematisch bewanderte Weinkenner wissen, dass jedoch mengenmäßig Kanada der größte Eisweinerzeuger der Welt war. China hat das nordamerikanische Land evtl. in den vergangenen Jahren schon abgelöst. Jedenfalls ist Changyu wahrscheinlich inzwischen der größte Erzeuger von Eiswein auf dieser Erde. Wie in Kanada wird bei Changyu die Rebsorte Vidal verwendet.
Die Eisweine von Changyu werden in drei verschiedene Qualitäten erzeugt. Beim höchstwertigen Süßwein wird nur der Saft verwendet, der ohne Druck aus der Traube fließt. In der Probe war der Wein, der auch in Deutschland vertrieben wird. Das war ein Bonbon zum Abschied, auch wenn nicht alle arg strapazierten Geschmacksnerven das in dieser Verkostung so sahen. Es wird sehr interessant sein, wie sich diese Eisweine bei Alterung präsentieren werden.
Rückblickend nach dieser Exotenprobe beschäftigen mich einige Fragen: Wie sollen diese sozialen Weinproben stattfinden? Vollkommen durchgeplant? Jeder bekommt vorher eine Liste der Weine und alle sind sortiert? Wie viel Raum soll für Spontaneität und den gemeinsamen Miteinander bei der Gestaltung einer solchen Weinprobe vorhanden sein? Ich jedenfalls finde Proben, bei denen ein Alleinunterhalter das Programm gestaltet meistens ziemlich langweilig.
Wir können in diesem Artikel nicht alle Weine und erzeugenden Weingüter umfangreich beschreiben. Es ist nur möglich einige herausgreifen und in der Beschreibung Schwerpunkte zu setzen. Ich bitte die anderen Teilnehmer der Verkostung ihre Eindrücke per Kommentar zu ergänzen. Verzeihung auch, wenn ich einen Wein vergessen habe.
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