Die Stände der Winzer aus Franken auf der GutsWein waren sehr gut besucht. Trotzdem wurde sehr aufmerksam und zuvorkommend auch auf die hinteren Reihen eingegangen. Das Bild der weißen Großen Gewächse aus Franken war jedoch gemischt. Bei den Silvanern und Rieslingen gab es etwas viel zu viele Kraftprotze. Besonders die von mir verkosteten Silvaner schnitten vor allem aus diesem Grund nicht ganz so gut ab. Das ist um so mehr Schade, als dass Franken das Anbaugebiet für guten Silvaner schlechthin ist und ich auf diesen Seiten auch schon viele sehr positiv vorstellen konnte. Es gab aber reichlich sehr positive Große Gewächse bei denen viel Spass in der Flasche ist.
Der Riesling Innere Leiste vom Weingut am Stein Ludwig Knoll überzeugt mit ihrer geschmacklichen Ausgewogenheit. Weit hinten macht eine kräftigere Säure Druck. Dieses Große Gewächs bringt einen schönen Gaumeneindruck.
Das Große Gewächs Johannisberg „Rothlauf“ vom Weingut Bickel-Stumpf erzeugt einen hervorragenden Geschmack, der mich an ein schwarzes Johannisbeerbonbon erinnert. Die Säure ist bei diesem Riesling perfekt eingebunden.
Das Bürgerspital zeigte mit seinen beiden Großen-Gewächs-Rieslingen welche geschmackliche Bandbreite innerhalb eines Weinguts in dieser Kategorie möglich ist. Der Stein „Hagemann“ kam mir etwas holzig vor. Hinten war eine schöne Aprikose zu schmecken. Der enorm lange Nachhall brachte einige weiche und vanillige Noten. Der Teufelskeller Riesling Großes Gewächs zeigte einen komplett anderen Stil und überzeugte mich.
Der Lump Riesling Großes Gewächs vom Weingut Horst Sauer kommt sehr pointiert in Frucht und Säure daher. Diese finden im Nachhall perfekt zusammen. Beim zweiten Schluck der Kontrast nicht mehr so stark. Es ist jedoch gerade dieser sehr angenehme und lange Nachhall, der diesem Riesling für mich zum Besten Großen Gewächs aus Franken aus dem Jahr 2007 werden lässt. Es handelt sich um enorme Länge, die entsteht ohne dass der Riesling im ersten Eindruck überladen wirkt.
Apropos Silvaner, von denen ich ähnlich enttäuscht war, aber das hab’ ich ja anderswo schon thematisiert: konntest Du die ‘Steinbach’-Exemplare von Schloß Sommerhausen probieren, die stachen auch aufgrund ihrer sehr eigenständigen, dunkelwürzigen Stilistik aus dem Meer der vielen beliebigen Silvaner heraus. Durchgängig enttäuscht war ich von den großen Drei aus Würzburg.
Hi Pivu,
dein Text zum Silvaner ist durchaus sehr interessant. Ich finde es für mich auch sehr beruhigend, dass ich mit meiner Auffassung nicht ganz alleine dastehe. Ich frage mich auch irgendwie ob das Konzept des Großen Gewächses hier Grenzen hat.
Was ich bei Dir nicht ganz nachvollziehen kann, ist die Rolle mit dem Holz. Aber da fehlt mir die Verkostungserfahrung in diesem Bereich. Demnach muss ich das erst mal so blind glauben.
Was mich bei der GutsWein, bzw. den Notizen anderer Autoren gestört hat, ist, dass einige mit Ihrer Punkt-Lotterie einfach blind über die völlig überladenen Silvaner herübergegangen sind. Alles im Bereich einer Gaußschen Normalverteilung. Ich bin ohnehin gerade dabei eine kleine Punkteauswertung zu schreiben. Mal schauen, ob es Kumulationen gibt oder welche Aussagekraft sich aus den Punktlisten ergibt.
Da könnte man mir nun vorwerfen, ich würde Silvaner nicht mögen. Das ist jedoch vollkommen unrichtig. Das Gegenteil ist der Fall. Und ich habe schon viele Silvaner hier vorgestellt. Nur scheint mir die Qualitätspyramiede des VDP fast schon auf dem Kopf zu stehen.
Viele Grüße
Thomas
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