Vor einigen Tagen war ich auf einer Vouvray-Verkostung. Da gab einen Mikrokosmos von diesen Weinen aus Chenin Blanc in 38-facher Ausführung. Die Vorauswahl stammt von Jörg Sievers, der sich an der Loire nach geschmacklich und preislich marktgerechten Weinen umsah. Daraus möchte ich nun die vier Insider-Tipps aus Vouvray vorstellen, die mir am besten gefallen haben. Das ist aber kein Lotto alá 4 aus 38. Nein, es war eine vergnügliche Arbeit. Im folgenden gibt es also einen trockenen, einen halbtrockenen und zwei süße Insider-Tipps aus Vouvray.
Wie gewöhnlich bei Weinverkostungen, will ich hier mit der Beschreibung des trockenen Vouvray beginnen. Der Wein stammt aus dem Jahr 2008 und von der Domaine Boutet Saulnier. Junge und wenig restsüße Vouvray sind häufig von eher blasser Falbe. So auch dieser trockene von der Domaine Boutet Saulnier. Die frische Nase erinnert eher an einen Sauvignon Blanc als an einen Chenin Blanc. Der fruchtige Gaumen zeigt eine runde Mirabelle mit etwas Aprikose. Der Nachhall beim Vouvray der Domaine Boutet Saulnier ist saftig lang.
Der Name des Weinguts Domaine le Capitaine hat nichts mit einer Seefahrervergangenheit zu tun. Vielmehr heißt der Besitzer ganz schlicht Capitaine mit Familliennamen. Der Wein ist halbtrocken und stammt aus dem Jahr 2008. Der Käpt’n hatte auch den 2007er eingestellt, der mir jedoch nicht ganz so gut gefallen hat. Doch zurück – oder nach vorne; jenachdem – zum 2008er Domaine le Capitaine. Dieser zeigt sich in einem kräftigen Gelb im Glas. In der Nase sind reife Südfrüchte festzustellen. Auch am Gaumen präsentiert sich diese Fruchtigkeit. Der Domaine le Capitaine aus 2008 ist durch seine Gradlinigkeit eine sichere Bank (ohne Sand- davor). Im Nachhall entsteht hingegen etwas Spannung, die diesem Wein gut steht.
Ich sollte hier auch noch erwähnen, dass diese Weine aus Vouvray meines Wissens nach keinen Vertrieb in Deutschland haben. Zudem sind sie ab Weingut günstig zu erstehen und bei üblicher Kalkulation könnten sie (abgesehen von den Süßweinen) bei unter 10 Euro in den Handel gebracht werden. Die beiden bislang vorgestellten Vouvray – ob trocken oder halbtrocken – sind ab Weingut an der Loire für Netto 3,50 bzw. 3,40 Euro zu beziehen.
Kommen wir nun zu den Süßweinen. Alle fünf zur Verkostung eingestellten süße Vouvray überzeugten mich. Trotzdem möchte ich zwei besonders empfehlenswerte Weine herausgreifen. Zum einen ist da von der Domaine Clos de Nouys das Cuvee des Grains Dores aus dem Jahr 2005. Er schimmert im Glas goldig. In der Nase ist zuckersüßer Honig mit floralen Anklängen zu bemerken. Am Gaumen verbreitet sich Toffee. Diese Richtung nach Sahnebonbons findet man häufiger im Vouvray. Die Lange des Cuvee des Grains Dores von der Domaine Clos de Nouys überzeugt. Sein angegebener Preis dürfte jedoch nicht ganz so freudig stimmen.
Doch weiter mit einem süßen Vouvray-Schnäppchen. Gut kalkuliert dürfte man diesen noch für unter 15 Euro an Endverbraucher abtreten können. Es handelt sich um das Cuvee Simone Mignot von der Maison Darragon. Die Nase ist frisch und stachelbeerig geprägt. Am Gaumen ist des Cuvee Simone Mignot etwas bonbonig. Wesentlich wichtiger steht eine harmonische Pink-Grapefruit im geschmacklichen Zentrum. Dieser noch junge Süßwein aus 2008 kommt jedoch kaum süß vor. Von der Länge des angenehmen Nachhalls möchte ich gar nicht anfangen zu schreiben.
Es dürfte sehr interessant sein, das Cuvee Simone Mignot von der Maison Darragon in seiner Alterung über mehrere Jahre zu verfolgen. Die Lagerfähigkeit ist mit 30 Jahren angegeben. Sehr schön hierbei ist, dass die letzten beiden Spitzenjahrgänge im Vouvray (2005 und 2008) sich blind in dieser Auswahl widerspiegeln.
Hier noch einmal die Übersicht der Insider-Tipps aus Vouvray:
2008 Domaine Boutet Saulnier
2008 Domaine le Capitaine, Cuvee Adrien
2005 Domaine Clos de Nouys, Cuvee des Grains Dores
2008 Maison Darragon, Cuvee Simone Mignot
Teil I: Vielfalt aus Vouvray
Teil II: Insider-Tipps Vouvray
Teil III: “Vouvray kann scharf”, kann Fisch, kann Fleisch…