Jetzt wird der inzwischen bekannt gewordene Grand Marrenon verkostet. Das Rhone-Tal bringt historisch klingende Namen für rote Weine hervor: In Norden kennt und schätzt man Cornas, Cote Rotie und Hermitage, im Süden stellt Chateauneuf-du-Pape – zumindest in Bekanntheit gepaart mit gutem Ruf – fast alles in den Schatten. Doch wer kennt und denkt an Luberon? Das liegt südlich der sehr bekannten und klingenden Namen. Mein genereller Tipp hier ist es bei Weinen mal nach Qualitätsspitzen aus den unbekannteren oder zumindest nicht so namenhaften Bereichen zu schauen. Nicht selten findet man hervorragende und zugleich bei hoher Qualität erschwingliche Weine.
Syrah und Grenache aus Luberon
Bleiben wir im Luberon und den typischen Rhone-Rebsorten Syrah und Grenache. Der Erzeuger dieses Weins mit dem Namen Marrenon ist eine recht große Genossenschaft. 1.200 Winzer sind auf insgesamt 7.600 Hektar aktiv. Gigantisch, weil das ist etwas weniger als die ganze Fläche des Weinbaus an der Mosel und etwas mehr als der Weinregion Franken. Man könnte sich bei Marrenon also einen kleinen Hofstaat oder zumindest eine eigene Weinkönigin zulegen. Aber nein, man ist ja in Frankreich: Da war ja mal etwas mit einer Revolution und dem Ende einiger Adliger auf der Guillotine.
Zurück zum Grand Marrenon: Die Größe des Erzeugers hat nichts mit der Größe der Weine zu tun. In Deutschland denkt man immer genau anders herum. Große Weinerzeuger = viele kleine Weine. Auf hiesige Produkte trifft das dann auch leider zu häufig zu. Ganz anders in Frankreich. Die Weinkultur, das Weinbusiness und so auch qualitätserzeugende Betriebsgrößen sind in beiden Ländern doch recht unterschiedlich. Es wäre mal spannend zu erleben, wenn solche Erzeuger wie Marrenon, Ogier oder Chapoutier (um nur einige Größen von der Rhone zu nennen) versuchten in einem deutschen Weinbaugebiet massenhaft Qualität zu erzeugen.
Grand Marrenon verkostet
Der Grand Marrenon ist einer der Qualitätsspitzen dieses Erzeugers. Im Glas zeigt such der Jahrgang 2012 in einem dunklen Rubinrot. In der Nase ist ein fruchtiges Aroma mit vollreifen dunklen Waldbeeren. Schwarzkirschen mit dezenter Kräutrigkeit mit Anklängen von Lorbeerblättern kann man mit der zweiten Nase riechen. Ausgewogen ist dieser rote Luberon mit etwas Vanille am Gaumen. Am Gaumen erscheint beim Grand Marrenon eine runde und harmonisch volle Frucht. Die Säure ist dezent. Die Länge macht Spass. Ein großartiger Wein aus dem (noch) unterschätzten Luberon. Der Preis für eine 0,75l-Flasche liegt bei ca. 10 bis 11 Euro. Eine Kaufempfehlung!