Kürzlich erschien das Buch “Lust auf Rotwein” von Jonathan Ray. Dieses versteht sich als Einführung in das Thema Wein. Es richtet sich an eher unerfahrene Leser. Auf Seite 7 versucht der Autor mit der Aussage, dass „Wein nichts anderes als vergorener Traubensaft“ ist, die Hemmungen zu nehmen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Viele Weinfreaks würden dieses Urteil bestreiten.
Gute Weine sind viel komplexer, als dass dies nur mit einem Gärprozess erklärt werden kann. Das Wort Terroir wird derzeit ja schon fasst inflationär gebraucht. Und auch die Gärung ist nicht einheitlich. Gleichzeitig hat der Autor sicherlich Recht, wenn er die Berührungsängste bei Wein-Newbies nehmen möchte. Die etwas leichtfertige und populäre Herangehensweise führt jedoch schon eine Seite später zu einem Fehler. Dort wird dann behauptet, dass Cabernet Sauvignon und Merlot australische Rebsorten seien. Es ist zwar richtig, dass beide im Land der Kängurus angebaut werden. Sie sind jedoch eher als internationale Rebsorten mit einem Ursprung in Frankreich zu bezeichnen.
Ungefähr die Hälfte des 64seitigen Buches nimmt ein Rebsortenlexikon ein. Dort kann man vieles über Tempranillo, Syrah, Zinfandel & Co. erfahren. Hier kristallisiert sich die etwas minimalistische Bearbeitung des englischsprachigen Originals als Problem heraus. So ist die Auswahl der 18 Rebsorten nicht ganz verständlich. Einige von ihnen werden kaum reinrebsortig abgefüllt und sind für den Einsteiger, der ja erstmal die Rebsortenangabe auf den Etiketten verstehen möchte, nicht so wichtig. Zudem wird mit der schlichten Übersetzung unterstellt, dass in jedem Land die Weine mit den selben Rebsorten häufig getrunken werden. So fehlt der deutsche Dornfelder vollständig. Auch die Rebsorten der hier beliebten roten Weine aus Österreich sind nicht vorhanden. Und der in Deutschland vor allem in Baden und an der Ahr angebaute Spätburgunder findet sich unter der französischen Bezeichnung Pinot Noir.
Trotz dieser kleinen Problematiken ist das Buch “Lust auf Rotwein” von Jonathan Ray den Einsteigern empfohlen. Enthalten sind neben der Darstellung von Rebsorten eine kleine Etikettenkunde, eine Darstellung von Flaschengrößen und -formen und ganz wichtig: Einige Tipps zur Kombination von Wein und Essen. Das Buch ist zudem ansprechend gestaltet, so dass tatsächlich Lust an dem komplexen Thema Wein geweckt wird.
Jonathan Ray: Lust auf Rotwein – Entdecken, auswählen, genießen, Übersetzt von Isabelle Fuchs, Fotos von Alan Williams, 64 Seiten, Format 14*14cm, Hölker Verlag, 2007, 8,95 Euro
Für Einsteiger – und eigentlich auch für Kenner – nicht zu empfehlen ist dagegen Piggotts “Wein spricht deutsch”:
http://gotorio.squarespace.com/start/2007/9/30/wein-spricht-deutsch-und-deutsch-ist-schwer.html
Über das neue Buch von Pigott streiten ja viele. Ich denke mir, dass die beabsichtigte Provokation ja wieder mal aufgegangen ist. Alle reden über das Buch (wenn auch häufig schlecht) und es wird glänzend verkauft. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es mir auch noch vornehmen soll. Da ist ja noch einiges anderes im Köcher: https://weinverkostungen.de/zur-frankfurter-buchmesse/
Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.