Marlene Duffy ist eine IHK-geprüfte Sommeliere mit den Stationen Bremen, Heidelberg, London, Sidney und jetzt Hamburg. Dort ensteht in ihrem Wohnzimmer der bahnbrechende und spannend gemachte Video-Blog mit dem Namen bottleplot. Diese Innovationsfreudigkeit wirft einige Fragen auf, die uns Marlene Duffy freundlicher Weise in einem Interview beantwortet.
Weinverkostungen.de: Wie bist du zum Video-Blog gekommen? Was ist Dein Motiv bottleplot zu machen?
Marlene Duffy: Mit meinem Wein-Vlog möchte ich Leute für meine große Leidenschaft – den Wein – begeistern. Wein ist in meinen Augen ein sehr trendiges und lebendiges Thema und genauso behandle ich es bei bottleplot. Zeit die dicke Staubschicht von den Flaschen zu pusten. Mit viel Spaß und Respekt knöpfe ich mir jede Flasche vor und berichte über Herkunft, Rebsorten und den Inhalt. Meine Inspiration ist natürlich Gary Vaynerchuk mit seinem KultVlog der Thundershow – denn er spricht mir aus dem Herzen.
wvkn: Vaynerchuk ist sicherlich ein bahnbrechender Video-Blog. Er ist aber auch deutlich amerikanisch geprägt im Umgang mit Wein. Nun hast du in deiner ersten Sendung mit einem alteuropäischen Wein aus einer Ersten Lage von Heymann-Löwenstein begonnen. Wie verhält es sich mit dem Spannungsverhältniss von sehr hochwertigem Wein und einer Verständlich- und Lebendigkeit von Formaten in Musiksendern? Oder anders gefragt: Erleben wir mit dem Internet eine neue Generation von Weinfans?
MD: Das Internet ist in der heutigen Zeit nicht nur eines der wichtigsten Informations-, sondern auch Kommunikationsmedien – es verbindet Menschen rund um den Erdball. Wein, auch ein sehr kommunikatives Mittel – denn er bringt Menschen in geselliger Runde zusammen- kann dort nicht wie z.B. im Fernsehen nur passiv wahrgenommen werden. Wir tauschen aktiv Meinungen aus, kommentieren und diskutieren – und bilden Weincommunities.
Oft wird das Thema Wein sehr konservativ behandelt, manchmal ohne eine gewisse Natürlichkeit und Leichtigkeit. Wenn ich bei bottleplot vom Wein berichte, ganz gleich ob hochwertig oder von einfacherer Qualität, möchte ich so sprechen, als würde ich mit meinen Freunden an einem Tisch sitzen – vielleicht ein wenig schneller, denn youtube gibt mir nur 10 Minuten!
Ich habe Hochachtung vor der Arbeit der Winzer (habe einige Zeit auf dem Weingut Heymann-Löwenstein mitgeholfen – diese Weine sind sehr besonders für mich) und interpretiere ihre Kunstwerke auf meine Art. Vielleicht spreche ich damit generell eine neue Wein-Generation an, wobei das Internet natürlich in sofern eine große Rolle spielt, als dass dadurch jedem die Möglichkeit gegeben wird, ein aktiver Teil davon zu sein, egal wo man sich befindet. Außerdem würde es mich freuen, wenn es mir gelingen würde, im Internet bei Leuten Weininteresse zu wecken, die woanders noch keinen Zugang zu diesem Thema gefunden haben.
Übersicht über einige Sendungen
wvkn: Wie entwickelte sich Dein Zugang zum Wein? Gab es Personen oder Situationen die wesentlich dazu beitrugen, dass Du Dich für Wein interessierst? Und, hast Du irgend welche beruflichen Bezüge zum Wein?
MD: Seit dem Abitur habe ich in den verschiedensten Ländern in der Gastronomie gearbeitet und schon damals immer mehr angefangen, mich mit Wein zu beschäftigen. Aber wirklich infiziert mit seiner Passion für Wein hat mich Jamie Webb, mein ehemaliger Chef in Sydney, der jetzt dort das Libertine betreibt. Er hielt mir ständig Gläser unter die Nase mit den Worten “Smell! What do you smell??”. Jamie war mein erster Wein-Mentor, der mir unwahrscheinlich viel beigebracht hat.
Seitdem habe ich immer wieder an Weinseminaren teilgenommen, private Tastings organisiert und bin im Urlaub durch Weinbaugebiete gereist, um dort Winzer zu besuchen. Anfang des Jahres habe ich meine Ausbildung zur IHK geprüften Sommeliere gemacht und werde ab dem nächsten Monat auch als Dozentin an der Deutschen Wein- und Sommelierschule unterrichten.
wvkn: Der professionelle Hintergrund ist bei bottleplot erkennbar. Zugleich sind Frauen in der deutschen Weinszene immer noch deutlich unterrepräsentiert. Es gibt auch nur vier deutschsprachige Bloggerinnen, die zum Thema Wein schreiben (bei mehr als 50 deutschsprachigen Weinblogs). Wie erklärst Du Dir dies? Und was bedeutet das für Dich und Deinen Video-Blog?
MD: Die Weinwelt war, wie viele andere Branchen auch, immer eine ausgesprochene Männerdomäne, doch auch mehr und mehr Frauen arbeiten mittlerweile in Weinberufen, ob als Winzerinnen, Oenologinnen oder Sommelieren. Also die Tendenz ist sicherlich steigend; z.B. waren wir in meinem Sommelierlehrgang mit 10:7 sogar in der Mehrzahl. Ich denke, dass es nach und nach auch immer mehr deutschsprachige Bloggerinnen, die das Thema Wein behandeln, im Netz geben wird – vielleicht bestätige ich diese Theorie: Weinbloggerin Nr. 5!
bottleplot auf dem Balkon
wvkn: bottleplot erscheint ja aus Deinem Wohnzimmer. In einer der letzten Sendungen hast Du Dich schon auf den Balkon herausgewagt. Was werden wir noch erleben können (außer natürlich dem ständig unerwartbaren)? Wird es Ausflüge geben? Oder werden Gäste ins Wohnzimmer kommen?
MD: Momentan ziehe ich mit der Kamera quer durch die Wohnung und probiere aus, von wo es sich am besten Bloggen lässt – in der Küche (Nr. 7) hat es mir gut gefallen, aber ich werde noch weitere Locations in meiner Wohnung ausprobieren. Über Ausflüge habe ich schon nachgedacht; während meiner letzen Reise nach Frankreich habe ich deshalb testweise ein wenig gefilmt. Ich könnte mir gut vorstellen, ab und zu Weingüter zu besuchen und sie bei bottleplot vorzustellen. Eine lange Gästeliste für Besuche in meinem Wohnzimmer habe ich noch nicht, aber angedacht ist das auf jeden Fall.
wvkn: Marlene, Danke für das Interview.
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