Heute gab es im „Vintage“ in Köln eine Probe von Colheita-Portwein. Diese wurde von Axel Probst organisiert, der als einer der wenigen Experten zum Thema Portwein in Deutschland gilt. Im Zentrum der Verkostung stand Colheita aus den Jahrgängen 1937 und 1995 die von jedem Erzeuger jeweils zusammen probiert wurden. Bei Portwein-Produzenten, bei denen einer der beiden Jahrgänge nicht mehr verfügbar war, wurde er durch einen anderen interessanten Jahrgang ersetzt.
Colheita ist ein hochwertiger Typ des Portweins. In der Regel werden diese in den Jahren erzeugt, wenn es keinen Vintage-Port gibt. Der Colheita wird mindestens 7 Jahre in kleinen Fässern wie ein Tawny ausgebaut. Daher wird er auch manchmal umgangssprachlich als Jahrgangs-Tawny bezeichnet. Bei diesem Ausbau findet eine Geschmackskonzentration durch Verdunstung statt. Pro Jahr beträgt der Schwund 2% bis 3%. Daher muss alle zwei Jahre das Fass aufgefüllt werden.
Auf der Flasche des Colheita sind immer der Jahrgang der Traubenernte und das Jahr der Abfüllung vermerkt. Dabei fällt auf, dass die mindeste vorgeschriebene Lagerung selten ausgenutzt wird. Häufig wird der Portwein später vermarktet. Bei vielen Produzenten ist eine Abfüllung des Colheita in drei Tranchen häufig. Das Abfülldatum ist in sofern relevant, da mit ihm die spätere Haltbarkeit in der Flasche abgeschätzt werden kann. In der Regel sollte man den Colheita bald nach Abfüllung trinken, da die Meinung sehr verbreitet ist, dass er sich nicht mehr positiv verändert.
Als Lagerung in der Flasche kann ca. die Hälfte der Fasslagerung angenommen werden. So sollte man also beim Kauf besonders von alten Colheita auf das Abfülldatum achten. Wie bei anderen Weinen auch ist – falls er doch etwas liegen bleibt – auf dunkle Lagerung zu achten. Ein Vorteil des Colheita gegenüber anderen älteren Weinen ist, dass er nicht dekantiert werden muss. Durch den langen Ausbau im Fass fällt selten Depot an. Da er ohnehin oxidiert ist, nutzt Luftzufuhr auch nichts.
Wichtig beim Colheita ist noch die Trinktemperatur. Diese sollte bei 15 Grad liegen. Das ist besonders relevant, da er ca. 20% Alkohol enthält und zu warm brandig riechen würde. Colheita hält sich recht lang nach Flaschenöffnung (außer bei sehr alten Jahrgängen, da diese schneller zerfallen können). Fast immer besteht der Colheita aus roten Rebsorten. Es gibt jedoch auch geringe Quantitäten dieses Portweins aus weißen Rebsorten. Diese tragen auf dem Etikett zusätzlich die Bezeichnung Branco oder White. Auf einer Flaschen in der Probe in Köln stand Golden White, was als deutlichere Abgrenzung zum Dry White gesehen werden kann.
Der Colheita eignet sich auch sehr gut als Geschenk. Durch die späte Abfüllung gibt es reichlich noch sehr gut trinkbare Jahrgangsweine zu Jubiläen, Geburtstagen oder ähnlichem. Gerade bei Jahrgängen, die in anderen Anbaugebieten (Bordeaux, Edelsüßer Riesling …) problematisch waren, kann man beim Colheita fündig werden. So waren die 1937er in der Probe noch alle gut beieinander und sind zum Teil sogar noch verfügbar. Leider sind die Weine in Deutschland im Fachhandel kaum vertreten. Im Internet vor allem bei Händlern aus den Beneluxländern kann man fündig werden.
Hier beantwortet uns Axel Probst noch schnell einige Fragen:
Im Folgenden sind einige Notizen zu den verkosteten Colheita. Da ich kein Spezialist auf diesem Gebiet bin, habe ich auf eine Wertung mit Punkten verzichtet. Dies würde niemanden helfen. Die Beschreibungen geben aber evtl. einen kleinen Eindruck wie diese Portweine schmecken.
La Rosa 1997
Hell Ziegelrot, feine süße Frucht in der Nase, angenehme Süße mit etwas Biss, leicht brotig, schöne Frucht mit Länge. Insgesamt eher etwas einfach fruchtig, aber gute Intensität.Quevedo 1996
Helles Ziegelrot, etwas kräutrig in der Nase, nicht ganz so süß-fruchtig riechend, Gaumen kurz intensiv mit frucht, wird dann schnell etwas trockener, eher leichter und feiner Nachhall. Etwas unruhig.Real Companhia Velha 1998
Leicht trüb, oranges Ziegelrot, brotige Frucht, feiner süßer Gaumen, brotig im Nachhall.Krohn 1995
Leicht trübes Rubin mit Ziegelrotem Rand, dunkle Beerenfrüchte in der Nase, kräftig süßer Gaumen, dann Reifetöne, die fruchtig untermalt sind.Krohn 1961
Braun bis orange mit grünem Rand, Kräuter in der Nase, Stroh in der zweiten Nase, ganz denzente frucht im Hintergrund, süß am Gaumen, reife Weintöne, Taback dann noch etwas Leder im Nachhall, dabei aber harmonisch.Niepoort 1995
Helles und transparentes Ziegelrot, florale Nase mit dezenten Kräutern, zweite Nase mit warmen Früchten, die etwas an Pflaumen erinnern, süße Frucht mit Volumen, brotig in den Nachhall.Niepoort 1937 (1995 gefüllt aus privatem Keller von Niepoort)
Helles transparentes braun mit grünem Rand, fett fruchtig am Gaumen, Sherrynoten in der Länge, Rosinen bleiben stehen.Kopke 1995
Helles Braun im Glas, süßer Geruch, etwas medizinal mit Brot im Hintergrund, extrem süßer Gaumen, fast schon staubiges Mischbrot, mittelere Länge.Kopke 1937
Transparentes Braun bis orange, grünlich schimmernder Rand, Blütenduft mit Lindenblüten und Honig, dezent Caramel im Hintergrund, süßer Gaumen mit Rosinen, immer noch frisch nach hinten heraus.Noval 1995
Helles Braun, intensiv süße aber feine Nase, zweite Nase dezent Leder mit Rosinen, fett süß-fruchtig am Gaumen, davon getrennt trockene Tabacknoten, erst in der mittleren Länge findet diese Grätsche wieder zusammen.Noval 1937
Helles braun mit grünem Rand, sehr schöner fetter fruchtiger Gaumen, Holzig mit Leder, etwas schnell ist er wieder weg.Dalva 1995
Tranzparentes Orange im Glas, Kräuter in der Nase, süßer Gaumen, trocken und leicht staubig, was dezent fruchtig eingebunden leichte LängeDalva White 1963
Golden bis Braun, Brot in der Nase, fett süß am Gaumen, weich in der Länge.Warre 1995
Helles Orange, etwas abgestandener Schwarzer Tee in der Nase, süßer Gaumen, doch recht frisch, dezente Oxidationsnoten. Mittellang.Warre 1937
Dichteres aber transparentes Braun, markanter Geruch mit Lakritze, angenehm aber außergewöhnlich am Gaumen, die Süße hält ihn rund.Pocas 1995
Rubin bis Orange, süße frisch wirkende Frucht mit Brot im Hintergrund, fett rund am Gaumen, dann etwas Tabak.Pocas 1964
Helles Braun mit grünem Rand, Zigarillo mit dezenter Vanillenote in der Nase, süß und frisch am Gaumen, dezentes Leder, gut Lang.Messias 1995
Helles Rubin mir orange Rand, süß floral duftig, Rosinen, Gaumen ist harmonisch, schön in der Länge.Messias 1947
Dunkleres Braun, rund und voll in der Nase, dezente Rostaromen, extrem süß, verliert seine Form nicht, mittlere angenehme Länge.Andresen 1995
Bräunlich mit orange, Mischung aus schwarzer Johannisbeere und dunkler Schokolade in der Nase, feuchter Tabak am Gaumen, weich in der Länge.Andresen 1937 (schon 1980 gefüllt, Flaschenreife tat ihm eher gut)
Leuchtendes Orange, süßes Bonbon mit Eucalyptus im Hintergrund in der Nase, runder Gaumen, immer noch sehr harmonisch.
Der Dank für Idee und Umsetzung dieser Veranstaltung gilt Axel Probst. Hier kann man auch mehr über Portwein erfahren:
world of port
Hi Thomas, with the help of google translate I can see that you enjoyed the tasting. It was definitively a great line up. I hope to meet you one day in the Douro valley!
Oscar
Hi Oscar,
i hope the google translator is better than my englisch. It was a very interesting tasting with many good and different ports.
See you
Thomas
Hallo Herr Günther,
noch zwei Anmerkungen zu ihrem Bericht:
1) zunächst ist ein Colheita, wie sie bereits vermerkt haben ein oxidativ ausgebauter Port, genause wie die aged Tawnies und erinnert daher immer an Trockenobst, Nüsse, eingekochte Pflaumen u.ä., im deutlichen Gegensatz zu den Vintage und LBV Ports, die eher beerenfruchtig und vollmundig sind.
2)”Dabei fällt auf, dass die mindeste vorgeschriebene Lagerung selten ausgenutzt wird.” Richtig muss es heißen, die mindeste vorgeschriebene Lagerung von 7 Jahren muss immer ausgenutzt werden, fast alle Hersteller lagern die Colheita doch wesentlich länger, so dass diese frühestens 10 Jahre nach der Ernte abgefüllt werden, meist jedoch erst nach 20, 30 oder gar 70 Jahren Fasslagerung!
Viele Grüße
Guten Tag Herr Pfaff,
danke für Ihre beiden Anmerkungen. Gerade bei längeren Texten freut es mich, dass diese wirklich auch gelesen werden. Manch einer behauptet, dass im Internet nur kurze Texte Beachtung finden.
Zudem finde ich es schön, dass das Thema Portwein – zudem dann noch Colheita – offensichtlich gar nicht so eine kleine Niesche ist, wie vielfach angenommen. Jedenfalls gab es auf diesen Artikel (auch per mail, twitter und facebook) eine recht große Resonanz.
Sie haben auch in beiden Punkten recht. Bei den Beschreibungen der einzelnen Colheita-Ports habe ich mich etwas mehr auf die Unterschiede zwischen den einzelnen Portweinen konzentriert, als auf die Charakterisierung des Typs. Das ist nicht selten ein Problem längerer Proben oder Probenlisten, da man dazu neigt Atribute über die alle Weine gleichsam verfügen etweder nicht mehr zu nennen oder sogar bei der Wahrnehmung auszublenden.
Da geraten dann die Unterschiede etwas mehr in den Mittelpunkt. Bei dieser Verkostung muss man jedoch auch feststellen, dass die Geschmacksvarrianz doch recht hoch war. Das ist aber ein anderes Thema.
Der zitierte Satz ist missverständlich bis von mir falsch formuliert. Die Intention war so, wie Sie das beschrieben haben. Ich werde den Text so abändern, dass es korrekt ist.
Viele Grüße
Thomas Günther
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