1989 war sicherlich ein bedeutendes Jahr in der deutschen Geschichte. Das Folgejahr ebenso. Viele denken an den 9. November; aber auch in der Weinwelt heißt es: Time to remember. 1989 wurden die Riesling-Trauben dieser jetzt geöffneten Beerenauslese angebaut. 1990 war das Jahr, in dem dieser Wein in die Flasche kam. Sein Erzeuger Michael Prinz Salm zu Salm trat zu der Zeit die Präsidentschaft des VDP an. Damals stritt man im Verband der Prädikatsweingüter entschieden um die Qualität der Weine. Prinz Salm war hier einer ihrer Verfechter. Selbst adlig wird es aus heutiger Sicht vor allem seiner Präsidentschaft zugeschrieben im VDP aufgeräumt zu haben und den Wandel vom Adelsclub zu einer Rückbesinnung auf die Qualitätsspitze des Weinbaus in Deutschland vollzogen zu haben.
Einige Erfolge zeigen sich erst Jahrzehnte später, auch wenn das Tempo einer Veränderung sich etwas abgeschwächt haben könnte. Doch schauen wir lieber ins Glas. Da fließt der Riesling aus 1989 gerade dickflüssig hinein. Dunkles dichtes Orange bis Braun im Glas. In der Nase sind Rosinen, Dörrobst und eine etwas spitze Orangenschale. Die zweite Nase zeigt vor Honig triefende Walnüsse. Die Firntöne sind gut integriert, was eine würdevolle Reifung zeigt. Schwarzer Tee ist im Hintergrund. Am Gaumen zeigt sich die feste Textur, bei der man mehr Süße erwarten würde. Doch diese Beerenauslese ist von einer frischen prägnanten Säure geprägt. Dieser Riesling erscheint inzwischen schon fast als trocken. Man merkt an der Fülle, dass da eine volle süße Traubenfrucht vorhanden war. Weiter zeigt sich die Beerenauslese voll und etwas schnalzend, was für die frühere Üppigkeit spricht.
Die Länge dieser Beerenauslese scheint ohne Ende, bei der die Säure in Form von Grapefruit erscheint. Dann kann man noch etwas Kaffeearomen; eher Cappuccino schmecken. Slam zeigt hier italienische Eleganz an der Nahe. Den früheren Restzucker kann man in einem Schwänzchen noch erahnen. Eigentlich spielt dieser Riesling ständig mit einem wechselnden Eindruck zwischen trocken und edelsüß. In der Länge hat man dann noch einmal Honig, der sich im schwarzen Tee aufgelöst hat. Hier zeigen sich auch Eindrücke von Kräutertee mit Salbei.
Dieser Riesling ist ein echtes Ereignis. Auch ohne den historischen Hintergrund ist er ein charmantes und memorables Monument. Nach 25 Jahren macht er – trotzdem er auch fordert – noch so richtig Spaß. Prinz Salm hat sich mit diesem Wallhäuser Pfarrgarten ein Stück von einer bei nahen Unvergänglichkeit in Form eines Denkmals geschaffen. Der Wein hätte sicherlich auch noch einige Zeit mitgemacht. Das zeigt auch, dass er sich 6 Wochen geöffnet im Kühlschrank sehr gut gehalten hat. Der Originalkorken war jedoch bis auf 2 oder 3 Millimeter durch. Neuverkorken hätte bestimmt kaum Sinn gemacht. So war es genau der richtige Moment um diese Flasche aus noch einer anderen Weinwelt mit mehr Adligen und weniger digitaler Aufgeregtheit jetzt zu trinken. 25 Jahre, fast schon eine Ewigkeit.