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ProWein 2016 – Ein Rundgang

prowein 2016Wir schreiben das Jahr 2016. Es war mal wieder ProWein. Buissines as usual. Und wie immer alles gut. Ein großartiger internationaler Branchentreff. An einigen Stellen wirkte die Weinfachmesse in diesem Jahr etwas leerer. Dieser Eindruck entstand durch das Wachstum der Messe. Es war einfach mehr Platz da. Die Besucherzahlen stiegen um ca. 6% auf über 55.000. Somit können sehr viele der Besucher der Messe, viele Aussteller und auch die Veranstalter mehr als zufrieden mit der ProWein 2016 sein. Unzählbare Veranstaltungen waren sehr gut besucht. Das Niveau war häufig einer internationalen Fachmesse angemessen.

Neu war in diesem Jahr nicht nur das Hallenkonzept. Auch die Öffnungszeiten wurden um eine Stunde nach hinten geschoben. Das sollte den Messeverkehr etwas vom Berufsverkehr in Düsseldorf verzögern. Im Vorfeld gab es dann einige Befürchtungen, dass der wegen Sturm verschobene Rosenmontagsumzug auf den Messe-Sonntag zu Komplikationen führen könnte. Das war eher unbegründet. Diese beiden Veranstaltungen zeitgleich zu sehen, trug eher zur Erheiterung bei. Trotzdem hat die Rheinbahn den Verkehr nicht ganz im Griff. Der morgendliche Anschluss vom Flughafen ist leider noch immer ein Problem. Und die U-Bahn in die Stadt nach der Messe auch. Aber das sind Kleinigkeiten im Rahmen. Die ProWein ist in den vergangenen Jahren stärker gewachsen, als die Kompetenz der Rheinbahn das Besucheraufkommen zu bewältigen.

albert bichot burgund
Dieses Jahr habe ich die Messe mit einer Verkostung von Burgundern begonnen. Albert Bichot besteht seit 1831 nun in der sechsten Generation. Für burgundische Verhältnisse ist es ein recht großer Erzeuger mit mehr als 100 Hektar Rebfläche. Eigentlich handelt es sich bei Albert Bichot nicht nur um ein Weingut, sondern es besteht aus 6 Domänen in denen jeweils eine eigene Mannschaft arbeitet. Das ist auch sehr sinnvoll, da die Rebflächen in der Nord-Süd-Ausdehnung bis zu 300 Kilometer entfernt sind.

Burgunder von Albert Bichot auf der ProWein 2016

Besonders bedeutend sind die Weine aus dem Chablis. Hier besitzt Albert Bichot 1,5 Hektar im Grand Cru Les Clos welche von der Domäne Long-Depaquit bewirtschaftet werden. Diese bestehen in zwei recht unterschiedlichen Bereichen, wodurch ein Blending besonders gute Chablis entstehen lässt. Der Les Clos aus dem Jahr 2013 hat mir auch mit einer Birne in der Nase und einem sanften Schmelz nach hinten recht gut gefallen.

albert bichot prowein
Doch ganz besonders haben es mir die Pinots von Albert Bichot angetan. Hier möchte ich zum einen den Vosne-Romanee Premier Cru Les Malconsorts aus dem Jahr 2013 nennen. Er präsentiert sich trotz seiner Jugend schon finessenreich mit einer leicht kräutrigen Note. Vosne-Romanee umfasst 57 Hektar unter Reben. Dabei sind 14 Climate als Premier Cru klassifiziert. Albert Bichot besitzt hier 1,75 Hektar im Climat Les Malconsorts, die nur 400 Meter von Romanee-Conti und 600 Meter von Richebourg entfernt liegen.

Das Münsterland in Düsseldorf

Natürlich interessierten mich auf der ProWein auch die Aussteller aus dem heimischen Münsterland. Hier gibt es bekanntlich kaum ernst zu nehmenden Weinbau. Erstmalig war die Feinbrennerei Sasse (nicht Weinbrennerei) aus Schöppingen auf die Messe an den Rhein gereist. Die Brennerei hat lokal in den vergangenen Jahren mit handwerklichem Geschick und innovativer Vermarktung so richtig aufgedreht. Zwei angehende Destillateure waren für den Messeauftritt auf der ProWein 2016 verantwortlich. Etwas erstaunt war ich, dass die Brennerei nun offensichtlich über den lokalen Vertrieb hinausgeht.

sasse prowein
Zwei schon lange erfolgreiche Produkte präsentierte Sasse in Düsseldorf. Da ist einerseits der Dauerbrenner „Münsterländer Lagerkorn“ und auf der anderen Seite der Aperitif mit dem nun neuen Namen „Amerie“. Das Thema Gin hat man nun auch in Schöppingen entdeckt. Da gab es erstmal einige Destillate von den angehenden Brennern zum Riechen. Es ist schon genial was man in dieser Kategorie alles machen kann. Dann wurde ein innovatives Konzept vorgestellt. Und zwar können Händler, Gastronomen oder Barbesitzer ihren eigenen Gin bei Sasse kreieren und auch dort destillieren lassen. Das ist durchaus interessant. So ist das Wachstum in diesem Markt derzeit immer noch im Bereich der Vielfalt.

Die ProWein 2016 – Aus Rundgang wird Schnelldurchlauf

Der Artikel muss jetzt endlich fertig werden. Es ist ja schon einiges Wasser den Rhein herunter geflossen. So gibt es jetzt im Folgenden die Messe im Schnelldurchlauf. Und irgendjemand muss das Ganze hier ja dann auch noch weglesen können.

languedoc proweinWenig später ging es zum Stand vom Languedoc. Hier gab es Sushi. Und das war richtig gut. Dazu Weine aus dem Süden von Frankreich zu trinken hört sich erst mal etwas schräg an. Ich war besonders gespannt wie man den hier Rotweine kombinieren kann. Aber es geht durchaus. Und zwar war der Faugeres eine perfekte Kombination mit dem roten Fisch. Ich meine es war ein Thunfisch-Sushi. Zudem gab es geballte Frauen-Power aus Österreich, Frankreich und Japan. Eine sehr gute Präsentation.

prowein sushi Sushi und Faugeres

weingut aust prowein
Es ging dann einige Schritte auf der ProWein 2016 weiter zum Weingut Aust aus Sachsen. Dies ist mir schon einige Male sehr positiv aufgefallen. Die neuen Etiketten wurden präsentiert. Die sind auch durchaus gelungen, auch wenn mir die Alten ebenso gefallen haben. Und die Weine waren nicht zu vergessen aus sehr schön.

desa roederer proweinDann war Zeit für Champagner. Bei der DESA wurde Roederer präsentiert. Das klingt erst mal etwas schräg, aber der Kellermeister kommt auf Italien und somit passt das schon. Der ohne Jahrgang war erwartbar gut. Der Rose 2010 hat mit nicht gerade begeistert. Aber wirklich genial fand ich den weißen Jahrgang 2008. Das ist ein Hammerzeug bestehend aus 2/3 Pinot und 1/3 Chardonnay. Dieser Champagner besticht vielschichtig mit sehr viel Pink Grapefruit. Für den Preis ist das richtig gut. Als Krönung wurde dann noch Cristal 2007 ausgeschenkt. Da braucht man keine Worte des Lobes zu äußern. Was soll man über ein Spitzencuvee eines hervorragenden Hauses schreiben?

roederer cristal 2007
Roederer Cristal 2007

david schwarzwälder prowein
David Schwarzwälder präsentiert Reserva aus Rioja

rioja reserva prowein
Als nächstes ging es zu Rioja. Hier präsentierte David Schwarzwälder einige Reserva. Er erläuterte die Geschichte der Kategorien wie immer sehr kenntnisreich und informativ. Drei der Rotweine haben mir außerordentlich gut gefallen. Das war der bekannte Klassiker von Muga aus dem aktuell vermarkteten Jahr 2012. Dann waren da noch zwei Reserva aus Rioja von etwas unbekannteren Erzeugern. Und zwar aus 2009 von Teran und aus 2005 von Ontanon

Chasselas von Walz aus Baden

Ich machte dann noch einen kleinen Zwischenstopp beim Weingut Walz aus Baden. Das war ein Treffen von drei mal Thomas. Die neuen Etiketten haben mir sehr gut gefallen. Der Inhalt noch viel mehr. Es gab einen knochentrockenen Chasselas. Thomas Walz versucht die Trauben möglichst lange hängen zu lassen. Der Wein war aber überhaupt nicht überladen. Das hätte ich vermutet. Vielmehr hatte er internationales Format, was mit dem Gutedel – wie man ihn kennt – eigentlich wenig zu tun hat. Ein Weingut von dem man bestimmt noch viel hören wird.

walz baden prowein Chasselas vom Weingut Walz

meursault prowein
Wenig später probierte ich auf der ProWein 2016 einen Meursault. Ich wollte mich schon etwas auf meine Reise ins Burgund vorbereiten. Diesen Wein muss ich hier einfach erwähnen. Wesentlich frischer, als ich Meursault bislang gekannt hatte. Bei Vinaturel am Stand – wo dieser Wein präsentiert wurde – gab es noch einen Chablis. Der war wesentlich weniger mineralisch. Von der Domiane de Bellene muss ich zukünftig mal genauer probieren. Im Burgund fand ich die leider aufgrund eines Streiks bei der Luftfahrtgesellschaft und daraus entstehender Zeitnot leider nicht. Naja, die Sache mit dem Verkehr. Das Thema hatten wir ja schon eingangs.

Josten & Klein von Ahr & Mittelrhein

Ich machte dann noch einen Stopp beim Weingut Josten & Klein. Über die habe ich schon einiges sehr positives gehört. So wollte ich auch mal selbst dort verkosten. Die Geschichte ist durchaus interessant. So waren beide Eltern nebenberuflich Besitzer von Weinbergen an Ahr und Mittelrhein. Die Spätburgunder-Trauben gingen immer schön in eine Winzergenossenschaft. Am Mittelrhein hat man vieles neu gepflanzt. So zum Beispiel Sauvignon Blanc. Den hatte ich auch probiert. War mir etwas viel Holz, aber das wird einigen richtig gut gefallen.

josten und klein proweinDann probierte ich die Spätburgunder von Josten & Klein von der Ahr. Die Vielfalt der Pinots war erstaunlich. Mich begeisterte der eher subtile und sehr feine Mayschosser Laacherberg aus 2014. Klasse Pinot!

weinpunk hammel prowein
Eine große Show und Wiedersehen mit vielen Weinfreunden gab es dann auf der ProWein 2016 beim Weinpunk alias Marco Giovanni Zanetti. Alle Weine habe ich mir nicht gemerkt und auch nicht alles notiert. Aber über einige möchte ich im Folgenden kurz berichten. Zum einen ist da der Rose-Schaumwein mit Christoph Hammel. Der macht richtig Spaß, wie man sehen kann. Hammel hat auch noch was über die Rebsorten gesagt. Hab mir nur was von Acolon und Dornfelder gemerkt. Acolon? Muss ja gut sein. Es bringt auf jeden Fall eine schöne Farbe ins Spiel.

Große Show beim Weinpunk

Eigentlich ist das ein gutes Lehrstück über Weinvermarktung. Mit Spaß werden interessante Weine an den Mann und die Frau gebracht. Dies weitgehend jenseits der etablierten Vermarktungsmodelle. 2.800 Normal-Flaschen und 99 Magnum gab es von dem Hammel-Rose. Alle waren nach der ProWein ausverkauft.

orange wine winepunk
Orange Wein vom Weinpunk

niepoort kettern prowein
Niepoort und Kettern

phillip kettern prowein
Sehr interessant war der 2012er Riesling von Philip Kettern mit dem Namen Fio. Der war bislang im Fass. Für mich war das zu viel. Aber als Experiment ist das durchaus genial. So hatte dieser Riesling vieles von seiner Herkunft Mosel behalten. Er war sogar blind so erkennbar. Gefallen hatte der „rätzelhaft“ in Zusammenarbeit mit Dirk Niepoort aus dem Douro-Tal. Schön, weil in dem Fall gar nicht so trocken, was dem Riesling sehr gut stand.

gosset blue label
Bei dem Champagne-Haus Gosset gab es etwas Neues zu probieren. Es gibt nun einen „Blue Label“. Das ist ein 15 Jähriger Champagner in dem drei Jahrgänge zusammengefasst sind. Die Idee dahinter liegt auf der Hand: Champagne kann reifen. Etwas was mancher bei diesem Thema auf den ersten Blick nicht so ganz glauben kann. Manche große Häuser sind bei ihren Prestige-Cuvees leider auch etwas jünger geworden. Der „Green Label“ von Gosset wechselt jedoch derzeit auch erst von 2004 auf 2006. Das ist durchaus sinnvoll. Gutes braucht Zeit zum reifen. Allerdings sind die Mengen vom „Blue Label“ sehr begrenzt. Lediglich 3.000 Flaschen wurden von ihm erzeugt.

chateau beychevelle 1998Ich probierte dann bei Castel einige gereifte Bordeaux. Man gönnt sich den Luxus einen Teil dieser Weine erst gereift in den Handel zu bringen. Der Käufer hat den Vorteil, dass die Weine dann ideal gelagert zu ihm kommen. Als Fan vom Chateau Beychevelle begeisterte mich der 1998er. Der schien erstaunlich jung zu sein. Ich probierte noch einige andere Bordeaux dort durch. Großes Tennis!

les charmes haut brion 2012 Les Charmes Haut-Brion 2012

chateau lafon rochet 2011 Chateau Lafon-Rochet 2011

chateau fleur cardinale 2013 Chateau Fleur Cardinale 2013

Sonderpreis für den besten Stand auf der ProWein 2016

Ich möchte hier noch einen kleinen eigenen Sonderpreis für den am besten gestalteten Messestand verleihen. Das ist natürlich völlig subjektiv und auch gar nicht in Kenntnis aller anderen in Düsseldorf vorhanden Stände. Aber ich fand die Idee sehr gelungen. Herzlichen Glückwunsch an die Rhone an M. Chapoutier.

sonderpreis prowein Sonderpreis an die Rhone

Zum Schluss dieses stellenweise recht umfangreichen und bei einigen Themen leider kursorischen Berichts möchte ich allen freundlichen Ausstellern auf der ProWein 2016 danken. Ein kleines Sorry schicke ich hiermit an alle, die ich nicht erwähnt habe. Der Text ist schon lang genug geworden. Und irgendwann muss man es ja auch mal gut sein lassen. Und entschuldigen möchte ich mich bei allen zu denen ich es – trotz freundlicher Einladung – nicht an den Stand geschafft habe. Die nächste ProWein kommt ganz bestimmt.

prowein 2017
Jedenfalls sind die kommenden zwei Runden schon angekündigt. Also, nächstes Jahr geht es weiter. Die ProWein 2017 gibt es vom 19. bis 21. März. Und der Termin für 2018 steht auch schon fest. Da wird die Weinfachmesse vom 18. bis 20. März in Düsseldorf stattfinden. Dann gibt es ein Wiedersehen mit Freunden. Ich bin jedenfalls nach über 10 Jahren noch nicht müde.

Zuvor hatte ich schon zwei Artikel zur ProWein 2016 veröffentlicht:
Rotwein aus Korsika mit Peer F. Holm
Die Preisverleihung des Concours Mondial du Sauvignon (Blanc) auf der ProWein