Der teNeues Verlag hat in 26 mal 33 cm ein neues großformatiges Buch über einige der besten Chateaux in Bordeaux auf den Markt gebracht. Dies ist mehr als nur lobenswert. Auf 224 lesens- und vor allem sehenswerten Seiten werden 24 Weingüter mit 200 Fotos portraitiert. Dabei ist sicherlich unfraglich, dass jedes von diesen Chateau zu den Besten aus dem Anbaugebiet gehört. Einige andere hätten auch noch genannt werden können, aber dabei denkt wahrscheinlich jeder Leser an einige unterschiedliche Erzeuger. Somit sollte man dieses Thema nicht als Zankapfel anschneiden.
Vom Chateau Angelus bis zum Chateau d’Yquem geht es durch die 8 klangvollsten Gebiete von Bordeaux. Dabei ist das Buch in sehr guter Übersetzung dreisprachig gehalten. Sicherlich wäre eine solche Publikation allein für den deutschen Markt nur schwerlich umsetzbar gewesen. Zugleich passt diese Erscheinung zu dem Anbaugebiet. Bordeaux ist tatsächlich historisch schon eine internationale Weinregion gewesen. Die Investments in den vergangen Jahren unterstützen diese Rolle auf dem Weltmarkt. Wobei sicherlich Chinesisch als vierte Sprache noch hinzugefügt werden müsste.
Neues Buch über Bordeaux von Ralf Frenzel
Im Kern ist dieses Buch ein großartiger Bildband. Und dies ist „Bordeaux – Legendäre Chateaux und ihre Weine“ im besten Sinne dieses Wortes. Die hochwertigen und ansehnlichen Fotos vermitteln ein nahezu perfektes Image von den abgebildeten Chateaux. Jedoch hat dieses Buch hat einen Akzent auf dem ersten Teil seines Untertitels. Es geht um Legenden in der Geschichte von Bordeaux. Dazu zählen die beschriebenen und fotografierten Weingüter allemal. Sie sind wirklich groß. Teilweise auch in der Rebfläche wie das 1593 gegründete Chateau d‘Yquem mit seinen 113 Hektar. Aber auch Chateau Le Pin taucht seinen mit nur 2,7 Hektar auf. Damit geht es nicht nur in die alten Schlösser, sondern auch in die „schönste Garage der Welt“.
Der zweite Teil des Untertitels ist etwas schwächer besetzt. Sicherlich werden Böden, Stilistik und Rebsortenspiegel beschrieben. Das Buch kommt ganz jedoch ohne Weinbeschreibungen in Form von Verkostungsnotizen aus. Dies ist auch konsistent im Konzept dieser Weingüter und dieser Publikation. Den eigentlich wäre es trivial, wenn man ganz lapidar einen Chateau Cheval Blanc mit frischer Kräuter-, schwarzer Kirsch- oder dann gereift mit Trüffel- und Tabackaromatik beschreiben würde. Diese Weine sind Ikonen denen man nur in der Form einer Verbeugung gerecht werden kann.
In dem Buch werden kaum herausragende Jahrgänge von einzelnen Weinen genannt. Damit ist diese Publikation einmal mehr zeitlos. Legenden haben keine einzelnen hervorragenden Jahrgänge. Dies würde implizieren es gebe auch schlechte Weine. Mehr zur jeweiligen Qualität kann man bei Verkostern lesen. Oder man nimmt einfach Preistabellen zur Hand. Dabei ist gar nicht mehr der Subskriptionspreis interessant. Der hat vielmehr die weltwirtschaftliche Lage in Relation zur Erntemenge/Knappheit bei der Vermarktung in sich. Und eben ob das Chateau jetzt verkaufen möchte oder nicht. Interessanter bei der echten Bewertung eines Jahrgangs ist es, welchen Flaschenpreis diese Weine einige Jahre nach Vermarktung aufrufen können. Und so mancher nicht perfekt bewertete Jahrgang entpuppt sich nach einiger Zeit als besonders gefragt.
Das Buch „Bordeaux: Legendäre Chateaux und ihre Weine“ wird solchen Schwankungen nicht unterliegen. Diese Publikation schließt eine Leerstelle auf dem Weinbuchmarkt. Man kann dem Herausgeber Ralf Frenzel dankbar sein hiermit die Buchhandlungen mit einer lesens- und sehenswerten Neuerscheinung zu bereichern.
Die beschriebenen Chateaux
Angélus, Brane-Cantenac, Cantenac Brown, Cheval Blanc, La Conseillante, Duhart-Milon, L’Évangile, Figeac, La Gaffelière, Gruaud Larose, Haut-Brion, Lafite Rothschild, Latour, Margaux, Mouton Rothschild, Palmer, Pichon Baron, Pichon Lalande, Le Pin, Rauzan-Ségla, Rieussec, Smith Haut Lafitte, Yquem
Ralf Frenzel: Bordeaux – Legendäre Chateaux und ihre Weine, teNeues Verlag, Kempen 2015, Gebunden, 224 Seiten, 59,90 €