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Renaissance Spätlese: Das liebliche Vergnügen

Renaissance Spätlese: Das liebliche VergnügenHeute veranstaltete der VDP erstmals eine Verkostung von fruchtsüßen Rieslingen aus Ersten Lagen im Sterns-Eventsalon in Köln. An den Ständen der 43 Winzer aus den Anbaugebieten Mittelrhein, Mosel, Nahe und Rheingau herrschte regelrechtes Gedränge. Von einem vermeintlichen Schattendasein der klassisch-natursüßen Prädikatsweine war nichts zu spüren. Der Grund dafür ist offensichtlich: Die Winzer hatten viele hervorragende Rieslinge in den Prädikatsstufen Kabinett und Spätlese mitgebracht.

Renaissance Spätlese: Das liebliche VergnügenDie lieblichen Spätlesen besitzen häufig eine enorme Geschmacksintensität. Einige Erste Lagen finden in diesen Rieslingen einen deutlichen Ausdruck. Für die Qualität dieser Weine spricht auch ihre Lagerfähigkeit. So hatten viele Weingüter nicht nur aktuelle Rieslinge mitgebracht, sondern auch gelagerte Weine aus den Ersten Lagen. Der älteste Riesling stammte von Schloss Johannisberg und war die Spätlese Grünlack aus dem Jahr 1964. Die Firne dieses Weins ist immer noch angenehm.

Renaissance Spätlese: Das liebliche VergnügenViele weitere fruchtsüße Lagenweine stammten aus den 1990er Jahren. Hier ist ganz besonders positiv das Piesporter Goldtröpfchen Kabinett aus dem Jahr 1996 aufgefallen. Auch diese Prädikatsstufe kann bei entsprechender Qualität des Rieslings 10 Jahre und länger reifen. Der Saarburger Rausch Spätlese vom Forstmeister Gelz-Zilliken aus dem Jahr 1997 und das Kaseler Nieschen Spätlese von Reichgraf von Kesselstatt aus selben Jahr sind ebenso besonders positiv hervorzuheben. (Ein Eiswein aus dem Rausch von 1989 hat im vergangenen Jahr eine Höchstmarke auf der Weinversteigerung in Trier gebracht.)

Renaissance Spätlese: Das liebliche VergnügenDer Stand der Spätlesen aus dem Riesling wurde im Vorfeld der Verkostung als schwierig eingestuft. Egon Müller von der Saar skizzierte auch im Export eine schwierige Situation zwischen den Prädikaten Kabinett und Auslese. Ein wesentliches Problem der Spätlese liegt aber auch in verwirrenden Kennzeichnungen, bei denen kaum noch jemand durchblickt. Dies betrifft vor allem Erzeuger außerhalb des VDP. Da gibt es zum Beispiel solche Dinge wie Spätlese halbtrocken.

Renaissance Spätlese: Das liebliche VergnügenAuch trockene Kabinettweine tragen nicht dazu bei, widererkennbare Weintypen dem Endverbraucher anzubieten. Der VDP wird zwar intern darauf hinwirken, dass bestimmte “Geschmackskorridore” geschaffen werden, durch die sich das Profil der Spätlese schärft. Doch was ist mit den Erzeugern außerhalb des Verbandes? Noch viel dringlicher ist die Fragestellung: Wie genau kann man einen Weintyp Riesling Kabinett oder Riesling Spätlese definieren?

Renaissance Spätlese: Das liebliche VergnügenDer VDP hatte einen sehr bedeutenden Schwerpunkt in der Vergangenheit auf die Großen Gewächse gesetzt. Auf dem Gebiet möchte man auch nicht in den Anstrengungen nachlassen. Armin Diel sprach jedoch von einer “stiefmütterlichen Behandlung” der natursüßen Prädikatsweine. Und so nannte der VDP die Verkostung in Köln auch eine Pilotveranstaltung. Hoffen wir, dass der Traubenadler mit dieser Thematik auch im kommenden Jahr erneut abhebt und viele liebliche Vergnügen bereitet. Eine Renaissance der Spätlese braucht man jedenfalls nicht herbeireden. Sie ist längst vorhanden.

Hier noch die Ankündigung beim Weinkaiser.
Und die Bewertungen von Werner Elflein.