[ProWein 2011 #7] Traditionell gibt es auf der ProWein eine Probe von deutschen Weinen „10 Jahre danach“. Dabei handelte es sich dieses Jahr vornehmlich um Rieslinge des Jahrgangs 2001. Diese wurden im damaligen Gault Millau WeinGuide sehr positiv bewertet. Darauf hin kaufte der Weinsammler Hans Onstein aus Bocholt die Weine und lagerte sie bis heute. Eingeleitet von Vinum-Chefredaktuerin Britta Wiegelmann konnten diese damaligen Empfehlungen der Rieslinge des Jahrgang 2001 auf der ProWein verkostet werden. Dabei war nicht nur ein Rückblick auf diesen Jahrgang, sondern auch eine Einordnung der Fähigkeiten des Gault Millau zur Bewertung von Qualität möglich. Neben Weinsammler Onstein moderierte „Gault-Millau“-Herausgeber Joel Payne diese Weinprobe auf der ProWein.
Die Erwartungen an die Probe „10 Jahre danach“ waren sehr hoch. So gilt 2001 als ein hervorragender Jahrgang für deutschen Wein. In dieser Probe waren mit Ausnahme des Mittelrheins und der beiden ostdeutschen Regionen alle deutschen Anbaugebiete vertreten gewesen. Im folgenen findet sich eine Beschreibung der 9 Weine, die zur Verkostung standen. Auf die Vergabe von Punkten haben wir bei diesen Notizen verzichtet. Eine Riesling Spätlese stammte aus dem eher schwachen Jahrgang 1991. Mit ihr zeigt das Weingut Haart aus Piesport einmal mehr das Potenzial seiner Weine.
Das Qualtätsniveau war hoch. Trotz des Alters wirkten viele der präsentierten Weine sehr elegant und sogar erstaunlich frisch. Nicht nur die Prädikate Spätlese und Auslese, sondern selbst die QbA und Kabinette waren noch in einer sehr guten Verfassung. In vielerlei Hinsicht hat der Gault Millau damals eine gute Auswahl getroffen. Zudem sind viele der Erzeuger heute immer noch recht weit oben in der Gunst der Kritiker und Weintrinker. Viele stammen aus ruhmreichen Lagen, einige auch aus Ersten Lagen des VDP.
St. Antony, Sauer, Salwey, Adelmann und Weil
Niersteiner Pettenthal Riesling QbA trocken 2001
Weingut St. Antony, Nierstein (Rheinhessen)
Strohgelb, leichte Firne, in der Nase frisch, dezent Caramel und eine etwas holzige Note, ausgewogener Körper, eher leicht am Gaumen, elegant auch in der Länge.
Escherndorfer Lump Riesling Spätlese trocken 2001
Weingut Hort Sauer, Escherndorf (Franken)
Goldgelb im Glas, reife Quitte, lebendige Säure, lässt aber schnell nach, fruchtige Länge.
Oberrotweiler Kirchberg Riesling Spätlese *** trocken 2001
Weingut Salwey, Oberrotweil (Baden)
Dunkleres Strohgelb, schlank in der Nase, leicht am Gaumen mit schwungvoller Säure, frische Länge.
Kleinbottwarer Süßmund „Brüssele“ Riesling Spätlese trocken 2001
Weingut Graf Adelmann, Kleinbottwar (Württemberg)
Dunkleres Strohgelb im Glas, süßliche Frucht mit Gemüse in der Nase, Caramel und Nougat in der 2. Nase, schwungvolle Säure, animierend und erfrischend in der Länge.
Riesling Spätlese halbtrocken 2001
Weingut Weil, Kiedrich (Rheingau)
Strohgelb, Sellerie in der Nase, dezente Firne in der 2. Nase, schlank am Gaumen, trotz des Alters leicht, im Nachhall kommt dezent Nougat mit Firne.
Wiltinger Schlangengraben Rieslinge Kabinett 2001
Weingut St. Urbanshof, Leiwen (Mosel/Saar)
Strohgelb mit grünen Reflexen, rauchige Firne als Ausdruck von Schiefermineralik in der Nase, trockene Säure, dann intensive Firne in der Länge.
Münsterer Rheinberg Riesling Auslese 2001
Weingut Göttelmann, Münster-Sarnsheim (Nahe)
Helleres Goldgelb, medizinal in der Nase (wie beim Zahnarzt), süße Frucht in der zweiten Nase (wird stärker mit der Zeit) auch am Gaumen saftig, kaum noch Säure zu schmecken, fruchtig in der Länge.
Forster Stift Rieslaner Auslese 2001
Weingut Reichsrat von Buhl, Deidesheim (Pfalz)
Dunkleres Strohgelb, süße Firne in der Nase, Lychies in der 2. Nase, süßer Gaumen, dezente Säure, Süße schwillt dezent an, gute und harmonische Länge.
Wintricher Ohligsberg Riesling Spätlese 1991
Weingut Reinhold Haart, Piesport (Mosel)
Helleres Goldgelb, süße Nase, Schiefermineralik mischt sich mit harmonischer Firne, angenehm frische Säure.
St. Urbanshof, Göttelmann, von Buhl und Haart
„10 Jahre danach“ ist eine echter Klassiker auf der ProWein (hier hatten wir schon einmal vor vier Jahren Jahren berichtet; damals am Stand des Meininger-Verlags und mit dem ehemaligen Herausgeber des Gault-Millau Weinguide Armin Diel). Das Thema gereifte Weine scheint zudem gerade ziemlich in Fahrt zu geraten. Erst im vergangenen Jahr engagierte sich der VDP zu diesem Thema (wir berichteten). Die vergangene Weinrallye ging ebenso um Spätlesen, wobei jedoch leider nur ein geringer Anteil der zahlreichen Teilnehmer gereifte Rieslinge vorgestellt hatten (hier unser Beitrag). Zudem gab es noch auf der diesjährigen ProWein eine Veranstaltung vom Moselwein e.V. mit gereiften Rieslingen von 1995 bis 2005.
Bei dieser Veranstaltung war der niedrige Altersdurchschnitt erstaunlich. Das Thema reifer Riesling zeigt eben nicht nur welche Qualität diese Weine haben. Es bekommt zunehmend ein modernes Image, dass mit ausschließlich älteren Herren in verstaubten Kellern nur noch wenig zu tun hat. Zudem ist es erstaunlich, dass gerade bei so einem komplizierten Thema wie Weinreife das Interesse steigt. Und es besteht ein großer Wissensdurst in der jungen Weingeneration nach dem was vor einiger Zeit passierte. Ist das eine stärkere Polarisierung zwischen easy-drinking und langsamer Komplexität?
Hallo Herr Günther,
neben Weinen aus Mittelrhein, Sachsen und Saale-Unstrut, fehlten auch Weine aus der Hessischen Bergstraße, zugegebenermaßen das Kleinste, aber auch mit Abstand am häufigsten übersehene Weinanbaugebiet Deutschlands. Dabei könnte zumindest Simon-Bürkle mit einigen der Verkosteten mithalten.
Hallo Christopher Pfaff,
ich übersehe die Hessische Bergstraße kontinuierlich. Das ist nicht planmäßig oder böswillig. In den fünf Jahren von Weinverkostungen.de habe ich nur zu einem Wein eine Verkostungsnotiz veröffentlicht. Dazu auch noch von den Staatsweingütern. Mir ist auch sonnst wenig aus dem Gebiet positiv aufgefallen. Aber ich lasse mich immer wieder gerne positiv überraschen.
Viele Grüße
Thomas Günther
Es ist eben auch ein Problem der Hessischen Bergstraße, dass man die Weine außerhalb von Südhessen kaum kennt und auch kaum zu kaufen bekommt. Hinzu kommt dass die einheimischen offenbar nicht allzu sehr an Qualität interessiert sind und es keine “typische Spezialität” (ein bißchen Riesling hier, ein bißchen Spätburgunder dort, dazwischen auch Grauburgunder, Silvaner und St.Laurent) gibt.
So gesehen ist dieses Anbaugebiet leicht zu übersehen, obwohl wie bereits im ersten Kommentar erwähnt es durchaus Positives gibt.
Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.