Heute ist genau der richtige Tag für einen kühlen und frischen Riesling. Und als hätte es die Messeleitung der Vinexpo schon vorher geahnt: Nach zwei umfangreichen Messetagen und sonnigem Wetter ist es der passende Moment für den #RieslingDay. Zahlreiche Veranstaltungen mit Weinen aus dem Elsass, Österreich und natürlich Deutschland begleiten diesen Tag. Ich bin dabei und frage mich: Geil oder Geiler?
Ich starte mit einer Verkostung von Rieslingen aus dem Elsass. Moderiert von Thierry Fritsch gab es 12 Wein zu probieren. Er erklärte das Terroir der Region. Riesling ist hier die wichtigste Rebsorte die auf 18 verschiedenen Böden wächst. 71 Prozent der Produktion sind als AOC klassifizeirt. Nur 4 Prozent sind als Grand Gru klassifiziert und 25 Prozent werden als Cremant d’Elsass vermarktet. Mit einem dieser Cremant startet auch die Verkostung. Das ist schon einmal erfrischend.
Und dann kommt schon ein voller Kracher aus reifen Trauben für den das Elsass bekannt, manchmal sogar in Verruf gekommen ist. Hierbei handelt es sich um das Cuvee Cecile von den Vignobles des 2 Lunes aus dem Jahr 2015. Zur richtigen Küche ist der sehr passend. Der folgende aus 2014 ist dann wieder etwas schlanker. Fritsch meint, dass dies aus ein typischer Unterschied zwischen diesen Jahrgängen ist. Dann kommt ein Riesling aus 2013, der erste Reifenoten entwickelt hat. Somit sind wir bei den AOC-Weinen schon durch.
Weiter geht es mit sieben mal Grand Cru mit den klingenden Namen von Schlossberg bis Schoenenbourg. Viele dieser Rieslinge bringen eine schöne Frische mit lebendiger Säure ins Glas. Hier findet man nicht selten einen moderneren Ausdruck des Elsass. Mir gefallen der Kirchberg de Ribeauville von Louis Sipp aufgrund seiner frischen Säurestruktur und der Pfersingberg von der Domaine Zinck. Beide sind aus dem Jahrgang 2014.
Aber ein großes Thema bei den Rieslingen aus dem Elsass ist ihre Reife. Also nicht nur die der Trauben, sondern auch in der Flasche. Und da kommt als erster der 2010er Kanzlerberg von Gustave Lorenz. Der war bestimmt schon bei der Füllung farblich golden. Inzwischen hat er erste Reifenoten. Insgesamt ist es ein Schwergewicht. Fritsch erklärt, dass der Jahrgang 2010 von sehr hohen Säurewerten geprägt war. Das steht diesem Wein in der Reife so richtig gut. Kanzlerberg ist mit ca. 3 Hektar eine recht kleine Lage. Dieser Riesling ist jetzt genau richtig und trinkfertig.
Dann geht es nochmal 20 Jahre zurück ins Jahr 1990. Keine Ahnung wieso ich in letzter Zeit so viele Rieslinge aus diesem Jahr ins Glas bekomme. Der ist natürlich deutlich dunkler und hat erste bräunliche Reflexe im vollen Goldgelb. In der Nase ist reifer Apfel. Am Gaumen Firne mit Quittengelle. Freunden von gereiften Rieslingen macht das bestimmt Spaß. Dieser Wein ist in sich noch vollkommen stimmig.
Dies war eine interessante und umfangreiche Darstellung der Rieslinge aus dem Elsass. Gerade in der Spitze der Grand Cru ist diese Region sehr spannend. Thierry Fritsch scheint übrigens recht gut drauf zu sein. Als bei einer technischen Panne statt der Präsentation ein Bild von seinem letzten Familienurlaub erscheint, fragt er ob auch Leute aus Kanada im Publikum sind. Da war er nämlich um sich zu erholen.
Jetzt aber schnell zu deutschem Riesling. Und natürlich an die Mosel. Hier gibt es vom Weingut Dr. Loosen drei Flights. Ernst Loosen begrüßt die Gäste zu seiner „Rocky Horror Riesling Show“. Er beginnt mit einem kleinen Überblick über den Riesling weltweit. Knapp 50.000 Hektar sind auf der Welt bestockt. Deutschland hat daran mit 45 Prozent den größten Anteil. Ernst Loosen erklärt die Besonderheiten der Mosel mit den Steilhängen und dem Devon-Schiefer. Das brauche ich hier glaube ich nicht wiederzugeben.
Er meint es scheint erstmal etwas langweilig, dass seine Familie seit 200 Jahren in einem Tal der Mosel sitzt und Riesling erzeugt. Aber es ist the middle of nowhere. Da kann man nichts anderes tun, sagt er. Seit 2008 gibt es beim Dr. Loosen einen Ausbau im Fass wie beim Großvater. Und so führt der erste Flight zu drei Rieslingen aus dem Jahr 2012 aus dem Ürziger Würzgarten
Diese Rieslinge stammen aus derselben Lage und der selben Lese. Der einzige Unterschied ist ihr getrennter Ausbau. Mir hat bei diesen Rieslingen aus dem Ürziger Würzgarten der Reserve mit 24 Monaten im Fass am besten gefallen. Generell ist auffällig wie präsent die Säure hier ist. Selbst bei dem Hommage steht diese hervorragend da (36 Monate in Fass). Und man kann durchaus erwähnen, dass diese Weine inzwischen ja auch schon 5 Jahre alt sind. Es sind jedoch keinerlei Alterungstöne zu bemerken. (Über diese Lage hatte ich hier schon recht viel geschrieben.)
Der zweite Flight besteht aus zwei Weinen aus der Wehlener Sonnenuhr mit dem Jahrgang 2015 und als Reserve 2013. Mir erscheint die Säure bei 2013er etwas präsenter zu sein. Allerdings mag ich die typische fruchtige Fülle wie sie der kürzer im Fass gewesene 2015er zeigt. Schon allein die Nase ist in ihrer ausgewogenen Frucht fantastisch.
Mit dem dritten Flight sind wir im Erdener Prälat. Das ist eine sehr bekannte und zugleich seltene Lage. 18 Besitzer erzeugen hier ihren Riesling. Und das bei etwas mehr als einem Hektar. Das sind schon fast burgundische Verhältnisse. Bei den Preisen die diese Weine abrufen können ist das aber nachvollziehbar. Es gibt einen 2015er Erdener Prälat und einen 2013er Reserve ins Glas. Der erste und jüngere Riesling war also 12 Monate im Fass und der ältere 24 Monate.
Mit hat der 2015er besser gefallen. Hier ist die Säure spannender. Der 2013er wirkt mir bei seinem längeren Fassausbau sehr harmonisch. Die Nase ist fantastisch in ihrer sanften Frucht. Bei diesem Niveau ist der Einwand nicht gerecht. Ich mag gerne etwas mehr Säure. So wie bei dem 2015er Erdener Prälat. Hier trifft sich perfekt finesse, vielschichtige Frucht mit einer frischen Säure. Im Nachhall zeigt sich seine Konzentration, die jedoch nicht überladen wirkt. Eine klassische Weinbeschreibung wird diesem Riesling nicht gerecht.
Zum Abschluss beantwortet Ernst Loosen auch einige Fragen aus dem Publikum. Das zeichnet dies Veranstaltung aus. Die recht lockere Moderation ermuntert auch die Teilnehmer Anmerkungen zu machen und Fragen zu stellen. Eine drehte sich um die Kombination der Rieslinge zu Speisen. Als Antwort gab es neben einigen Empfehlungen, dass er lieber einen Wein trinkt den er mag und etwas isst was ihm schmeckt, als die perfekte Kombination zu haben, bei der dann nichts schmecket.
Eine zweite Frage drehte sich um den Klimawandel. Hier erinnert Ernst Loosen an seinen Großvater und Vater. Damals waren nur drei Jahre in einem Jahrzehnt verkäuflich. Das heißt man musste von einem Jahrgang drei Jahre leben. Damals waren die Versteigerungen auch noch wichtiger. Ohne dass der Klimawandel damit in ein positives Licht gerückt wird, hat die Erwärmung die Bedingungen an der Mosel eher verbessert.
Und weiter geht es. Die deutsche Präsentation auf der Vinexpo gibt so richtig Power. Da läuft eine Riesling-Masterclass mit Romana Echensperger MW Co-Moderiert von Steffen Schindler, Monika Reule ist mit der Generation Riesling beim Picnic by the Lake und Ulrike Lenhardt moderiert gleichzeitig am Messestand des DWI eine Veranstaltung über deutsche Weine.
Doch zuerst zur Masterclass: Hier moderiert Romana Echensperger unterhaltsam. Riesling-Runner Steffen Schindler und sie werfen sich in sehr flüssigem Englisch die Bälle gegenseitig zu. Da wird erst die Bedeutung des Rieslings für den Deutschen Wein erörtert. Dann geht es um den Inhalt der fünf verschiedenen Flaschen.
In der Masterclass verkostete Weine:
- Von Buhl Riesling Brut
- Thörle Schlossberg 2015 Riesling trocken
- Spindler Pechstein Große Lage 2015 Riesling trocken
- Dr. Loosen Erdener Treppchen 2014 Riesling trocken
- Schloss Johannisberg Silberlack 2013 Riesling trocken GG
Nach dem Begrüßungssekt bei der Masterclass räume ich meinen Sitzplatz dort lieber freiwillig. Denn die Veranstalltung hat mehr Interessenten als Plätze. Die dort präsentierten Rieslinge kenne und schätze ich. Und wenn sie mir im Jahrgang oder soetwas unbekannt sind, kann ich sie auch gerne leicht bei anderer Gelegenheit probieren. Da soll lieber ein internationaler Gast, der mit dem deutschen Riesling noch nicht so vertraut ist, die Möglichkeit erhalten ihn lieben zu lernen.
Französische Unterstützung beim Picnic by the lake von Generation Riesling
Es fing schon bei Ernst Loosen an. Ich muss hier mal ein Kompliment für die gute Vorbereitung der deutschen Veranstaltungen aussprechen. Das ist perfekt mit Handout, Monitorpräsentation und Flaschenaufbau für Fotos organisiert. Auch bei der Masterclass fassen alle mit an und richten noch schnell einen extra Stehtisch für vier Messebesucher aus Asien ein. Über die hervorragenden Qualitäten in den Flaschen brauche ich hier eigentlich nichts zu schreiben.
Dann geht es noch kurz in eine Veranstaltung der ÖWM. Österreich ist recht umfangreich mit Ständen auf der Vinexpo vertreten. Zu ihrer Veranstaltung gibt es französisch-sprachige Verstärkung. Verkosten will ich hier nicht (da gibt es für mich genug andere Gelegenheiten). Vielmehr investiere lieber die Zeit darin diesen Artikel fertig zu schreiben (einige Foto fehlen noch, die werde ich nachreichen). Und dann geht es sofort weiter. Heute Abend gehe ich zur Party „The Blend“. Da ist die Generation Riesling auch am Start. Champagner gibt es da aber ebenso. Mal was anderes als Riesling. Und zumindest auch ganz geil.