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“Sideways”-Effekt beim Pinot Noir

Gestern erschien ein Artikel im Blog “Weinakademie Berlin” zum so genannten “Sideways”-Effekt. Damit ist die positive Auswirkung des Films “Sideways” auf den Absatz von Pinot Noir in den USA gemeint. In dem US-amerikanischen Indipendentfilm fahren zwei Freude in Kalifornien von einer Weinprobe zur nächsten. Dabei kommen Weine aus der Rebsorte Pinot Noir sehr gut weg, während der Merlot eher negativ dargestellt wir. Nun ist in den USA eine wissenschaftliche Studie erschienen, die den Zusammenhang zwischen dem Film Sideways und der Zunahme des Verkaufs von Pinot Noir aus Kalifornien belegt.

Sicherlich kann man da noch anmerken, dass dieser Film einen wahren Kern enthält. Ich würde behaupten, dass ein ähnlicher Effekt beispielsweise mit dem Zinfandel oder dem Morio Muskat in Deutschland nicht funktionieren würde. Beim Riesling hingegen könnte ich mir eine solche Entwicklung nach solch einem Film in Deutschland hingegen vorstellen. Aufmerksamkeit erzeugen solche Filme ohnehin.

Nun habe ich mir einmal die Mühe gemacht, nicht die Verkaufszahlen von Pinot Noir, sondern seine Online-Aufmerksamkeit unter die Lupe zu nehmen. Eine sehr gutes Instrument sind dazu die Google-Trends. Mit ihnen wird die Häufigkeit von Suchanfragen dargestellt. Als Eingrenzung habe ich nur Suchanfragen in den USA gewählt, da es ja um einen Effekt in den USA geht (für Deutschland ist das leider nicht nachvollziehbar, da die Datenmenge fehlt).

Beginnen wir mit der Aufmerksamkeit für den Film Sideways. In der Kurve (Bild ganz oben) zeigt sich, wie er im Jahreswechsel 2004/2005 im medialen Interesse stand. Danach ist der Film für ein kleines Fachpublikum weiter interessant. Doch wie häufig waren Suchanfragen nach Pinot Noir in den USA? Der Ausschlag bei dem Erscheinen von Sideways (mittleres Bild) war noch relativ normal (hier fehlen leider frühere Zahlen aus den Weihnachtsgeschäften). Erst der Punkt B, also als man bereits über den Sideways-Effekt erstmals sprach, zogen die Suchanfragen in den USA kräftig an. Wenn man dies ernst nimmt, kann man bei dem Sideways-Effekt auch Elemente einer self-fulfilling prophecy erkennen (wie dies von Mediensoziologen genannt wird).

In der Jahresmitte 2005 lässt sich eine signifikant höhere Abfrage von Pinot Noir gegenüber den beiden Folgejahren feststellen. Insgesamt findet jedoch wieder eine geringere Betrachtung des Pinot Noirs in den USA statt. Dies ist an der Höhe der Spitze im Weihnachtsgeschäft 2007 sowie im bisherigen Jahresverlauf von 2008 zu erkennen (unteres Bild). Wie sich diese Entwicklungen der Suchanfragen in den Absatzzahlen wiederspiegeln werden, wird sich zeigen.

3 Gedanken zu „“Sideways”-Effekt beim Pinot Noir“

  1. Tolle Recherche!

    Wenn ich es richtig sehe,zeigt sich aber auch in den Anfragen der Langzeiteffekt: ab 2005 ist das Level für Pinot viel höher, obwohl der Hintergrund (untere Kurve)gleich bleibt!

  2. Danke. Dein Artikel war aber auch eine sehr gute Vorlage. Ich denke, dass in der schnellen Fakten-Berichterstattung und eigener Recherche eine wichtige Zukunft der Blogs liegt. Daher bin ich auch froh, dass in jüngeren Blogs alte Hasen schreiben.

    Klar, die Suchanfragen gehen erst mal nicht mehr auf das Niveau von 2004 zurück. Entscheidend an dieser Analyse finde ich auch, was im mittleren Bild als (B) gekennzeichnet ist. Das ist eine Meldung, bei der dieser Sideways-Effekt selbst in den Mittelpunkt gestellt wird. Und das schon wenige Wochen nach dem großen Erfolg des Films.

    Was man auch daran sehen kann: Relativ kleine Filme können ein langanhaltendes Interesse an Wein-Themen wecken. Das funktioniert jedoch nur, wenn das Produkt eine gewisse Qualität hat.

  3. Ich finde auch interessant, wie deutlich sich die Peaks zu den beiden wichtigesten Feiertagen in den USA (Thanksgiving und Weihnachten) von den Durchschnittswerten abheben. Da wird seit Jahren vor allem Pinot Noir getrunken.
    Wenn ich mir die Statistiken auf Cellartracker (zeigt vorwiegend den amerikanischen Markt) anschaue, dann scheint der Anteil der getrunkenen Flaschen Pinot Noir in den letzten vier Jahren relativ konstant bei knapp 12% jährlich zu liegen. 2003 lag der Anteil (bei deutlich weniger Stichproben) bei knapp 8%. Der Anteil von Merlot ist parallel von 3,5% auf 2,9% geschrumpft.
    Weitere wichtige Gewinner-Trauben in den letzten Jahren wären Malbec (plus 100% in 4 Jahren) und Tempranillo (plus 10%). Verlierer sind neben Merlot (minus 17%) v.a. rote Rhône Blends (minus 12%), Bordeaux Blends (minus 7%), Riesling (minus 11%), Chardonnay (minus 5%) und Cabernet Sauvignon (minus 8%). Soweit man diesen Statistiken halt trauen darf…

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