Am Donnerstag dieser Woche erscheint wieder der diesjährige Beaujolais Primeur. Seit dem Montag (12.November) liegt in viel Läden der REWE-Handelskette ein Werbeblatt aus, in dem auf die zu verkaufenden Primeur-Weine hingewiesen wird. Dabei ist auch eine Text vorhanden, der mit dem Titel “Kurioses um den Primeur” überschrieben ist. Als ich ihn las, erinnerte ich mich an einen Text, der bei der Online-Enzyklopädie Wikipedia auf der Seite zum Beaujolais unter dem Absatz Kuriosum steht.
So steht es bei Wikipedia:
“Ursprünglich war das Trinken des allzu jungen Primeurs nur ein Zeitvertreib englischer Dandys, die mit dem Privatflugzeug ins Burgund flogen, um für sich und ihre Dandyfreunde den allerersten neuen Wein aus Frankreich zu beschaffen. Aus diesem gesellschaftlichen Upper-Class-Gaudium entwickelte sich im Lauf der Zeit ein Massenkult um den allerneuesten Wein der Saison.”
So steht es bei REWE:
Der Text aus dem REWE-Werbeblatt ist zu 100% mit dem Text von Wikipedia identisch. Da die betreffende Textpassage seit fast zwei Jahren bei Wikipedia nur noch in Details verändert wurde, liegt der Schluss sehr nahe, dass REWE den Text einfach bei Wikipedia kopiert hat. Zudem geht aus der Historie von Wikipedia eindeutig hervor, dass die betreffende Textpassage dort von mehreren Usern selbsttätig erarbeitet und erweitert wurde. So billig kann ein Supermarkt an die Inhalte der Werbeprospekte kommen.
Was bedeutet das? Wikipedia steht unter der so genannten GNU-Lizenz. Man könnte annehmen, dass diese eine kommerzielle Nutzung der Inhalte von Wikipedia ausschließt. Dies ist jedoch nicht so:
“Die Lizenz gestattet die Vervielfältigung, Verbreitung und Veränderung des Werkes, auch zu kommerziellen Zwecken. Im Gegenzug verpflichtet sich der Lizenznehmer zur Einhaltung der Lizenzbedingungen. Diese sehen unter anderem die Pflicht zur Nennung des Autors bzw. der Autoren vor und verpflichten den Lizenznehmer dazu, abgeleitete Werke unter dieselbe Lizenz zu stellen (Copyleft-Prinzip).”
Zumindest fehlt also in dem Faltblatt von REWE eine Quellenangabe. Eine weitere Folge ist, dass die Inhalte dieses REWE-Prospekts ebenso der GNU-Lizenz unterliegen. Aber wer will schon Werbung kopieren?
Nojo, Skandal. Ich hätte mich, ehrlich gesagt sogar gewundert wenn dem nicht so wäre. Bei Wikipedia steht ja gelegentlich ebensoviel Blödsinn wie in einem Werbeprospekt…
Da hast Du sicherlich recht. Vor allem die Geschichte mit den Dandys ist ziemlicher Blödsinn. Da nimmt man doch keinen Privatjet, sondern geht in den Supermarkt nebenan;-). Und die sind jetzt voll von diesem unmöglichen Zeug. Verwundert hat mich allerdings schon, dass die in dem Fall ein Supermarkt so offensichtlich einfach per cut&paste die Texte zusammenstellt. Nicht mal Punkt oder Komma wurden verändert. Ein bisschen mehr Intelligenz hätte ich da schon erwartet.
Thomas, wenn die wirklich intelligent wären, bräuchten sie keine Texte für REWE Werbeprospekte schreiben…
😉
Aber womögich waren das auch nur ein paar arme Praktikanten.
Naja, zumindest ein Quellenverweis wäre sinnvoll gewesen, oder nicht?
Ein Quellenverweis bzw. Hinweis auf Wikipedia wäre das mindeste gewesen … aber dadurch wäre die Sache an sich – für REWE genauso “peinlich”
In meinen Augen ein “Armutszeugnis” für diesen Konzern …
Das ist eben kein Einzelfall, sondern scheint System bei der REWE Dortmund e.G. zu sein, wie ein Blick in das Prospekt der nachfolgenden Woche zeigt:
https://weinverkostungen.de/die-quellen-von-rewe-nachschlag/
Also ein skandal ist was ganz anderes, das was REWE gemacht hat ist normal jeder schreibt irgend wann mal ab !
Nur so zu info, REWE steht nich alleine da ! XD
@ Daywidd:
Wenn jemand in der Schule beim Nachbarn abschreibt ist das sicherlich kein Skandal. Wenn ein Konzern jedoch systematisch Urheberrechte verletzt schon. Diese Artikel waren ja auch nicht ohne Wirkung. Spätestens nachdem die Süddeutsche Zeitung (Print und online) die Geschichte von hier aufgegriffen hatte, war mit den Urheberrechtsverletzungen durch REWE ende.
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