Charme britisch, Aktion amerikanisch und Genuss meist französisch: Das ist die spannende Mischung mit der James Bond seit 50 Jahren erfolgreich auf der Leinwand flimmert. Der Genuss änderte über die Jahrzehnte weniger als die Schauspieler von James Bond. Mit Daniel Craig trat der sechste Darsteller an, der nun in „Skyfall“ seinen dritten Auftritt hat. So sehr sich Bond auch mit den unterschiedlichen Schauspieler wandelte, die Getränke blieben häufig die Selben. „Skyfall“ ist hierbei jedoch ein deutlicher Einschnitt. Niederländisches Bier, schottischer Whisky und Cognac haben den Champagner ersetzt.
1962 bestellte sich James Bond einen Wodka-Martini alleine im Hotelzimmer. Damit war eines der wichtigsten Getränke für seine 50 Jahre währende Leinwandpräsenz festgelegt. Ungefähr 70 Filmminuten später wird zu Besuch bei Dr. No erstmals Dom Perignon ausgeschenkt. Angeregt vom Prickelwasser entbrennt ein Streit welcher Jahrgang beim Burgunder Chambertin (gemeint ist die Nobel-Appellation Gevrey Chambertin) denn der Beste ist. Dies ist aber nur ein Randdialog, der mit der Sprengung des Millionen Dollar teuren Labors von Dr. No gipfelt. Weinfreunde sind die beiden trotz der guten Getränke jedenfalls nicht geworden.
Rückblickend mag es jedoch erstaunlich sein, dass schon vor 50 Jahren schon in der Bond-Reihe ein Chinese versuchte mit Dom Perignon und teurem Burgunder Eindruck zu machen. Das nahm die Entwicklungen in den letzten Jahren schon vorweg, egal ob es den Markt bei Nobel-Cognac, Top-Bordeaux oder Prestige-Champagner meint.
Doch zurück zur Filmreihe. Das wahrscheinlich lustigste Bond-Zitat stammt von Sean Connery. Dieser lässt 007 im Film Goldfinger (1964) sagen: „Man trinkt zum Beispiel nie einen 53er Dom Perignon, wenn er eine Temperatur über 8 Grad hat. Das wäre genau so, als höre man den Beatles ohne Ohrenschützer zu“. In Feuerball (1965) wird dann DomPi 1955 mit einem Bond-Girl getrunken. Im darauf folgenden Jahr gibt es in „Man lebt nur zweimal“ den 59er mit einem Gegenspieler. Er will Bond gar keinen Champagner haben. Als er hört, es gibt Dompi, ändert er seinen Entschluss.
Neben Dom Perignon ist immer wieder Bollinger bei James Bond zu Gast. Der Dompi taucht bei 007 nicht selten in Konflikten mit dem Gegenspieler auf. In „Der Spion, der mich liebte“ äußerte Bond 1977 „Ein Mann, der 52er Dom Perignon trinkt, kann nicht nur schlecht sein“. Ab und zu gefällt ihm der Jahrgang nicht. Bollinger hingegen wird häufig mit den geliebten Spioninnen getrunken. Nicht selten handelt es sich dabei um das Spitzenprodukt La Grande Année. Auch wenn Dom Perignon häufig stärker mit James Bond verbunden wird, unsere Auswertung der bislang erschienenen Filme sagt etwas anders: Derzeit steht es 12:7 für Bollinger. Seit 1983 war das Champagnerhaus in jeder Folge vertreten gewesen.
Auch jenseits von Champagner hat das Spiel um Weinwissen eine Tradition bei James Bond. Der kultivierte 007 tritt gegen Ganoven an, die sich einfach nicht zu benehmen wissen. 1963 ist in „Liebesgrüße aus Moskau“ die Frühstückshotelbestellung noch ganz lustig „Feigen grün, Eier weiß und Kaffee schwarz“. Unterirdisch wird es dann jedoch bei einer Zugfahrt. James Bond bestellte zur Seezunge korrekt einen Weißwein (Chablis). Der Gegenagent wird enttarnt, weil er Chianti zum Fisch trinkt. Der Dialog beim Bestellen: „Für mich eine Flasche Chianti.“ „Weißen Chianti?“ „Nein ich möchte Roten.“ Was soll weißer Chianti sein?
1971 stiehlt Südafrika dem Champagner die Show. In „Diamantenfiber“ hat Wein kaum Platz. Nur zum Schluss wird ein Mouton Rothschild getrunken. Jahrgang 1955! Auch hier wird der Gegner durch mangelndes Weinwissen enttarnt. Clairet ist dem mörderischen Servicepersonal als Begriff für einen Bordeaux unbekannt. Und so haben auch diese beiden Bösewichte ausgespielt.
„This is the End“, so beginnt der aktuelle James Bond. Es liegt nicht nur an der Sängerin Adele, dass dieser Film einer der traurigsten und am stärksten auf sich selbst bezogene in der 007-Serie ist. Noch nie wurde so viel in Großbritannien gedreht. Das Drama von „Skyfall“ deutet auf eine Krise dieser Kinoserie hin. Noch nie wurde James Bond in seinem Elternhaus gezeigt. Das Grab seiner Eltern war auch noch nie zuvor zu sehen. Und gerade dies wirft die Frage auf, was mit dieser Kino-Serie passiert. Und auch der Hinweis auf die nächste Folge fehlt.
Champagner passt in diesen traurigen Film nicht herein. Stattdessen hat Bond Falten wie nie zuvor. Es gibt weniger Glamour, dafür wird Bond härter. Gleich in den ersten 10 Minuten gibt es Exzesse mit Whisky. Und James Bond wird als schwache Figur gezeigt. Zugleich zeigen sich Risse in der vornehmen Art des Gentlemen. Er ist gar dienstunfähig und tritt trotzdem an. Während Bond schottischen Whisky (Macallen) und Bier (Heineken) trinkt, bevorzugt man beim MI6 Cognac (Corvousier). So war Bond zuvor noch nie zu sehen. Nur im Abspann taucht Bollinger als Unterstützer des Films auf. Durch Produktplatzierungen gab es immerhin für „Skyfall“ Rekordeinnahmen von 34 Millionen Euro.
bollinger taucht in dem film schon auf, es gibt zb eine szene an der bar, in der champagner auf der theke steht aber sonst ist die bollypräsenz tatsächlich auffällig diskret.
Der Beginn der “ruppigen” Art wurde bereits spürbar als Daniel Craig auf die Frage ob er seinen Martini lieber geschüttelt oder gerührt möchte, in “Casino Royal” antwortete “sehe ich so aus als ob mich das interessiert?”.
Dieses Zitat war zwar einmalig amüsant, stand dennoch im krassen Gegensatz zum Verhalten seiner Vorgänger.
Da hast du dir ja eine Menge arbeit gemacht. sehr schöner beitrag. “Und gerade dies wirft die Frage auf, was mit dieser Kino-Serie passiert” genau das habe ich mich auch gefragt. der erste james bond, bei dem ich eingeschlafen bin. lag vielleicht auch am fehlenden champagner.
Viele Grüße,
Weinologin
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