In der vergangenen Woche gab es eine Lagenverkostung der Weine vom Bürgerspital (Robert Haller, Foto rechts), Staatlichen Hofkeller (Michael Jansen, links) und Juliusspital (Horst Kolesch, mitte) aus dem Würzburger Stein. Dies ist mit 83 Hektar eine der größten Einzellagen in Deutschland. Zugleich ist der Würzburger Stein als Erste Lage eine der besten deutschen Weinlagen. Sie wird zu 98% von den drei Weingütern Bürgerspital, Staatlicher Hofkeller und Juliusspital bewirtschaftet. Das Weingut am Stein Ludwig Knoll und das Weingut Reiss besitzen lediglich kleine Parzellen im Würzburger Stein.
Der Name der Lage wird von dem Muschelkalkstein abgeleitet, welches vor 220 Mio. Jahren im Trias-Zeitalter entstand. Dies ist bedeckt von Verwitterungsmaterial und stellenweise dünnen Ton- und Lehmschichten. Der Würzburger Stein hat eine Hangneigung von 30 bis 65 Prozent. Auch die nahe Lage an Würzburg begünstigt das bestehende Mikroklima.
Doch zu den Weinen. Besonders positiv sind bei der Lagenverkostung der Steinweine die Großen Gewächse mit dem Silvaner. Diese haben sich gegenüber vorherigen Jahrgängen positiv entwickelt. Es wird bei diesen Weinen offensichtlich weniger Holz eingesetzt, wodurch eine höhere Eleganz möglich ist. Zuvor waren mir diese Silvaner aus Franken häufig zu mächtig erschienen, was bei rebsortenbedingter geringer Säure fatal sein kann (wie ich hier angesichts der Gutswein 2008 in Berlin bemerkt habe). Zudem haben die Weine aus dem Würzburger Stein gerade im trockenen Spätlesebereich den Vorteil, dass die Lage eine positive Mineralität erzeugen kann.
Juliusspital
Würzburger Stein, Silvaner, Kabinett trocken 2009
Strahlendes Strohgelb mit grünen Reflexen, helle frische Frucht, süßlich opulent am Gaumen, weißer Pfirsich, wenig Lang.
84
Bürgerspital
Würzburger Stein, Silvaner, Spätlese trocken 2008
Klar im Glas, volle Frucht in der Nase, reife Birne, zweite Nase duftig wie bei einer Williamsbirne, süß am Gaumen, mittellang.
86
Juliusspital
Würzburger Stein, Silvaner, Großes Gewächs trocken 2008
Etwas dunkleres Gelb mit grünlichen Reflexen, süßer etwas kompottig wirkender Pfirsich in der Nase, fulminant fruchtig am Gaumen, lang und intensiv.
88
Staatlicher Hofkeller Würzburg
Würzburger Stein, Silvaner, Großes Gewächs trocken 2008
Kräftiges Gelb, helle Frucht in der Nase, Mirabelle, fette Süße zu riechen, frisch hell-fruchtig am Gaumen, Länge.
91
Bürgerspital
Würzburger Stein „Hagemann“, Riesling, Großes Gewächs, trocken 2007
Kräftige strahlende Farbe, lebendiger weißer Pfirsich in der Nase, zweite Nase süß mit lebendiger Mineralität und Caramel im Hintergrund, süßfruchtig am Gaumen, wenig Säure, Länge, die süßlich anwächst und ewig stehen bleibt.
90
Juliusspital
Würzburger Stein, Riesling, Großes Gewächs, trocken 2008
Dunklere Farbe, Zitrusfrucht und Grapefruit, lebendiger Gaumen, dezente Säure aber frisch, mittellang, ein Exot.
91
Staatlicher Hofkeller Würzburg
Würzburger Stein, Weißer Burgunder, Großes Gewächs, trocken 2008
Strahlendes Strohgelb, dezente Nase, kurz süßeschnalzend am Gaumen, etwas filigran für diese Kategorie.
87 (mit Einschränkung des Urteils, da dieser Weiße Burgunder direkt nach den Rieslingen kam)
Bürgerspital
Würzburger Stein, Weißer Burgunder, Kabinett trocken 2009
Strahlendes Strohgelb, helle Frucht mit Passionsfrucht, dezente Banane am Gaumen, mittlere Länge.
85
die hofkeller-weine fand ich besonders gut, angefangen bei den kabinetten bis hin zum gg, wo das feld allerdings dicht beisammen lag
Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.