Bücher sind schon auf diesen Seiten vorgestellt worden. Jedoch noch keine Romane, zumal noch Kriminalromane. Das ist jetzt mit dieser Rezension von „Tatort Deutsche Weinstraße“ anders. Das vorliegende Buch erschien im Grafit-Verlag. In diesem werden vor allem regionale Kriminalgeschichten veröffentlicht. Darunter ist auch der in Münster spielende Wilsberg. Die verfilmte Version wird im Abendprogramm des ZDF ausgestrahlt.
Doch zurück zu den Kriminalfällen in der Pfalz. Der Plural ist hier angebracht, da es sich um mehrere Kurzgeschichten handelt. Diese spielen jeweils in einem der Orte an der Weinstraße. Dabei sind die Geschichten relativ unterschiedlich. Nicht immer passiert ein Mord. Es geht auch um gestohlenen Wein, eine entführte Ziege oder andere Unglücke.
In den Geschichten ist die klassische und zentrale Rolle des Kommissars im Krimi eher unterbeleuchtet. Viele der Kurzkrimis kommen ganz ohne ihn aus. Der Grund dafür könnte darin liegen, dass es auf den zumeist knapp 10 Seiten sehr viel Geschick erfordert, mehr als zwei Charaktere zu entwickeln. Man benötigt für einen Krimi schon mindestens einen Täter und ein Opfer. Weitere Verdächtige oder gar einen Kommissar können dann meist nur am Rande dargestellt werden.
Was der Krimisammlung ganz gut gestanden hätte, währe z.B. die Einbindung von bekannten Winzern oder legendären Weinen aus der Pfalz in die Geschichten. Das ist jedoch angebunden an eine generelle Problematik, auf die die Herausgabe eines solchen Buches stößt: Es sind drei verschiedene Lesergruppen vorhanden. Zum einen sind da die Menschen, die sich für Wein interessieren. Dann gibt es Leser, die die Region aus dem Urlaub und von Weinreisen kennen. Und schließlich gibt es auch noch eine Zielgruppe, die in der Pfalz wohnt und die Orte aus ihrem Alltag kennt.
Bei den stark wechselnden Erzählweisen sollen zwei besonders erwähnenswerte Kurzgeschichten herausgegriffen werden. Zum einen ist da der schmissige Kurzkrimi von Peter Dell. Poentenreich geschrieben und mit einem Privatdetektiv alten Kalibers im Mittelpunkt. Eine andere spanende und zuweilen lustige Geschichte heißt “Killer-Kerve in Klingenmünster”. Bei dem Krimi von Tatjana Kruse reihen sich die Toten nur so aneinander. Lückenfüller ist der Wein. “Der Entsorger war leicht deprimiert. Er hatte einen Saab Kombi stehlen müssen um die drei Leichen unterzubringen. … Eigentlich trank er bei der Arbeit nie, aber wer konnte dem guten Pfälzer Wein schon widerstehen?”
Angela Esser (Hrsg.): Tatort Deutsche Weinstraße, Kriminalstorys, 234 Seiten, grafit-Verlag, Dortmund, 9,50 €
Zur Lektüre passen folgende Weine:
Dr. Bürklin-Wolf Bürklin Estate Dornfelder
Dr. von Bassermann-Jordan Ruppertberger Reiterpfad Riesling Kabinett
Reichsrat von Buhl Deidesheimer Leinhöhle
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