Gestern schrieb ich über die erfolgreichsten Produktinnovationen 2008. Diese wurden angeführt von Tillman’s Toasty. Das ist ein Schnitzel zum Toasten. Mich erstaunte der durchschnittliche Wochenumsatz mit Tillman’s Toasty von 274.579 Euro. Und dies durchschnittlich im gesamten Jahr 2008! Ein Vorteil dieses Produktes scheint es zu sein, dass es schnell zubereitet ist. Einfach das tiefgekühlte Schnitzel in den Toaster und fertig. Und schnell liegt im Trend. Es scheint gerade so zu sein, dass um so mehr Leute Kochsendungen im Fernsehen anschauen, sie weniger Zeit haben sich selbst was zu kochen. Eine moderne Form von Masochismus. Und das in doppelter Hinsicht. Denn auch das anschauen dieser Sendungen ist eine Qual.
Das Schnitzel zum Toasten
Um es vorneweg zu sagen: Eigentlich bin ich überfordert solch ein “Essen” zu bewerten. Eigentlich hätten sich die beiden Autoren vom testschmecker.de diesem Tiefkühlschnitzel mit der Bezeichnung Tillman’s Toasty schon mal annehmen sollen. Mir reicht es jedoch bei weitem nicht an ein gutes Wiener Schnitzel heran. Schon das so genannte Fleisch ist nicht echt. Es handelt sich eher um aufgeschäumtes Fleischpüree. So gewinnt der Werbeslogan von Tillman’s Toasty “Dont call it Schnitzel” eine ganz neue Bedeutung. So gut schmecken tut es mir auch nicht.
Sicherlich stand die jahrelange Entwicklungsarbeit von Tillman’s Toasty vor schwierigen Aufgaben. Es sollte kein Fett aus dem “Fleisch” tropfen. Bei echtem Fleisch wäre das im Toaster unweigerlich passiert. Zudem muss das alles bei tiefen und hohen Temperaturen zusammenhalten. Jeder, der schon mal ein echtes Schnitzel gebraten hat, weiß, dass dies eine der wesentlichen Herausforderungen ist. In quadratischer Form bleiben muss Tillman’s Toasty auch, was mit natürlichem Fleisch nicht geht. Zudem soll es kross und saftig sein.
Noch die Zusammensetzung von Tillman’s Toasty (nach Herstellerangaben):
Schweinefleisch z.T. fein zerkleinert (60%), Panade (Weizenmehl (Gluten), Hefe, Speisestärke, Malzextrakt, Gewürze), Pflanzenfett, Stabilisatoren: Triphosphate, Diphosphate; Glukosesirup, Säureregulatoren: Natriumcarbonat, Natriumlaktat; modifizierte Stärke: oxidierte Weißenstärke, Pfefferextrakt, Süßungsmittel: Sorbitsirup, Emulgator: Polysorbat 80, Verdickungsmittel: Xanthan, Zitronenaroma (Trägerstoff: Dextrose), Zitronenfruchtpulver
Hui ui uii. Irgenwie schmeckt das auch so. Wenn ich ein Schnitzel brate, dann nehme ich Schweinefleisch, schwenke dies in gerührtem Ei mit Salz und Pfeffer und ziehe es durch Semmelbrösel. Am besten zwei mal, damit eine schöne Panade entsteht. Bei Tillman’s Toasty wird das alles anders gemacht. Und ich möchte auch vermuten, dass ein selbst gebratenes Wiener Schnitzel weniger kostet. Für 280g Tillman’s Toasty habe ich immerhin 2,99 Euro bezahlt. Hier gibt es noch eine Einschätzung von Stiftung Warentest zu dem Produkt.
Hallo Thomas,
dein Bericht von neulich hat mich doch neugierig gemacht wie diese Dinger (ich sag bewusst nicht Schnitzel dazu) wohl schmecken mögen. Wenn ich das hier so lese, lasse ich doch besser die Finger weg von diesem mit Schweinefleischimitat gefüllten Alibi-Schnitzel-Ersatz und vertraue voll und ganz deinem Geschmack 😉
Gruß,
Alex
Schrecklich diese Essentwicklung. Nachdem ich mehrere Wochen in den USA war bin ich wieder froh selbst zu kochen um etwas gesundes zu essen. Kochsendungen sehe ich mir schon aus Prinzip nicht an. Dazu ist mir meine Zeit zu schade.
Ich finde es gibt auch eine schnelle und einfache Küche mit frischen Zutaten. Die ist nicht nur gesünder als so ein Fertigzeug, sondern meistens auch kostengünstiger. Viele Fast-Food-Fans argumentieren ja mit dem Preis. Wenn man sieht wie teuer das eigentliche ist und zudem dann noch ungesund, kann man nur die Hände über dem Kopf zusammenslagen.
Ich würde gerne unbedingt wissen, in welchem Geschäft es diese Schnitzel-Toasties zu kaufen gibt.Es handelt sich nämlich um einen kleinen Notfall, deswegen bräuchte ich ganz dringend eine Antwort. Vielen, vielen Danke und liebe Grüße
Mag mal eine Lanze brechen: die Antwort, warum dieses Zeug so beliebt ist, ist simpel: es ist geschmacklich gar nicht so verkehrt und ultraschnell zubereitet.
Natürlich ist es kein Gourmet-Menü, aber als solches ist es auch nicht gemacht.
Man hat keine Arbeit mit der Zubereitung, fast keine Arbeit mit dem Abwasch und es kann aus dem Gefrierfach direkt getoastet und gegessen werden.
Kein langes Einkaufsliste erstellen, Zutaten suchen und dann sofort kochen müssen, damit nicht die Hälfte schlecht wird.
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