Maremma ist ein Anbaugebiet der Stufe IGT (also quasi Landwein) im süd-östlichen küstennahen Gebiet der Toskana. Die Rebfläche beträgt ca. 62.000 Hektar. Die Region Maremma ist erst sehr spät erschlossen worden. Noch vor 200 Jahren waren hier viele Sümpfe vorhanden. Der derzeitig zu verzeichnende Boom hängt aus etwas mit der Bewegung der Super-Tuscans zusammen. Vor 40 Jahren wurde erstmals der Tignanello von Antinori erzeugt. Auch dieser firmiert noch immer unter dem Label IGT.
Neben einigen traditionellen Weinorten mit ihren traditionsreichen Qualitätsspitzen und fest geregelten Erzeugungs- und Vermarktungsgrundlagen (z.B. Montalcino oder Montepulciano) gilt Maremma immer noch als ein Experimentierfeld. Einige namenhafte Weingüter aus den historischen Bereichen in der Toskana bauen dort an oder haben dort ein eigenes Weingut gegründet. So produziert z.b. auch Querciabella einen Rotwein namens Mongrana.
Rebsorten in Maremma
Maremma ist überwiegend mit roten Rebsorten bestockt. Vor allem der traditionelle Sangiovese ist hier zu finden. Aber auch neuere internationale bzw. französischstämmige Sorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah oder auch Cabernet Franc werden hier angebaut. Ebenso wachsen in Maremma weiße Rebsorten. Sie nehmen knapp 20% der Fläche ein. Hierbei ist besonders der Vermentino zu nennen.
Aus dem reichhaltigen Angebot der Weine aus Maremma haben wir drei Rotweine bestehend aus 100% Sangiovese ausgesucht. Nicht bei allen Weingütern kann man viele Informationen auftreiben. Die Tenuta Sassoregale hat eine recht schmale Webseite. Irgendwie ist dieses Weingut auch mit Lamole di Lamole in Chianti Classico-Gebiet verbunden. Die Tenuta Sassoregale erzeugt drei rebsortenreine Weine aus Sangiovese, Merlot und Syrah. 30 Hektar werden im Maremma-Gebiet bewirtschaftet.
Tenuta Sassoregale 2008
Dunkles Rubin mit purpurnem Rand. Hölzern-rauchige Nase, etwas überreif mit Kirschen und Waldbeeren. Weich und rund am Gaumen. Die Säure ist gut eingebunden. Dann gibt es frische Minze. Im Nachhall kommt dezent noch mal die Kirsche, die ganz leicht aber lange präsent ist. Etwas grüne Töne klingen jedoch auch an. Wenn der Sangiovese von der Tenuta Sassoregale mehr Luft bekommt verschwinden die grünen Noten und er entpuppt sich als ordentlicher Sangiovese aus der Toskana.
Tenuta Sassoragle
2008, Maremma IGT 100% Sangiovese , 13,5%, 7,80 Euro
Mantellassi ist ein alt eingesessener Betrieb, der seit 1960 besteht. Das ist für die Region Maremma schon recht lange. Anstrengungen hat man vor allem beim Morellino di Scansano geleistet, die seit 1978 als DOC anerkannt ist. Inzwischen baut Mantellassi die Rebsorten Cabernet Sauvignon, Morellino, Merlot, Canaiolo Nero, Malvasìa Nera, Ciliegiolo, Vermentino Bianco, Sauvignon Blanc auf über 60 Hektar im Maremma an.
Mantellassi Il Canneto 2010
Der Il Canetto von Matellassi ist recht interessant. Er besteht zwar auch aus 100% Sangiovese, man hat hier jedoch verschiedene Klone dieser Rebsorte verwendet. Der Rotwein ist im Edelstahltank ausgebaut worden. Rubinrot mit hellem Rand. Hinter Kardamom eine eher florale Nase mit reifen Pflaumen und etwas Moschus. Fleischige Frucht am Gaumen. In sich harmonisch. Recht kurz und hinten etwas spitz und trocken stehen bleibend.
Mantellassi
Il Canneto, 2010, Maremma IGT 100% Sangiovese , 13% , 6 Euro
Casali di Maremma 2010
Helleres Rubinrot. Etwas erdig und würzig in der Nase. Dann eine duftige Kirsche. Die zweite Nase ist duftig und kernig geprägt. Am Gaumen ist dieser Sangiovese aus Maremma recht leicht und frisch. Er verabschiedet sich schnell ohne dabei einen negativen Eindruck zu hinterlassen.
Casali di Maremma
2010, Maremma IGT 100% Sangiovese , 13%, 7 Euro
Weinverkostungen.de-Backstage
Noch ein kleiner Nachtrag. Man fragt mich manchmal, wie eine solche Verkostung denn stattfindet. Als Anschauung ein Bild was dies veranschaulicht. Im Prinzip kann man eine Region nur verstehen, wenn man mehrere Flaschen parallel verkostet. Erst dann wird man Gemeinsamkeiten entdecken und diese Weine von anderen Regionen abgrenzen können. Da ich mich mit dem Sangiovese schon recht intensiv beschäftigt habe, fällt es nicht sehr schwer die recht geschlossenen Stile von Vino Nobile oder Brunello von diesen deutlich frischer und leichter geprägten Weinen zu differenzieren.
Eines ist deutlich: Die alten großen Weine aus dem Klon Sangiovese Grosso haben eine bestechende Nobilität gegenüber Maremma. Das hängt an diesem bestimmten Rebsorten-Klon und jahrzehnte langer Erfahrung mit ihren Weinen. Boom hin oder her. Eventuell ist es auch eine Binsenweisheit. Man wird aus Maremma nie die Qualität für sieben oder acht Euro bekommen, die in den alten Gebieten für Einstiegspreise von 15 bis 30 Euro gehandelt wird.
Und ein weiteres gilt festzuhalten: Egal ob nun ganz oldstyle mit ausschließlich Sangiovese oder modern mit Cabernet Sauvignon, Merlot oder gar Syrah: Die Rebsorte ist kein Garant für Qualität. Das trifft für Wein aus Maremma genauso zu wie auf das inzwischen 40 Jährige Phantom Super-Tuscan (Tatsächlich; erster Jahrgang Tignanello war 1971). Zugleich kann man anschließend an dem Super-Tuscan-Boom – in dessen Windschatten sich ja auch Maremma am Markt positioniert – fragen: Wozu führt die Freiheit von den Regularien bezüglich verwendeter Rebsorten, Ausbau oder auch Vermarktungsterminen? Sicherlich nicht zu jener Profilschärfe, die auf einem globalen Markt notwendig ist. Spannend bleibt jedoch wie sich das Gebiet von einer Spielwiese aus weiter entwickeln wird.