Die VDP-Winzer aus dem Anbaugebiet Mosel (also nach Weingesetz mit Saar und Ruwer) zeigten durchweg ein sehr positives Bild bei ihren Großen Gewächsen. Der Publikumsandrang war riesig (siehe Bild oben: vorne Chistiane Wagner vom Weingut Dr. Wagner und dahinter Roman Niewodniczanski vom Weingut Van Volxem). Etwas verwirrend war, dass es nicht nur trockene Weine aus Ersten Lagen zu probieren gab. Wenn man sich beruflich mit diesem Thema beschäftigt, ist es sicherlich leicht bei den Ersten Lagen, Ersten Gewächsen und Großen Gewächsen einen Durchblick zu behalten. Verkosterisch reihten sich Höhepunkte aneinander, die selten so dicht aneinandergereiht sind.
Das Weingut von Othegraven zeigte sein Großes Gewächs Altenberg (eigentlich Kanzemer Altenberg; bei den ganzen Altenbergen, die es gibt, ist der Ortszusatz doch manchmal ganz sinnvoll). Die erste Nase erscheint etwas verschlossen und hefig. In der zweiten Nase kann man eine wunderbare süßliche und leicht exotische Südfrucht riechen. Passionsfrucht steht dabei im Zentrum. Säure ist kaum zu schmecken. Etwas Gurke steht neben der Frucht im sanften aber keineswegs kurzen Nachhall.
Beim Weingut Clemens Busch konnte man es das empfehlenswert Große Gewächs Marienburg “Rothenpfad” zu probieren. In der Nase ist ein unbeschreiblich süßer Früchtekorb. Man kann bei diesem Geruch gar nicht glauben eine trockenen Wein im Glas zu haben. Dieser wirkt am Gaumen leicht überladen. Man wird jedoch mit einer extremen Länge belohnt, die überaus angenehm ist.
Das Große Gewächs Goldtröpchen vom Weingut Reihold Haart muss auf jeden Fall auch positiv erwähnt werden. In der Nase sind Mineralität und Salatgurke. Ein runder jedoch intensiver Geschmack nach asiatischen Früchten breitet sich aus. Vom Weingut Heymann-Löwenstein möchte ich Uhlen Blaufüßer Lay und Uhlen Laubach auch noch sehr positiv hervorheben. Wieder mal klasse Weine bei denen mir aufgrund des Andrangs am Stand etwas die Nerven zu eingehender Beschreibung fehlten.
Beide Großen Gewächse vom Weingut Reichsgraf von Kesselstatt begeisterten mich. Der Josephshöfer tritt in der Nase mit kräftigem Pfirsich auf. Dieser ist mineralisch untermalt. Kurz blitzt eine Säure auf. Der sehr angenehme Nachhall ist von der Frucht dominiert. Der ebenso empfehlenswerte und aus meiner Sichtweise qualitativ nur kurz hinter dem Josephshöfer stehende Scharzhofberger ist wesentlich mineralischer. Eine merkliche Säure baut Spannung auf. Auch der Scharzhofberger bietet eine enorme Länge. Bedanken möchte ich mich zudem bei den fast hellseherischen Kräften der Standbetreuung beim Weingut Reichsgraf von Kesselstatt. Man wusste dort schon vorher was ich verkosten wollte.
Noch eine kleine Randbemerkung: Ein Winzer drängte mich auch zur Probe seiner einfacheren Weine. Eigentlich war mein Motiv in Berlin die Großen Gewächse zu probieren und eben nicht die ganzen Flights einzelner Winzer. Das ist zeitlich nun auch gar nicht möglich gewesen. Auch wenn es manchmal traurig ist. Doch weiter in der Geschichte: Auf meinen Einwand, dass ich diese schon kenne (und mir der Qualität durchaus bewusst bin), wurde mir begegnet, dass dies nicht sein könne, da sie erst frisch gefüllt seinen. Hatte ich in Trier bei der Jahrgangsverkostung des Großen Rings tatsächlich Faßproben im Glas? Und wenn ja, welche Aussagekraft misst dieser Winzer seinen Fassproben zu? Meine Aufzeichnungen und der Katalog aus dem Juni dieses Jahres sind leider nicht ganz eindeutig bezüglich der Fragestellung mit den Fassproben.