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Vegetarischer und veganer Wein

In einer Broschüre über Biowein las ich letztens davon, dass es vegetarischen und veganen Wein gibt. Vegetarier essen kein Fleisch und Veganer lehnen jegliche Form von tierischen Produkten ab. Auch als Kleidung. Nun denkt man beim Wein in erster Linie an Trauben. Er wird also aus Obst hergestellt. Das dürfte also weder die Vegetarier noch die Veganer stören. Doch weit gefehlt. Auch Wein kann mit Hilfe von tierischen Produkten hergestellt sein. So kann Wein mit Gelatine oder Eiklar geschönt sein. In der EU-Weinmarktreform ist sogar eine Kennzeichnung der Schönung mit Ei vorgesehen. Wein mit Ei könnte dann auf dem Etikett stehen.

7 Gedanken zu „Vegetarischer und veganer Wein“

  1. Gut für die Veganer – obwohl sie sowieso die meisten, vor alem instrutriell produzierten Weine wohl sorglos trinken können: eine so klassisch- altmosische und mit viel Arbeitsaufwand verbundene Methode, wie die Schönung mit geschlagenem Eiweiss, das die Trübstoffe bindet und ausfallen lässt, wird da wohl schon lange nicht mehr verwendet. Und die meisten heutigen Zusatzstoffe sind bestimmt rein chemisch und nicht auf Tierbasis gewonnen.

    Allerdings sollten sie darauf achten, ob Trauben mit dem Vollernter eingebracht wurden (oft auf technischen Blätten an dem Satz: “vollentrappte (oder, feiner: entbeerte) Ernte” zu erkennen – die Maschinen schlagen nämlich nur die Trauben von den Strünken und lassen diese dran. Da kann es schon passieren, dass auch die gesamte Fauna, die da in den Reben träumte, mit eingesogen wird, also je nach Witterungslage, Grillen, Marienkäfer oder auch Schnecken. (Von Blättern, Rebholz oder gar Stützpflöcken bei scxhlecht eingestellt Maschinen reden wir jetzt nicht – aber die sind ja auch wieder veganisch…)

    Vielleicht gibt’s ja Eiweissallergiker, die man so schützen will, daraus dann eine Marke für Vegetarier und Veganer zu entwickeln (von denen die meisten mir bekannten übrigens eh keinen Wein trinken, wegen des Alkohols) halte ich mal wieder für typisches Marketing-bla-bla. Aber wers braucht…

  2. Also ich bin ja auch kein Freund von umfangreicher Kennzeichnung. Sicherlich, grundlegende oder gesundheitsschädliche Dinge sollten immer angegeben sein. Aber häufig verwirren viele Daten und Begriffe den Kunden mehr, als dass es nutzt. Davon Analysedaten auf das Rückenetikett zu drucken ist man glücklicherweise wieder etwas weg gekommen. Auch Empfehlungen für Diabetiker sind – auch aufgrund der schwierigen juristischen Lage – kaum noch vorhanden.

    Gleichzeitig hat die Kennzeichnungspflicht von Sulfiten ziemlich für Verwirrung gesorgt, da sie auf fast allen Flaschen steht und damit kaum aussagekräftig ist (zudem wenn die Menge nicht angegeben ist, was ja die entscheidende Information wäre). Die meisten Kunden wissen auch gar nicht was Sulfite sind. Wie sollte das erst mit der Sache mit den Eiern aussehen?

  3. Nur zur Präzision für weniger informierte Leser: “enthält Sulfite” muss für alle europäischen Weine ab Jahrgang 2005 obligatorisch auf der Flasche stehen, wenn der Wert von 10mg/SO2 gebundener plus freier Schwefel pro Liter überschritten wird. Die zugelassenen Höchstwerte für Rotweine mit Biolabel liegen bei 120 mg/l, bei “normalen” Weinen bei 160 mg/l – also wirklich ein weites Feld (bei Likörweinen darf das doppelte zugesetzt werden).

    Warum nicht die Analysedaten aufs Rückenetikett? Spätestens wenn man als Winzer ein Präsikat beansprucht oder exportiert muss man sie sowieso nachweisen, also könnte man sie auch ausdrucken (z.B. ph-Wert, Restzucker und SO2) und wenn man keine Zusatzstoffe benutzt, kommt da auch nicht zuviel zusammen. Auf jeder Nudelpackung steht ofr viel mehr und der Verbraucher kann es lesen oder sein lassen, wenn’s ihn nicht interessiert.

  4. Grundsätzlich habe ich eigentlich nichts gegen eine ganz umfangreiche Kennzeichnung. Es treten jedoch auch Probleme auf. Ein Problem ist, dass Konsumenten denken sie haben es mit einem Industrieprodukt zu tun. Das ist teilweise bei der Sulfitkennzeichnungspflicht schon so. Das ist nicht so gut für die Weinwirtschaft. Begründet sich der Boom von Wein in den letzten Jahren und sein guter Ruf doch auch darauf, dass er als Naturprodukt daherkommt. Wenn man sieht, wie manche Bierbrauer die deutsche Brautradition und in der Werbung Naturbilder brauchen um ihre Fabriken zu verdecken, hat man einen Eindruck, wie wichtig dieses Bild beim Konsumenten ist.

    Auch eine weitere Problematik betrifft den Konsumenten. Es gibt eine bestimmte Sorte von ihnen, die ihren Einkauf nach Säure und Zuckerwerten gestaltet. Damit meine ich nicht diejenigen, die dies aus gesundheitlichen Gründen tun. Bei denen ist das vollkommen in Ordnung. Aber Leute, die anhand von Analysedaten dann meinen ihr Geschmacksbild beschreiben zu können, nerven einfach. Vielfach sind Gespräche über diese Werte dann zum Beispiel im Verkauf Ersatzthemen für Leute, die von Wein keine Ahnung haben.

    Ich möchte vor einer Verkostung häufig gar nichts über die genauen Zucker- oder Säurewerte wissen. Wenn es auf dem Etikett stehen würde, dann würde ich auch vorher nachschauen. Das Hauptargument ist hierbei: Wein ist im guten Fall ein Gesamtkunstwerk auf Basis natürlicher Erzeugung, dass nicht mit zu vielen Zahlen dargestellt sein soll.

    Gleichzeitig hat Kennzeichnung auch Vorteile. Ich finde da eine Veröffentlichung von Analysedaten z.B. im Internet ganz angebracht. Und zu der Sache mit den Sulfiten: Entweder man hätte es mit der Pflicht zur Kennzeichnung sein gelassen oder man hätte verpflichten müssen den genauen Wert auf die Flasche zu schreiben. Beides ist besser als die derzeitige Regelung, die wenig Information und viel Verwirrung stiftet.

  5. Im Prinzip einverstanden, vor allem mit dem letzten Absatz. Aber sind Leute, die über Analysewerte reden wirklich nerviger, als die, die Parkerpunkte auswendig lernen und nur fremd angelesene Urteile und Medaillenspiegel nachbeten?

    Natürlich steht das Geschmackserlebnis im Vordergrund und das ist ja von unzähligen individuellen und subjektiven Faktoren abhängig und der Mythos des Weins wird sicher her durch eine Begegnung mit dem Winzer in Weinberg und Keller bestätigt, als durch die Lektüre der Laboranalyse.

  6. Ja ich mag Parker auch nicht. Seine Jünger finde ich aber weniger nervig als die Möchtegern-Weinkenner. Übertragen doch die Parkerfans ihr Urteisvermögen an ihren Guru und sagen damit ja automatisch, dass sie selbst vollkommen unfähig sind.

    Was an dem Spiel mit Parker aber wirklich nervig ist, dass die Händler von Klassifizierten Bordeaux inzwischen ihre Preisgestaltung gar nicht mehr selber machen können, sondern dass die Preise fast nur noch nach Punkten geht. Da wird das Spiel gerade in der vermeintlichen Qualitätsspitze langsam ziemlich absurd. Eigentlich müssten die ständig platzenden Spekulationsblasen (immer wenn die Lagerfähigkeit droht überschritten zu werden oder von vielen Händlern gleichzeitig versucht wird den hochspekulierten Gewinn einzustreichen) doch eine Warnung sein.

  7. Das Problem des nicht-vegetarischen Weins ist ja selbst vielen langjährigen Vegetarien nicht bekannt.Es gibt aber mittlerweile auch einige Winzer, die ihren Wein über alternative Trägermittel als Fischblase nimmt, viele Bioläden führen schon vegane Weine.
    Auf http://www.veggieportal.de habe ich eine Übersicht über die häufigsten tierischen fallen angelegt, falls du willst, kannst du ja mal einen Blick drauf werfen.

    Schöne Grüße
    Oliver

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