In den kommenden Tagen eröffnet die Vinexpo 2015 in Bordeaux ihre Pforten. Organisation ist bei der Vorbereitung alles was zählt. Es gibt bei 2400 internationalen Ausstellern einfach so viele Möglichkeiten. Doch auch außerhalb der direkten Messeorganisierung ist es gar nicht so leicht. Wie bekommt man fünf schöne Hemden knitterfrei nach Bordeaux? Wie wird das Wetter, wegen temperaturangepasster Kleidung? Immerhin sind meine neuen Visitenkarten jetzt endlich da.
Die Vinexpo in Bordeaux wartet in diesem Jahr mit einigen Neuerungen auf. Ganz besonders bin ich auf die dort neu geschaffene #Digizone gespannt. Besonders über twitter gab es hierzu schon recht viel Kommunikation und auch erste Verabredungen. Auch zufällig werde ich hier bestimmt den ein oder anderen Bekannten aus dem weltweiten Weinbloggerkosmos (wieder-)treffen. Ich bin sehr gespannt wie dieses innovative Konzept aufgehen wird. Mein Laptop freut sich über Wifi und mein Handy über Strom.
Für mich ist die Vinexpo ein sehr interessanter Blick über den deutschen Tellerrand hinaus. Die Weinkultur ist an vielen Orten der Welt sehr unterschiedlich. Zugleich unterscheidet sich das Nutzerverhalten in den sozialen Netzwerken sehr deutlich. Als Beispiel: Während im deutschsprachigen Raum das Thema Wein bei twitter kaum noch so richtig relevant zu sein scheint, passiert englischsprachig hier sehr viel. Ebenso gibt es eklatante Unterschiede in der Nutzung von Instagram. Der internationale Kontakt kann hier nur eine Bereicherung sein.
Als Auftakt steht bei mir im Terminplan gleich am ersten Messetag die Präsentation der Top 100 Weine des Decanter. Jeder Weinerzeuger ist stolz auf dieser Liste genannt zu werden. Die Gewinner der 12. Decanter World Wine Awards (DWWA) werden erstmals exklusiv auf der Vinexpo bekannt gegeben. In einer Masterclass (an der ich teilnehmen werde) präsentieren Steven Spurrier (Redakteur beim „Decanter“ und Juryvorsitzender) sowie die Sommelier-Weltmeister Gerard Basset, Paolo Basso und Markus Del Monego die überraschendsten und außergewöhnlichsten Gewinner des Wettbewerbs.
Trotzdem die Vinexpo eine sehr internationale Messe ist – das betrifft die Besucher wie auch die Aussteller – werde ich viele Stände von französischen Weinerzeugern besuchen. Auf meiner Liste stehen dabei unter anderem Advini (mit der Domaine Laroche in Chablis), Marrenon (aus Luberon und Ventoux), Bouvet (von der Loire) und einige Champagner-Erzeuger. Die Gebiete von Bordeaux präsentieren vielfältig den aktuellen Jahrgang 2012 und die jungen Weine aus 2014. Beide halte ich für sehr gut (bei 2014 noch etwas ungesichert), aber ich mir noch nicht ganz so sicher was ich da probieren möchte.
An einem Tag werde ich versuchen alle deutschen Aussteller auf der Vinexpo abzuklappern. Das ist dann quasi ein Heimspiel in Bordeaux. Sicherlich gibt es für mich zahlreiche weitere Möglichkeiten die hiesigen Aussteller wesentlich näher zu erreichen. Aber der Export von deutschem Wein ist ein spannendes Thema. Dem werde ich versuchen dort auf den Grund zu gehen. Viele andere Regionen der Welt präsentieren sich. Eine Verkostung von Pinot aus Napa spricht mich momentan sehr an. Mal sehen was ich noch in diesem Bereich unternehmen werde.
Eine wirklich spannende Veranstaltung wird ein Blind-Tasting-Wettbewerb mit Paolo Basso (Foto rechts) sein. Wann hat man schon mal die Chance gegen einen Weltmeister anzutreten? Ich hab mich jedenfalls angemeldet. Dabeisein ist alles. Viele andere Ideen stehen noch auf meinen Listen. So gibt es z.B. eine internationale Grenache-Organisation. Genache aus anderen Ländern als Frankreich? Das klingt sehr interessant. Vieles weitere auch, was ich nur gerade in meiner Zettelorganisation nicht erblicke.
Ganz ehrlich: Ich fürchte mich persönlich etwas vor dem umfangreichen Abend- und Nachtprogram in Bordeaux. Ich will ja zum nächsten Messetag ausgeschlafen und ausreichend erholt erscheinen. Das wird Disziplin erfordern. Vier Höhepunkte werden die offiziellen und allabendlichen Kontaktpartys unter dem Titel „The Blend“ sein. Dann gibt es noch einen Abend auf dem Chateau Beychevelle. Das ist durchaus mit einigem Witz. Denn einer der ersten Weine aus Bordeaux für den ich mich mal getraut hatte etwas mehr Geld als zuvor auszugeben, war der Zweitwein mit dem Namen „Amiral de Beychevelle“. Das ist sicherlich schon ziemlich lange her. Ich las dann einiges über das Chateau, des dortigen Bodens und die Entstehung des etwas ungewöhnlichen Namens. Beychevelle ist für mich mit einzigartigen Erinnerungen verbunden und seitdem ein magischer Anziehungspunkt in dieser Weinwelt.
Wir werden sehen, ob alle Termine funktionieren. Selbst wenn nicht, wird es bestimmt eine schöne Weinmesse mit der Begegnung von interessanten Personen aus der internationalen Weinwelt. Es wird die Gelegenheit sein, einige Leute wieder zu treffen und andere neu kennen zu lernen. Und ganz egal ob ich noch zur (leider ausgebuchten) Ceval Blanc-Vertikale hinzukommen kann oder nicht: Es wird ganz bestimmt einige außerordentlich gute Weine zu probieren geben. Da bin ich mir sicher. Vinexpo, ich freu mich drauf.
Die internationale Fachmesse für Wein und Spirituosen findet vom 14.-18. Juni in Bordeaux statt. Hier geht’s zur zweisprachigen Seite der Vinexpo.