Der Brexit war nicht gerade eine Methode Britannique, also die feine englische Art. Seit der Abstimmung fliegen die Fetzen zwischen EU und Großbritannien. Zu feiern gibt es auf der Insel nach dem Entschluss auch nicht viel. Evtl. wird die heimische Schaumweinindustrie die Korken knallen lassen. Aber selbst dies ist nicht klar. Der um ca. 20 Prozent veränderte Wechselkurs zwischen Pfund und Euro hat bislang zu einigen sehr seltsamen Auswirkungen geführt. Und dies nicht nur auf dem heimischen Markt. Großbritannien ist weltweit der zweitgrößte Weinimporteur. Zudem hat das Empire erhebliche historische Leistungen in der Organisierung der Weinproduktion und -distribution von und in Europa bis gar nach Indien. Und es hat heute noch eine sehr bedeutende Stellung im Bereich Re-Export.
Der Brexit wird wahrscheinlich sehr viel ändern. Für die bevorstehende Fachmesse Vinexpo in Bordeaux ist dies Anlass für eine groß angelegte Diskussionsrunde mit dem Titel „Vinexpo confronts the challenge of Brexit“. Die Diskussion wird von Jane Anson vom Decanter geleitet. Sie wird auch der Frage nachgehen, welche Handlungsmöglichkeiten Weinerzeuger selbst eröffnen können. Doch vieles wird von zukünftigen Handelsabkommen zwischen EU und Großbritannien abhängen. Vorstellung und Hoffnungen, dass eigentlich alles beim Alten bleibt und diese Abkommen lediglich des Status der EU-Mitgliedschaft fortschreiben, wurden jedoch letztlich deutlich von Kontinentaleuropa widersprochen.
Diskussion über den Brexit auf der Vinexpo
Zur Diskussion werden hochrangige und international erfahrene Teilnehmer erwartet. Darunter sind Miles Beale von der Wine and Spirit Trade Association (WSTA). Schon vor der Abstimmung in Großbritannien hat sich Bale öffentlich für einen Verbleib in der EU geäußert und umfangreich die Vorteile für die Wein- und Spirituosenindustrie beschrieben. Immerhin ist das Land der größte Spirituosenhersteller. Er beschäftigte sich zudem mit den Auswirkungen des Wegfalls der europäischen Vorschriften bei der Herstellung z.B. von Gin in Großbritannien. Zudem wird Jean-Marie Barillere (Präsident des Comité Européen des Entreprises Vins) erwartet. Barillere war lange Zeit in der Champagne für bedeutende Häuser und den Erzeugerverband tätig.
Aus Großbritannien wird Andrew Shaw (Conviviality plc / Bibendum) an der Diskussion um den Brexit teilnehmen. Er gilt als einer der einflussreichsten Weineinkäufer für den britischen Markt. Shaw äußerte sich in der Vergangenheit über die negativen Auswirkungen, die mit der Unsicherheit durch den Brexit in den Weinhandel gekommen sind. Große Händler mussten die Unsicherheiten in den Preisschwankungen sogar durch Finanzinstrumente absichern. Guillaume Deglise (CEO der Vinexpo) betont, dass für einige der zahlreichen Besucher der Messe der Brexit auch eine Chance sein kann den britischen Markt zu erreichen. Shaw sieht hier insbesondere für die Weine aus China in den kommenden Jahren eine deutliche Entwicklung.
20. Juni 2017
Vinexpo Bordeaux
Forum 16 – 17:30 Uhr
Hier sind weitere Veranstaltungsdetails.