Bei all dem ganzen Wein auf der Vinexpo kann man sich wirklich fragen: Was wollen wir Essen 5 Tage lang? Eigentlich hat man so viele Termine, viele stehen auf Weinmessen völlig unter Strom, so dass das Essen eigentlich nur noch Nahrungsaufnahme ist. Die Vinexpo hat hier – eigentlich in französischer Tradition, in der Speisen mit Wein kombiniert sind und auch in mediteraner Kultur, die das ähnlich handhabt – eine andere Lösung parat.
Man kann auf dieser Weinfachmesse in Bordeaux tatsächlich auf seine Genüsse kommen. Eigentlich ist es sogar schwer etwas zu finden was irgendwie stinkt oder mit Geschmacksverstärkern verseucht ist. Das Showcooking im „L’Atelier Food & Wine“ veranstaltet in Kooperation von Gault Millau und der Vinexpo zeigt unterhaltsam und präzise wie exzellente Küche mit hervorragenden Weinen kombiniert werden kann. Ich habe mich gestern von Virginie Basselot vom Saint James in Paris bekochen. Die Präsentation der Weine übernahm Sommelier Micael Morais. Dieser empfahl Chateau Saint-Piere aus Saint-Julien aus den Jahrgängen 2002 und 2009. Fisch und Rotwein geht doch.
Virginie Basselot vom Saint James in Paris
Sommelier Micael Morais
Insgesamt gibt es auf der Vinexpo 16 dieser hochwertigen Kochveranstaltungen. Aus Deutschland wurde keine geringeren als Thomas Bühner und Sommelier Sven Oetzel vom Restaurant La Vie in Osnabrück für dieses Projekt gewonnen. Aber es waren auch Spitzenköche aus Belgien und den Niederlanden beteiligt. Mir hat daran sehr gefallen, dass hochwertig und sehr gut abgestimmt die Kombination von Speisen und Wein erlebbar ist. Zudem gab es die Möglichkeit vom Publikum Fragen zu stellen und Anmerkungen zu geben. An der Qualität dieser Diskussionen zeigt sich für mich, dass diese Veranstaltungsreihe sehr fruchtbar ist und sich wahrscheinlich auch für die Spitzenköche und Sommeliers lohnt, da es ein detailliertes Feedback vom Fachpublikum gibt.
Aber auch jenseits des offiziellen Programms zeigt sich auf der Vinexpo, dass auch bei Großveranstaltungen eine gute Verpflegung möglich ist. Und dies in allen Kategorien. So stehen am Ufer des Sees hochwertige Restaurants zur Verfügung. Die habe ich nicht getestet, wobei ich es sehr entspannend finde zu wissen, dass es auf der Messe genügend Besucher gibt, die diese Angebote wahrnehmen und auch reichlich Zeit mitgebracht haben.
Aber auch der eher schnellere Genuss ist möglich. Es kann eigentlich alles so einfach sein. Das sehen die Stände mit Baguette belegt mit Schinken bis Foie Gras. Der Preis dafür beginnt bei ca. 5 Euro, was für die Qualität durchaus günstig ist. Für asiatische Besucher gibt es auch eine Speisemöglichkeit die ich aber nicht genutzt habe. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass bei der Internationalität, die die Stadt Bordeaux ausstrahlt die durchaus lohnenswert ist.
Eine Idee hat mich aber wirklich begeistert. Da steht alle fünf Messetage der Austern-Truck. Die Idee ist genial. Hier wird FastFood zu StreetFood. Der Unterschied ist ziemlich einfach: Während das erste häufig nur Bähh ist, glänzt Street Food mit Ideen. Es geht um den mobilen und urbanen Menschen der – anders als in der Urlaubsgastronomie wo es Restaurants reicht, die Besucher nur einmal auf den Arm zu nehmen – auch an die Orte wieder kommt und deswegen selektiert. Das ist aus meiner Sicht der Kern der Veränderung von FastFood zu StreetFood.
Der Austern-Truck offeriert 6 Austern und ein Glas Wein für 6 Euro. Als Wein gibt es einen Entre-deux-Mers. Eine schöne Kombination. Das Angebot wird von den Besuchern dem entsprechend sehr umfangreich angenommen. Die Vinexpo ist in den Kategorien Qualität, Ideenreichtum, Vielfallt und beim Thema Essen und Wein ganz weit oben mit dabei. Wer hier nicht aus seine Genüsse kommt, dem ist nicht mehr zu Helfen.